Lahti – Green Capital 2021
Die EU-Kommission hat Lahti als erste Stadt Finnlands zur Umwelthauptstadt 2021 ernannt. Die Ernennung ist eine Würdigung der langfristig angelegten Umweltstrategie der Stadt.
Die Auszeichnung wird jährlich einer europäischen Stadt zuerkannt, die als Vorreiter in Umweltaktivitäten ein Vorbild für andere Städte darstellt und innovative Lösungen für Umweltprobleme entwickelt. Vor Lahti haben bereits 11 europäische Städte diese Auszeichnung erhalten. Diesjährige Umwelthauptstadt ist Lissabon.
Ehrgeizige Ziele
Das Programm des Jahres als Umwelthauptstadt besteht aus vier Themenbereichen: CO2-neutrales Leben, Kreislaufwirtschaft, Bürgerbeteiligung sowie Natur und Wasser. Um ihre Vision als eine mutige und wegweisende Umwelthauptstadt umzusetzen, hat sich die Stadt Lahti konkrete Ziele gesetzt:
– Co2-Neutralität im Jahr 2025
– Reduzierung der Treibhausemissionen um 80% bis 2025, ausgehend vom Stand in 1990
– Abfallfreiheit durch Kreislaufwirtschaft bis zum Jahr 2050
– Schutz der Natur sowie der wertvollen Wasser- und Grundwassergebiete
– Die Bürger zu nachhaltigen Mobilitätsformen animieren: Gehen, Radfahren, Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs usw.
Das CitiCAP-Projekt
Eine der zentralen Ziele des Umwelthauptstadtjahres ist die Reduzierung der Emissionen und die Stärkung des Umweltbewusstseins der Bürger. Für diesen Zweck wurde die CitiCAP-App entwickelt, mit der man durch Reduzierung seines persönlichen CO2-Fußabdruckes Geld verdienen kann.
Als weltweit erste Stadt untersucht das CitiCAP-Projekt die Möglichkeiten eines individuellen Emissionsgeschäftsmodells (Personal Carbon Trade, PCT). Die dafür entwickelte App basiert auf der Erkennung der jeweils gewählten Mobilitätsform. Die Bürger der Stadt Lahti sind Testanwender der App, die bereits in 2019 lanciert wurde.
Die Bürger der Stadt sind von Anfang an in das Projekt einbezogen worden. Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die CitiCAP-Anwendung ist die Bereitschaft der Bürger, Daten über ihre Mobilitätsentscheidungen zur Verfügung zu stellen und damit das Potenzial des individuellen Emissionshandels als politisches Lenkungsmittel zu bestimmen.
Umweltfreundliches Verhalten wird belohnt
Nach dem Download der App beantwortet der Nutzer einen Fragenkatalog, der die Basis für ein individuelles Emissionsbudget für die Mobilität bildet. Maßgeblich für das individuelle Budget sind z.B. Faktoren wie die Entfernung der Wohnstätte zum Stadtzentrum oder Anzahl minderjähriger Kinder.
Durch nachhaltige Mobilitätsentscheidungen kann der Nutzer sein wöchentliches Emissionsbudget unterschreiten. Damit sammelt er virtuelle Euros auf seinem Konto, die er bei bestimmten Vertragsunternehmen einlösen kann. Das können Preisnachlässe, Busfahrkarten oder Produkte des Projektes für Fahrräder sein. Eine Budgetüberschreitung wird nicht bestraft.
Der für den Emissionshandel geltende Preis variiert je nach kollektivem Verhalten der Nutzer: der Preis steigt, wenn die Mehrheit ihr Budget überschreitet und fällt entsprechend bei mehr Unterschreitungen. Das spiegelt sich auch in der Bepreisung der verschiedenen Mobilitätsformen wider und unterstütz somit die Bereitschaft der Teilnehmer für umweltfreundliche Entscheidungen. Ein Autofahrer kann z.B. Geld verdienen, indem er die Anzahl der gefahrenen Kilometer reduziert, Fahrgemeinschaften bildet oder auf ein Elektro- oder Biogasfahrzeug wechselt. Auch die Emissionsobergrenze kann im Laufe des Versuchs verschärft werden, was wiederum zum Preisanstieg der Emissionen führt.
CitiCAP ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Lahti, der LUT Universität, der LAB-Fachhochschule, der Entwicklungsgesellschaft der Region Lahti (LADEC) sowie der Unternehmen Mattersoft, Moprim, Infotripla, Good Sign und Future Dialog.
Weitere Informationen
Beitragsfoto: Visit Lahti/Petri Koivisto