Besuch im Haus eines großen Finnen

Im Rahmen der DFG-Kulturtage in Helsinki hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, eine sehr interessante Führung durch das Wohnhaus des in Finnland hoch verehrten Offiziers und Staatsmannes Carl Gustaf Emil Mannerheim zu erleben. Heute ist die Villa ein Museum.

Der in 1876 in Askainen geborene Freiherr war ein Soldat und ein parteiloser Politiker. Seine Familie stammte ursprünglich aus Deutschland. Augustin Marhein wanderte in den 1640er Jahren nach Schweden aus, wo der schwedische König ihn 1693 in den Adelsstand erhob und seinen Namen in Mannerheim umwandelte. Der Urgroßvater von Carl Gustaf Emil Mannerheim, Carl Erik, siedelte schließlich nach Finnland um und bekam 1824 den Adelstitel eines Grafen, der jeweils an den ältesten Sohn vererbt wird.

Vom Offizier zum Staatsoberhaupt

C.G.E.Mannerheim, 1919
Foto: Museovirasto

Seine Karriere begann Carl Gustaf Emil Mannerheim in der Chevaliergarde der kaiserlichen Armee Russlands noch während der Zeit, als Finnland ein autonomes Großherzogtum Russlands war. Dort wurde er zum General ernannt und leitete das 6. Reiterregiment mit mehr als 9000 Soldaten und Pferden. In den Wirren der russischen Revolution in 1917 verletzte sich Mannerheim und musste nach Odessa in die Rekonvaleszenz. Als hoher Offizier und somit Vertreter des zaristischen Regimes war er für die revolutionären Kräfte untragbar und wurde deshalb in die Reserve versetzt. Über St. Petersburg ging er schließlich nach Finnland zurück, wo er sehr rasch zum „Staatsverweser“, also zum stellvertretenden Staatsoberhaupt ernannt wurde. In dieser Eigenschaft unterschrieb er dann auch in 1919 die Verfassung und damit die neue Staatsform Finnlands, die unabhängige Republik Finnland war entstanden!

Bekanntester Finne

Mannerheim war sehr gut mit dem Künstler Akseli Gallén-Kallela befreundet. Dieser wurde gleich mit dem Entwerfen der Symbole des unabhängigen Finnland beauftragt: Münzen und Scheine, Flaggen, Uniformen und Orden. Ein Jahr später wurde Gallén-Kallela Mannerheims erster Adjutant. Später war Marschall Mannerheim Finnlands 6. Staatspräsident (1944-1946) und der Oberbefehlshaber der finnischen Streitkräfte während des 2. Weltkrieges. Darüber hinaus war er Vorsitzender des Finnischen Roten Kreuzes und gründete die Stiftung Mannerheim Kinderschutzbund. Mannerheim war eine der zentralen Figuren der Geschichte des unabhängigen Finnlands und neben Jean Sibelius die bekannteste Person des Landes.

Arbeitszimmer in der Villa in Kaivopuisto
Foto: Museovirasto

Passionierter Jäger

Sein ehemaliges Zuhause, das heute ein Museum im wunderschönen Helsinkier Stadtteil Kaivopuisto ist, zeugt von seinem spannenden Leben, aber auch von seiner Stellung in der damaligen Gesellschaft. Die von seinen zahlreichen Asien-Expeditionen und Afrika-Safaris mitgebrachten Trophäen und Gegenstände zieren die Räume der Villa mit einem wunderschönen Ausblick auf die Ostsee und die Schären vor dem Hafen von Helsinki.

Schnaps und Vorschmack

Mannerheim war außerdem ein Freund der guten Küche und er schrieb oft die Rezepte auf, die er mochte. Mit dem Namen Mannerheim wird der Marski-Schnaps (Marskin ryyppy) verbunden, ein randvoll gefülltes Schnapsglas, mit dem er gerne seine Gäste peinigte, weil es sehr schwierig war, das Glas „unfallfrei“ zu leeren. In seinem Haus in Kaivopuisto hatte er außerdem große Vorräte von guten französischen Weinsorten. Das bekannteste Gericht im Zusammenhang mit Mannerheim ist natürlich der Vorschmack.

Vorschmack

Zutaten:

Vorschmack
Foto: Marttaliitto

300 g Lammhack

1 Zwiebel

3-4 Anjovisfilets

1-2 Knoblauchzehen

1 EL Tomatenpüree

Ca. 0,5 dl Sahne und saure Sahne

Wasser oder Bratenfond

Frisch gemahlener weißer oder schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

  1. Das Hackfleisch mit der gehackten Zwiebel anbraten.
  2. Die Hack-Zwiebel-Mischung mit den Anjovisfilets in eine Küchenmaschine geben. Alles zu einer glatten Masse verrühren. Die kleingehackten Knoblauchzehen, die Sahne und soviel Wasser oder Bratenfond hinzufügen, dass eine cremige Masse entsteht. Mit den Gewürzen abschmecken.
  3. Die Masse in eine gefettete Ofenform füllen und bei 150 °C ca. 1,5 Std. im Ofen garen.
  4. Eignet sich auch hervorragend als Füllung für Ofenkartoffeln, die mit Crème Fraîche, Rote Bete, Gewürzgurken, gehackten Zwiebeln und Kapern serviert werden. Dazu einen knackigen grünen Salat.
  5. Vorschmack schmeckt auch als Aufstrich auf Schwarzbrot.

 

Hyvää ruokahalua – guten Appetit!

 

 

 

Weitere Informationen: Mannerheim-Museum (auf Englisch)

Rezept: Marttaliitto

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