Mikael Agricola und der Tag der finnischen Sprache

Am 9. April werden jedes Jahr in Finnland die Flaggen zu Ehren des Vaters der finnischen Schriftsprache, Mikael Agricola, gehisst. Sein ABC-Buch, die erste finnische Fibel, bildete die Grundlage für die geschriebene Sprache.

Mikael Agricola wurde ca. 1510 in Pernaja bei Loviisa als Mikael Olavinpoika (Sohn des Olavi) geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt, deshalb ist sein Todestag der offizielle Beflaggungstag. Am 9. April wurde auch Elias Lönnrot, der Schöpfer des finnischen Nationalepos Kalevala, geboren, allerdings 300 Jahre später.

Engagierter Reformator

Mikael Agricola war der bekannteste Reformator Finnlands. Schon als Kind war er außergewöhnlich wissbegierig und begabt. Sein Lehrer hat vermutlich die Eltern davon überzeugt, dass Mikael die Lateinschule in Viborg besuchen sollte. Dort hat er dann den Nachnamen Agricola aufgrund des Berufes seines Vaters, der Landwirt war, angenommen.

Nach der Schulbildung wurde er mit 18 Jahren Sekretär des Bischofs von Turku und lernte das reformatorische Gedankengut von Martin Luther kennen, das das kirchliche Leben bereits stark beeinflusste. In den 1530er Jahren wurde er zum Priester geweiht und entwickelte sich zum wichtigsten Reformator Finnlands.

1536 wurde er an die Universität von Wittenberg geschickt, wo er als Schüler von Martin Luther, Philip Melanchton und Johannes Bugenhagen nach drei Jahren seinen Magistertitel als drittbester von 15 Absolventen erwarb.

Nach dem Studium wurde er Rektor der Kathedralschule von Turku und arbeitete nebenher fleißig an seinen Büchern. 1550 heiratete er Birgitta Olavintytär und war damit einer der ersten finnischen Priester, die aufgrund der neuen Regeln der Reformation heiraten durften.

Sprache des Volkes

Eine der bedeutendsten Erneuerungen der Reformation war die Übersetzung der Bibel und weiterer kirchlicher Texte in die Sprache des Volkes. Gottesdienste in der Sprache des Volkes setzten wiederum finnischsprachige religiöse Literatur voraus. Nach der Lehre Martin Luthers sollte jeder Mensch in der Lage sein, die Bibel in seiner eigenen Sprache lesen zu können. So wurde das Schaffen von religiöser Literatur in finnischer Sprache zur Lebensaufgabe von Mikael Agricola.

Mit der Übersetzung des Neuen Testaments begann Agricola bereits in Wittenberg. Als Quellentexte benutzte er eine griechische Ausgabe sowie die  deutsche Übersetzung von Martin Luther. Die finnische Übersetzung wurde 1548 unter dem Titel Se Wsi Testamenti veröffentlicht. Sein erstes Werk war jedoch das 1543 erschienene Abckiria (ABC-Buch), das die Grundlagen des Lesenlernens und der christlichen Glaubenslehre beinhaltete. Er hat das Werk in erster Linie als Katechismus für die Pfarrer geschrieben, die seiner Ansicht nach oft „faul und dümmlich“ waren und keine Lust auf Studium, geschweige denn Lehren hatten.

Mikael Agricola war nicht der erste, der auf Finnisch religiöse Texte verfasst hat. Seine Texte waren jedoch deutlich umfangreicher und sprachlich hochwertiger als die seiner Vorgänger. Als Vorbilder dienten ihm die schwedische und deutsche Sprache sowie Latein. Darauf lassen einige Details seiner Texte schließen, wie z.B. der Gebrauch von in der finnischen Sprache nicht vorhandenen Artikel (Se Wsi Testamenti). Er benutzte auch Buchstaben wie b, c w, x, die in finnischen Wörtern nicht vorkommen.

Bedeutende Persönlichkeiten

2004 hat die finnische Fernseh- und Rundfunkanstalt YLE eine Abstimmung durchgeführt, bei der das Publikum den bedeutendsten Finnen aller Zeiten wählen sollte. Auf Platz eins kam mit großem Abstand Marschall Mannerheim, Mikael Agricola erreichte dabei den siebten Platz.

Die Top Ten:

  1. Carl Gustaf Emil Mannerheim (28,7 %)
  2. Risto Ryti (22,2 %)
  3. Urho Kekkonen (15,8 %)
  4. Adolf Ehrnrooth (7,6 %)
  5. Tarja Halonen (7,3 %)
  6. Arvo Ylppö (6,1 %)
  7. Mikael Agricola (4,4 %)
  8. Jean Sibelius (4,2 %)
  9. Aleksis Kivi (2,1 %)
  10. Elias Lönnrot (1,7 %)

Agricola-Gebäck

2014 organisierte die Finnische Bibelgesellschaft Piplia einen Wettbewerb, um ein Agricola-Gebäck zu Ehren des Vaters der finnischen Schriftsprache und der Förderung der Bildung zu erschaffen. Mit der Kampagne wollte die Bibelgesellschaft auf den immer noch vorhandenen weltweiten Analphabetismus aufmerksam machen. Auf Platz eins kamen die

Traditionellen Agricola-Törtchen

von Heidi Harjula. Das Rezept ist durch typisch finnische, reine Zutaten wie Preiselbeeren und Hafer geprägt.

Und hier noch das Rezept für eine schnelle Variante für Eilige:

Einfache Agricola-Törtchen

 

Quellen: Wikipedia, Finnische Bibelgesellschaft

Fotos: Museovirasto/Museumsamt