Finnlands Nationalparks – Pallas-Yllästunturin kansallispuisto
Wir beginnen unsere Serie über die finnischen Nationalparks mit Pallas-Yllästunturi und einem Bericht mit beeindruckenden Bildern von Alexandra, die den Nationalpark im Rahmen einer neunwöchigen Finnlandtour besucht hat.
Die Landschaft des Pallas-Yllästunturi Nationalparks wird von einer nahezu 100 km langen Bergkette geprägt. Der ursprüngliche Teil des in 1938 gegründeten Nationalparks Pallas-Ounastunturi gehörte zu den ersten finnischen Nationalparks. In 2005 wurde der Nationalpark mit dem Naturschutzgebiet Ylläs-Aakenustunturi zusammengefasst, wodurch sich die Fläche auf insgesamt 1020 km² verdoppelte. Damit ist er der drittgrößte Nationalpark Finnlands und mit mehr als 500 000 Besuchern jährlich auch der beliebteste.
Subpolare Tundralandschaft
Die lange Bergkette ist eine Reminiszenz aus einem vor etwa 3 Mrd. Jahren entstandenen Faltengebirge, das allerdings wegen der durch die Eiszeit verursachten starken Erosion erheblich an Höhe eingebüßt hat. Die höchste Erhebung Taivaskero, die ein Teil des Pallastunturi ist, liegt bei 809 m über dem Meeresspiegel.
Zu der Bergkette gehören von Norden nach Süden u.a. Ounastunturi, Pallastunturi, Lommoltunturi, Sammaltunturi, Kemiötunturi, Äkäskero sowie in der Region Ylläs Aakenustunturi, Lainiotunturi und Kesänki. Aus der Ylläsgruppe gehören nur Keskinenlaki und Kellostapuli dazu, der Ylläs selbst mit seiner Spitze liegt bereits außerhalb des Nationalparks.
Vielseitige Naturerlebnisse
Innerhalb des Nationalparks gibt es etwa 350 km ausgewiesene Routen sowohl für kurze Tageswanderungen als auch für längere Wildniswanderungen oder Fahrradtouren. Im Winter gibt es dort mehr als 500 km präparierte Skiloipen. Es gibt außerdem auch Touren, die für Schneeschuhe und Fatbikes geeignet sind. Die beliebteste Tour ist die Hetta-Pallas-Route, die bereits 1934 eingerichtet wurde.
Die vielseitige Natur im Nationalpark bietet atemberaubende Ausblicke über die Weiten der Tundra sowie Wälder und Sumpfgebiete. Für längere Wanderungen gibt es Übernachtungsmöglichkeiten in einfachen Unterständen (laavu), Kotas, Wildnishütten oder in buchbaren Hütten. In 2017 wurde der Pallas-Ylläs Nationalpark als weltweit zweitbeste Reisedestination vom internationalen World Travel & Tourism Council ausgezeichnet.
Reisebericht
In 2022 unternahm Alexandra mit ihrem Mann Niels-Peter eine neunwöchige Finnland-Tour mit einem VW-Reisebus, die sie u.a. zum Pallas-Ylläs Nationalpark führte. Hier ein Auszug aus ihrem Reiseblog:
In Hetta gehen wir auf den Campingplatz, er bietet neben Küche und Sanitärgebäude auch Gemeinschaftssauna und liegt am östlichen Ende des 15 km langen Sees Ounasjärvi, schon außerhalb des Ortes, aber nur 3 km vom Luontokeskus, dem Naturzentrum, entfernt.
Das nordische Licht am See ist traumhaft, morgens und abends besonders.
Nellie bekommt gleich Besuch vom sehr freundlichen Hund der Eigentümer.
Am Montag fahren wir mit den Rädern zum Luontokeskus, kaufen eine Karte und entscheiden uns, die erste 10 km-Wanderung gleich zu machen, das Wetter ist ganz gut angesagt. Wir kommen durch Wald und Moor bis auf den Gipfel des Jyppyrä, eine heilige Stätte der Samen, von dem man eine fantastische Aussicht hat.
Am Dienstag wollen wir auf den Pyhäkero, einen mit 711 m für diese Gegend ziemlich hohen Tunturi/Berg. Wir setzen nicht mit dem Wassertaxi über, sondern fahren mit den Rädern 7 km über eine teils sandige, mit Schranke abgesperrte Schotterstraße (ich verstehe langsam, warum hier so viele Fatbike fahren) zum Parkplatz vor dem Eingang zum Ylläs-Pallastunturi-Nationalpark. Der Nieselregen wird stärker, als wir die Räder abstellen. Ein junger Finne macht vor einem VW-Bus Würstchen auf einem Campingkocher warm. Er fragt uns, ob wir „shelter“ brauchen können und klappt die Heckklappe seines Wagens hoch, so dass wir drunter stehen können, bis der Regen nachlässt. Er ist mit seiner Tochter aus Vantaa bei Helsinki mit dem Zug gekommen und hat das Auto von einem Freund in Rovaniemi geliehen bekommen. Nun macht er Abenteuer-Urlaub mit seiner Tochter. Wir wandern los und stärken uns nach ca. 2 km in einem Sommercafé in einer Holzhütte neben der Wanderhütte. Dann geht es 400 m bergauf über die Baumgrenze.
Nellie bellt und als wir uns umdrehen, sehen wir die Silhouetten von Rentieren auf dem Hügel hinter uns. Das letzte Stück des Aufstiegs ist steinig und steil.
Von oben staunen wir über die unfassbare Weite, die sich dem Blick in alle Richtungen bietet. Auch auf dieser Höhe sind Seen. Weiter hinten leuchtet die Sonne den Regen an.
Beim Abstieg taucht vor uns plötzlich eine ganze Rentierherde auf, einige weiße Tiere sind dabei. Nellie hat sie wieder zuerst entdeckt, der Wind weht aus der Richtung. Es ist ein traumhafter Anblick, als die Herde vorbeizieht.
Zurück will Nellie immer noch rennen und nicht in den Anhänger. Sie ist richtig fit geworden. Wir sind froh, als wir auf dem Campingplatz sind.
Am Mittwoch soll es regnen (tut es nicht bis 17 Uhr – die Wettervorhersage des finnischen Wetterdienstes hier habe ich wohl noch nicht ganz verstanden), wir beschließen einen Ruhetag mit einem kleinen Ausflug in den Ort zur Kirche, laut Hetta-Website der vielleicht schönsten in Finnland – und zum Einkaufen. Die Kirche hat tatsächlich durch den langen schlanken Turm und die in der Sonne ganz leicht glitzernde Fassade einen besonderen Zauber. Innen wird dies verstärkt durch das außergewöhnliche Altarbild, ein überwiegend weißes Fresko-Mosaik mit Motiven aus Enontekiö: Sami, Rentiere, Äste mit Schneehuhn, darüber nicht ein gekreuzigter, sondern ein segnender Jesus. Dazu kommt die architektonische Gestaltung mit Licht, viel Holz und einer schönen Orgel.
Zurück geht es unter einem der vielen Regenbögen, die wir in diesen Tagen sehen, weil es immer mal wieder regnet und dann die Sonne aber durchkommt.
Nach Mitternacht weckt Niels-Peter mich und fragt, ob ich mit rauskommen will. Auf dem Weg zur Toilette hat er einen grünlichen Nebel gesehen. Ich stehe sofort auf und wir sehen unser erstes Nordlicht: der grüne Nebel hat sich im Norden zu einem wunderschönen grünen Schweif formiert. Niels-Peter hat sein I-Phone dabei und das fängt es tatsächlich ein (die Spiegelreflex liegt im Rucksack, da für diese Nacht absolut nichts angekündigt war). Wir freuen uns an dem Bild, das der Fuchs der Sage nach an den Himmel gemalt hat.
Am Donnerstag, 1. September, zieht es uns weiter. Wir essen zu Mittag im Restaurant des Naturzentrums in Hetta, allerdings draußen, Hunde dürfen nicht rein. Danach bringen wir Nellie ins Auto und sehen uns die Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Sami an.
Hier ein paar Eindrücke:
Uns hat Hetta sehr gut gefallen, wir werden auf jeden Fall wiederkommen….
Den kompletten Reiseblog gibt’s hier.
Text und Fotos Reisebericht sowie Beitragsfoto: Alexandra Mahler-Wings