Aleksis Kivi – Pionier der finnischen Literatur

Am 10. Oktober wird in Finnland alljährlich der Aleksis Kivi-Tag gefeiert, der auch als der Tag der finnischen Literatur bekannt ist. Aleksis Kivi war der erste finnische Berufsschriftsteller und ein Pionier der finnischen Literatur.

Seine bekanntesten Werke sind Seitsemän veljestä (Die sieben Brüder) und Nummisuutarit (Die Heideschuster). Über den ersten bedeutenden Roman, der in finnischer Sprache veröffentlicht wurde, Die sieben Brüder, haben wir bereits berichtet. Nummisuutarit ist eine Bauernkomödie in fünf Akten und gehört zu den klassischen Werken der finnischen Literatur. Gedruckt wurde sie 1864, die Uraufführung erfolgte 1875.

Szene aus einer Aufführung von 1950 im Tampereen kesäteatteri.

Hochzeitsvorbereitungen mit Hindernissen

In dem Theaterstück geht es darum, dass der Schuhmachermeister Topias und seine resolute Frau Martta ihren etwas einfältigen Sohn Esko verheiraten möchten. Dies muss unbedingt schnell geschehen, bevor ihre Ziehtochter Jaana den Schmied Kristo ehelicht, denn laut dem Vermächtnis eines alten Korporals sollen 500 Taler entweder Esko oder Jaana zugesprochen werden, je nachdem, wer von beiden zuerst heiratet.

Die verschiedenen Figuren der Komödie sind wie Karikaturen von bestimmten, nicht nur in Finnland vorzufindenden Charakteren. Starke Frauenfiguren und Pantoffelhelden sowie der übermäßige Alkoholkonsum und die daraus resultierenden Rangeleien ziehen sich durch die gesamte Handlung des Stückes. Nach vielen Missverständnissen, Streitigkeiten und Handgemengen gibt es dann doch noch ein Happy End.  Jaana findet ihren leiblichen Vater Niko, der dafür sorgt, dass Jaana ihren Freund Kristo als erste heiraten kann. Das Geld wird geteilt und alle sind glücklich. Die vorbereitete Hochzeitstafel von Esko wird kurzerhand zur Verlobungstafel von Jaana umgewidmet und das Stück endet mit einer großen gemeinsamen Feier.

Resolute Frauen und Pantoffelhelden.

Altertümlich aber authentisch

Die Sprache von Aleksis Kivi ist zwar etwas altertümlich, aber sehr ausdrucksstark und lebendig. Aus der Komödie stammt auch die noch heute bekannte Redewendung „Niin muuttuu maailma, Eskoni!“ (So verändert sich die Welt, mein Esko!) Aleksis Kivi war auch ein hervorragender Beobachter und hat viele, für seine Zeit typische Gebräuche und Situationen des Alltags in sein Werk eingeflochten.

Die Berichte des Vaters von Jaana, der als Seemann die Welt gesehen hat, zeugen von Aleksis Kivis Belesenheit und Wissen. Beim Schreiben der Komödie Nummisuutarit hat Kivi seine eigene Heimatregion beschrieben. Das gab dem Text eine gewisse Lebendigkeit, Vielseitigkeit und Authentizität.

Schöpfer der Nationalliteratur

Kivi wurde am 10. Oktober 1834 in Palojoki bei Nurmijärvi als Alexis Stenvall geboren und starb am 31.12.1872 in Tuusula. Neben Mikael Agricola (erste finnische Fibel) und Elias Lönnrot (Nationalepos Kalevala) wird Aleksis Kivi als weiterer Schöpfer der finnischen Nationalliteratur betrachtet. Seine Werke haben die Selbstwahrnehmung der Finnen und die finnische Identität sehr stark geprägt.

Am Aleksis Kivi-Gedenktag wird seit 1950 landesweit die finnische Flagge gehisst. Bis in die 1960er Jahre war der Tag auch ein schulfreier Tag. Seit 1978 ist der Gedenktag mit dem Zusatz „Tag der finnischen Literatur“ versehen.

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Aleksis Kivi -Gedenktag

 

 

Beitragsfoto oben: Geburtshaus von Aleksis Kivi in Palojoki bei Nurmijärvi (CC BY 4.0/Helga Lähdemäki, Nurmijärven museo)

Beide Szenenfotos: CC BY 4.0/E.M.Staf, Vapriikin kuva-arkisto