Gute Aussichten für Pilzliebhaber
In diesem Jahr reifen die Pilze ungewöhnlich früh in den finnischen Wäldern. Es wird eine überdurchschnittlich gute Pilzernte erwartet. Der warme und regenreiche Sommer war aus der Pilzperspektive perfekt.
Im Südwesten des Landes konnte man schon jetzt Trompetenpfifferlinge finden, die normalerweise erst im September-Oktober reifen. Pilzspezialisten vermuten, dass die diesjährige Pilzsaison außergewöhnlich lang sein wird. Viele Pilzarten schießen früh aus der Erde und bieten Erntemöglichkeiten bis weit in den Herbst hinein.
Es gibt mehrere Faktoren, die die Qualität und Quantität der Pilzernte beeinflussen. Es kommt u.a. darauf an, wie die unterirdischen Fadengeflechte der Pilze den Winter überstehen und wie sich das Wetter während der Erntezeit entwickelt. Auch die Regenfälle sind oft sehr regional, so dass die Ernteaussichten nicht überall im Land gleich sind.
Umfeld im Auge behalten
„Wenn man unten Pilze entdecken möchte, sollte man zuerst nach oben zu den Bäumen schauen“, heißt ein Rat der wahren Pilzkenner. Gute Pilzgründe sind ältere, gut gedeihende Mischwälder, in denen sich auch Blaubeeren wohlfühlen. Es lohnt sich nicht, in jungen Waldgebieten zu suchen. Die Bodenpflanzen sollten nicht zu hoch und der Wald muss lichtdurchlässig sein. Wälder mit Kiefern, aber auch einzelnen Birken sind vielversprechend: oft findet man dann um die Birke herum viele Pfifferlinge.
Ein weiterer Rat der Pilzkenner: wenn die giftigen Fliegenpilze aus der Erde schießen, dann ist auch die Zeit der Steinpilze nicht weit entfernt. Die wichtigste Regel für jeden Pilzsammler ist jedoch, dass man nur Pilze sammeln sollte, die man sicher identifizieren kann. Für Anfänger ist der Pfifferling eine gute Wahl, denn der hat keine giftigen „Geschwister“ mit ähnlichem Aussehen. Mittlerweile gibt es auch Apps, die bei der Identifizierung helfen können. Für Anfänger ist es jedoch ratsam, sich zunächst mit einem erfahrenen Pilzsammler gemeinsam auf die Suche zu begeben.
Alte Tradition
Gemäß der Universität Helsinki kennt man in Finnland etwa 8 000 verschiedene Pilzarten, die tatsächliche Zahl kann jedoch weit höher sein. Essbare Arten gibt es mehr als 200. Die jährliche Pilzmenge wird auf 1,5 – 4 Mrd. kg geschätzt, gesammelt werden davon etwa 2 – 10 Mio. kg. Der größte Teil wird in den privaten Haushalten verbraucht. Etwa 70 % der Bevölkerung sammelt aktiv Beeren und Pilze. In Finnland ist das Pilzsammeln eine alte Tradition, noch heute wird das Wissen um Pilze meist innerhalb der Familie weitergegeben. Das Pilzsammeln steht somit auch zu recht auf der nationalen Liste des immateriellen finnischen Kulturerbes.
Es ist sehr leicht in Finnland, Pilze zu sammeln, denn die Wälder sind meistens nicht sehr weit weg vom Wohnort entfernt, insbesondere am beliebten Sommerhäuschen. Zudem erlaubt das in Finnland geltende Jedermannsrecht, dass man auch in privaten Wäldern sammeln darf, wenn man nur nicht zu nah an bewohnte Häuser und Gärten geht.
Die unzähligen finnischen Pilzarten haben Namen, die für Ausländer nicht nur unaussprechlich sind, sondern zudem auch sehr lustig in den Ohren der Einheimischen klingen:
Röllirusokas – Ranziger Rötling
tihkutympönen – Gelbscheibiger Fälbling
haituvahiippo – Feinhaariger Scheinhelmling
mönjävahakas – Mennigroter Saftling
pistehimmihiippo – Rauhsporiger Samthelmling
pörhösuomuhelokka – Sparriger Schüppling
rikkakarikka – Mäuseschwanzrübling
nuhrumyyränlakki – Fleckender Tellerling
nukkakalponen – Geweihförmiger Schleimpilz
ryhäpahkajalka – Goldstiel-Schuppenwulstling oder
kurttujuurekas – Wurzelnder Schleimrübling
– die deutschen Bezeichnungen sind nicht minder bizarr.
Rezept für einen traditionellen Pilzsalat:
Zutaten
3-4 dl gesalzene, getrocknete Pilze
1 Zwiebel
weißer Pfeffer
Für die Soße
2 dl Sahne oder Sahne-Dickmilch (Saure Sahne)
1-2 TL Zitronensaft oder Essig
1/2 TL Zucker
Zubereitung
- Die Pilze einweichen, bis der Salzgehalt passend ist. Wasser abgießen, Pilze ausdrücken und klein schneiden.
- Zwiebel schälen und klein hacken.
- Die Zutaten für die Soße verrühren und abschmecken. Die Soße soll frisch säuerlich schmecken.
Rezept: Finnischer Martta-Verband
Beitragsfoto oben: Mika Diehl