Skilanglauf – eine finnische Leidenschaft
Skilanglauf ist genauso wie Sauna und Sisu ein Teil der finnischen DNA. Zunächst als notwendiges Fortbewegungsmittel in winterlichen Verhältnissen, später als beliebte Sportdisziplin und Outdoor-Aktivität für Jung und Alt.
Erste historische Funde von Holzskiern in Finnland stammen bereits aus der Steinzeit, d.h. vor mehr als 5 000 Jahren. Auch in den ältesten schriftlichen Dokumenten gab es bereits Hinweise auf „ein seltsames nordisches Volk, das sich bei der Jagd auf gebogenen Holzlatten fortbewegte“. Ursprünglich waren die Skier unterschiedlich lang: mit dem kurzen „lykky“ oder „kalhu“ am rechten Fuß gab man Schwung und auf dem langen „lyly“ am linken Fuß gleitete man dann auf dem Schnee. Der kürzere Ski war oft mit einem Fell bespannt, um mehr Halt zu haben.
Foto: Museovirasto, CC BY 4.0
Bis in die 1970er Jahre wurden Skier noch aus Holz hergestellt. Am besten eignete sich dafür Kiefern-, Fichten-, Birken- oder Espenholz. Danach stellte man die Herstellung dann nach und nach auf synthetische Werkstoffe um. Früher hat ein „echter Kerl“ seine Skier selbst hergestellt, die Kunst der richtigen Herstellung wurde von Vätern an die Söhne weitergegeben. Wer es nicht gelernt hat und es sich leisten konnte, ließ sich seine Skier vom Skischreiner machen. In den besten Jahren der Holzskier gab es mehr als 200 Skiwerkstätten in Finnland. Bekannte Hersteller waren Emil Lampinen mit Oy Urheilutarpeita Ab und später in den 1980er Jahren Esko Järvinen Oy.
„Ylös, ulos ja ladulle!“
Zum Freizeitvergnügen wurde das Skilaufen erst in den 1930er Jahren, als man begann, die positiven gesundheitlichen Aspekte hervorzuheben. Bis dahin war Langlauf lediglich eine Notwendigkeit gewesen, um sich im Winter in schneereichen Gegenden fortbewegen zu können. 1938 wurde der Sportverein „Suomen Latu“ (Finnlands Loipe) gegründet und man begann, ausgeschilderte Loipen in den Wäldern zu spuren. 1978 appellierte der beliebte Journalist und Entertainer Niilo Tarvajärvi an die Bevölkerung mit dem Slogan “Auf, hinaus und auf die Loipe!“ für mehr sportliche Aktivitäten. Der Slogan basierte auf der beliebten Radiosendung „Tervetuloa aamukahville“ (Willkommen zum Frühstückskaffee), die Tarvajärvi immer mit den Worten „Ylös, ulos ja lenkille!“ (Auf, hinaus und auf eine Runde!“) beendete.
Abzeichen aus den 1960er Jahren, Foto: Helsingin kaupunginmuseo, CC BY 4.0
Seit 1946 gibt es die beliebte Volksbewegung „Kansanhiihto“ (Volksskilauf). Ihren Höhepunkt erreichte die Bewegung in den 1960er Jahren. Es galt als Ehrensache, so viele Touren und Kilometer wie möglich in seinem Heft zu sammeln. Stempel dafür gab es in Skihütten entlang der Loipen, sowie an ausgewiesenen Stellen in weniger dichtbesiedelten Gegenden. Wenn man genügend Punkte gesammelt hatte, konnte man sich das begehrte Abzeichen kaufen. In den Spitzenjahren kamen 1,5 Mio. registrierte Touren zusammen! Heute ist Suomen Latu ein Dachverband mit 190 Mitgliedsvereinen und mehr als 84 000 Mitgliedern im ganzen Land.
Gut für die Gesundheit
Skilanglauf ist eine Ausdauersportart, die sich positiv auf das Herz-/Kreislaufsystem auswirkt. Sie kann den Blutdruck und das Risiko von koronaren Herzkrankheiten reduzieren. Wenn man die Lauftechnik richtig beherrscht, fördert das Skilaufen den Aufbau der großen Arm- und Beinmuskulatur sowie der Rückenmuskulatur. Skilaufen belastet nicht die Gelenke, so dass es auch für ältere Menschen und Personen mit leichten Gelenkerkrankungen geeignet ist. Auch das Gleichgewicht wird durch Skilanglauf trainiert.
In Finnland gibt es nahezu überall ausgezeichnete Bedingungen für Cross-Country-Fans. Es gibt tausende Kilometer von regelmäßig gespurten und teilweise sogar beleuchteten Loipen. Auf mehreren Internetseiten, wie z.B. ladut.fi, kann man die Schneebedingungen der verschiedenen Routen abrufen. Luontoon.fi gibt einen Überblick über die von der finnischen Forstverwaltung unterhaltenen Strecken in den Nationalparks.
Quellen und weitere Informationen:
Suomen Latu (Finnisch/Englisch)
Beitragsfoto oben: Visit Finland, Juho Kuva
