Filmfest unter der Mitternachtssonne

Der kleine Ort Sodankylä liegt sehr weit im Norden Finnlands, etwa 120 km nördlich des Polarkreises. Aber seit fast 40 Jahren pilgern mehr als 30 000 Besucher aus nah und fern zum alljährlichen Midnight Sun Film Festival.

Die meisten Vorführungen sind ausverkauft. Foto: MSFF/Jacky Law

Kurz vor dem Juhannus-Wochenende ging das 39. Filmfestival der Mitternachtssonne zu Ende. Mit 33 000 Cineasten wurde das bisher zweitbeste Besucherergebnis erzielt. Das Filmfestival von Sodankylä zählt von der Stimmung her zu den einmaligsten Veranstaltungen der Filmszene weltweit: unter der Mitternachtssonne treffen sich die renommiertesten internationalen Regisseure, rising stars der Filmszene, ein internationales Fachpublikum und ganz gewöhnliche Filmfans in einer lockeren und warmherzigen Atmosphäre ohne Glanz und Glamour. Laut Veranstalter ist das Festival im hohen Norden „geprägt von der Liebe zum Filmemachen, hier ist steife Förmlichkeit fehl am Platz und es gibt keine Befürchtungen, sich im Dschungel der Bürokratie zu verirren.“

Viel internationale Prominenz

Während der Festivaltage konnten die Besucher namhafte internationale Regisseure hautnah bei Filmveranstaltungen und bei den bereits legendären Morgengesprächen erleben. In diesem Jahr waren u.a. der französische Regisseur Leos Caraxin mit sechs Filmen sowie der Mexikaner Alfonso Cuarón mit allen seinen oscapreisgekrönten Filmen dabei. Beim Publikum kamen allerdings die Filme von der deutsch-türkischen Regisseurin Aslı Özge (All of a Sudden) und des kazachischen Regisseurs Adilkhan Jeržanov (The Owners) am besten an und bescherte den Organisatoren stets ausverkaufte Vorstellungen. Auch Stummfilme waren im Programm, in diesem Jahr u.a. der in 1930 erschienene Film Unser täglich Brot (City Girl) von F.W. Murnau mit musikalischer Begleitung vom Pianisten Neil Brand und The Dodge Brothers.

Berühmte Gründer

Das Filmfestival von Sodankylä wurde 1986 gegründet. Neben der Gemeinde Sodankylä waren die Filmemacher Aki und Mika Kaurismäki sowie Anssi Mänttäri die Gründer. Bis 2014 war Peter von Bagh Festivalleiter, heute ist Timo Malmi der künstlerische Leiter des Festivals.

Die Filme werden an vier Locations rund um die Uhr gezeigt. Die Tageszeit spielt keine Rolle, denn die Sonne geht in der Mittsommerzeit nicht unter. Besonders beliebt sind die alten Stummfilme mit musikalischer Begleitung. Zur Krönung des Festivals haben sich jedoch die morgendlichen Talkrunden mit den jeweils eingeladenen internationalen Filmemachern entwickelt. Dort sprechen die Regisseurinnen und Regisseure sowohl über ihre aktuellen Filme als auch über sehr private Themen.

Besondere Festivalzüge bringen die Besucher quer durch Finnland bis nach Rovaniemi. Die Übernachtungskapazitäten in Sodankylä setzen dem Festival natürliche Grenzen, so hat sich eine Besucherzahl von 28 000 bis etwa 33 000 eingependelt. Im vergangenen Jahr wurde ein Rekord mit 35 000 erzielt.

Der Geist von Sodankylä ist mittlerweile weltbekannt. Im Laufe der Jahre sind viele namhafte Regisseurinnen und Regisseure von Doris Dörrie (1996) über Fatih Akin (2009) bis hin zu Francis Ford Coppola (2002) beim Festival dabei gewesen, um nur einige zu nennen.

Foto: MSFF/Axa Sorjanen

 

Foto oben: MSFF/Susanna Pesonen