Foto des Monats: die Granitkirche von Vuolijoki
Beate und Ulrich, beide begeisterte Finnlandreisende und DFG-Mitglieder, verbringen schon seit vielen Jahrzehnten ihren Urlaub in Finnland. Als talentierte Hobbyfotografin hat Beate viele wunderschöne Motive eingefangen, wie beispielsweise die Granitkirche von Vuolijoki.
Vuolijoki ist ein kleiner Ort etwa 130 km südöstlich von Oulu mit rund 2.600 Einwohnern und liegt am gleichnamigen Fluss, der in den Oulu-See mündet. Der Name Vuolijoki taucht schon im 16. Jahrhundert in Dokumenten auf. Er entstammt vermutlich aus dem Saami und bedeutet sinngemäß „unterer Flusslauf“ (vuolli = unter-).
Zu dem Foto des Monats April schreibt Beate folgendes:
Diesmal möchte ich der geneigten Leserschaft etwas aus dem speziellen Bereich der Architektur vorstellen.
Als wir nach einer von heftigen Regenschauern begleiteten Fahrt in Vuolijoki ankamen, war die Kirche leider verschlossen: Ich hatte es versäumt, vorher rechtzeitig bei der Gemeinde um Einlass zu bitten. Aber auch von außen war die Kirche beeindruckend: sie wirkte buchstäblich wie „eine feste Burg“. Ich dachte umgehend an den Liedtext von Martin Luther; denn Luther dichtete dieses „Glaubens- und Trostlied“ 1527 beim Herannahen der Pest. Seuchen bestimmten Deutschland auch zu Beginn der Neuzeit, und die Angst vor einem jähen Tod zog sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Wie passend – befanden wir uns doch beim Besuch dieser ungewöhnlichen Kirche mitten in der Corona-Pandemie.
Diese 1905/06 errichtete Kirche ist die einzige Steinkirche in der Provinz Kainuu. Sie wurde auf Beschluss des Senats aus Stein gebaut, obwohl sich die Gemeinde eine Holzkirche gewünscht hätte. Entworfen wurde die Kirche vom Architekten Josef Stenbäck im Baustil der Nationalromantik/Jugendstil. Die Kirche liegt malerisch in einem Birken-Geviert mit frisch geschnittenem Rasen und Soldatengräbern.
Während Kirchen der Nationalromantik, z.B. in Helsinki und Tampere, eigentlich etwas Heiteres und durchaus Leichtes zu eigen ist, wirkt diese Granitkirche sehr erdverbunden und geradezu trutzig. Gäbe es nicht die typische Formensprache am Eingang, den Fenstern und dem Kirchturm, könnte man an die Erdenschwere einer romanischen Kirche denken.
Wer sich in der Nähe von Kajaani aufhält, sollte diese Kirche auf jeden Fall besuchen!
Text und Fotos: Beate Erwien-Schrotmann