Unsere neue Kulturecke

Finnland ist ein wahrliches Eldorado der Kultur. Jährlich werden unzählige Festivals vorwiegend in den Sommermonaten organisiert. Es gibt kaum einen Ort, der kein Kulturereignis im Angebot hat. Die Organisation Finland Festivals vereint unter ihrem Schirm die 79 bedeutendsten Kulturfestivals von Musik, Tanz, Theater, Literatur, Film bis hin zu Kultur für Kinder. Die gesamte Besucherzahl der Finland Festivals -Veranstaltungen beläuft sich auf mehr als 2 Mio. – bei einer Einwohnerzahl von 5.5 Mio. ist das eine beachtliche Leistung!  Weitere Gründe sind sicherlich die ausgezeichneten Bildungsvoraussetzungen sowie die Förderung der Künstler*innen in den diversen Kulturbereichen.

Von ihrer satzungsmäßigen Aufgabe ausgehend bringt die DFG schon seit vielen Jahren finnische Kultur in Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen in alle Teile Deutschlands. Sobald es die Coronalage wieder zulässt, werden wir auch in Schleswig-Holstein wieder Veranstaltungen und Begegnungen organisieren.

Zunächst werden wir aber in unserer neuen Kulturecke Artikel zu den verschiedensten Kultursparten veröffentlichen. Wir beginnen die Reihe mit der Literatur.

Fleißige Leserinnen und Leser

Die Finnen gelten als äußerst literaturinteressiert. Jährlich werden in Finnland mehr als 4500 Neuerscheinungen publiziert. Auch als Leser sind die Finnen fleißig, was vor allem dem umfassenden und kostenlosen Bibliotheksnetz zu verdanken ist. Durchschnittlich liegt die Anzahl der Ausleihen pro Einwohner bei etwa 19 Büchern pro Jahr.

Jedes Jahr erscheinen im Ausland 300 – 400 Übersetzungen finnischer Literatur in etwa 40 Sprachen. Die wichtigsten Länder nach Anzahl der abgeschlossenen Verträge mit Verlagen sind China, Deutschland, Großbritannien, Japan und Polen. Die bisher am meisten übersetzten Autoren sind Elias Lönnrot (Kalevala, 57 Sprachen), Mika Waltari (Sinuhe, der Ägypter, 40), Sofi Oksanen (Fegefeuer, 38), Aleksis Kivi (Die sieben Brüder, 37) und Tove Jansson (Das Sommerbuch, 31).

Insgesamt liegt Deutschland mit 1388 übersetzten Werken zwischen 1839 – 2020 mit Abstand an erster Stelle. In 2019/2020 sind 36 Werke verschiedener Kategorien in deutscher Sprache erschienen.

Bücherwürmer gefragt!

An dieser Stelle werden wir in losen  Abständen finnische Bücher vorstellen. Es können Neuerscheinungen sein, aber auch ältere, eher unbekannte Werke. Wenn jemand ein interessantes Buch in deutscher Übersetzung gelesen hat und Lust verspürt, darüber zu berichten, dann immer her damit! Wir veröffentlichen gerne eure Rezensionen. E-Mail: marianne.sinemus-ammermann [at] dfg-sh.de

Wir eröffnen unsere Kulturrecke mit dem Roman

Der letzte Zug nach Moskau

von René Nyberg

erschienen 2019 bei dtv (ISBN: 9783423281737)

Übersetzung: Angela Plöger

Der Autor war u.a. Botschafter Finnlands in Moskau und Berlin. Sein Buch erzählt die dramatische Geschichte seiner Mutter Fanny, die Jüdin war und gegen den Willen ihrer Eltern einen evangelischen Finnen heiratete.

Die Hauptperson ist jedoch Fannys Cousine Mascha aus Riga. Deren Lebensodyssee führt sie und ihren Mann Josef über Zehntausende von Kilometern von Lettland in verschiedene Länder Europas. Wir erleben sie als eine kluge Frau, die immer wieder mit Stärke und Mut schwere Entscheidungen zu treffen hatte und mit Scharfblick stets das Richtige tat. So  überlebte das Ehepaar zuerst die Deutschen und später die schweren Jahre unter Stalin. Eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt auch ihre Tochter Lena.

Das Buch ist jedoch weit mehr als eine Familiengeschichte, denn der Autor bettet sie in die geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts ein. Es liest sich so spannend wie ein Roman und bereichert das Wissen der Leser durch interessante Hintergründe und den überraschenden Schluss.

Angela Plöger

Quellen und weitere Informationen:

Zentrum für Literaturexport FILI

Finnische Literaturgesellschaft SKS

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Beitragsfoto oben: Bibliothek Oodi, Helsinki, Alexandra Mahler-Wings