Ein Leben im Finnenhaus

Viel zu früh verstarb unser langjähriges, aktives Mitglied Peter Plischewski Ende des vergangenen Jahres.

Peter Plischewski (1965-2022) war ein so genanntes „Finnenhauskind“: aufgewachsen, sogar geboren in einem finnischen Fertighaus in Neumünster-Einfeld. Solche Häuser wurden zu Beginn der 1940er Jahre in ganzen Siedlungen in Deutschland errichtet. Peter Plischewski hat sich viele Jahre lang intensiv mit der Geschichte dieser Häuser beschäftigt.

Seine Großeltern wurden während des Zweiten Weltkrieges viermal in Kiel ausgebombt. Sie kamen zunächst bei Verwandten in verschiedenen Orten unter, beim vierten Mal wurde ihnen das Finnenhaus in Einfeld zugewiesen. Auch sein Vater kaufte 1966 ein Finnenhaus und Peter selbst schließlich in 1988 eine Doppelhaushälfte für 90.000 DM. Seit seiner Jugend war er stets historisch interessiert. Als dann Ende der 1980er Jahre in Einfeld die Frage aufkam, woher der Name Finnenhaussiedlung kommt, begab er sich auf die Suche nach den Hintergründen. Er hat in unzähligen Archiven nach Dokumenten gesucht und etliche Zeitzeugen befragt.

Vorreiter des Fertighausbaus

In Berlin-Kladow ist die Siedlung bunt gestaltet. Foto: Dr. Angela Plöger

Die Finnenhäuser waren sozusagen die Vorreiter der in Holzrahmenbauweise errichteten Fertighäuser. Zwischen 1942 und 1944, als nach Bombardements schnell neuer Wohnraum geschaffen werden musste, kamen die ersten Fertighäuser aus Helsinki nach Deutschland. Mehr als 50 Holzhaussiedlungen mit fast 10.000 Wohneinheiten entstanden so bereits im Deutschen Reich und auch später in der Nachkriegszeit und fast alle sind bis heute bewohnt. Ein Großteil dieser ersten Fertighausparks liegt im Norden, rund um Hamburg und Rostock. Aber auch nahe Hannover und Berlin, in Köln und Bayern gibt es vom finnischen Unternehmen Puutalo Oy errichtete Siedlungen.

All diese und viel mehr Informationen hat Peter Plischewski zusammengetragen und in einer großen Ausstellung im Jahr 2003 im Kreismuseum Plön unter der Schirmherrschaft des damaligen Generalkonsuls von Finnland, Mikko Jokela, sowie in mehreren Heimatbüchern dokumentiert. Anlässlich der Ausstellung gab es auch einen Fernsehbericht darüber im NDR 3.

Er hat sein ganzes Leben in einem Finnenhaus verbracht, das im Fokus seiner Forschungen stand. Dank seiner unermüdlichen Nachforschungen – man könnte es gar finnischen „sisu“ nennen – ist die Entstehungsgeschichte der Finnenhaussiedlungen der Öffentlichkeit erhalten geblieben.

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.

 

Beitragsfoto: Finnenhaussiedlung Bordesholm, Archiv P.Plischewski