Finnlands Nationalparks – Oulanka
Der in 1956 gegründete Nationalpark Oulanka ist bekannt für seine mäandernden, wilden Flüsse sowie sein Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren. Auch eine der beliebtesten Wanderrouten, Karhunkierros, führt durch den Oulanka Nationalpark, über die Beate berichtet.
Mit einer Fläche von 286 km² ist Oulanka der siebtgrößte Nationalpark und liegt entlang der finnisch-russischen Grenze zwischen Kuusamo und Salla. Die beiden Flüsse Oulanka– und Kitkajoki bilden das Herzstück des Nationalparks. Das Getöse der Stromschnellen ist ein charakteristisches Element der Geräuschkulisse des Waldes.
Beeindruckende Stromschnellen
Der Ursprung des Oulanka-Flusses liegt in den Sumpfgebieten bei Salla. Durch das bereits in der Eiszeit gebildete Flussbett fließt das Wasser in Richtung Osten und endet auf der russischen Seite zunächst im Paanajärvi und anschließend im Pääjärvi. Während der Schneeschmelze im Mai kann die Fließmenge der Flüsse auf das 150-Fache von der normalen Fließmenge steigen und die bei Hochwasser gemessenen Pegelstände mehr als drei Meter höher sein als üblich. So ist die größte Stromschnelle Kiutaköngäs im Frühjahr ein beliebtes Ziel für Wanderer.
Seltene Flora und Fauna
Die Natur im Oulanka-Nationalpark ist eine einzigartige Kombination aus der Flora und Fauna von nördlichen, südlichen und östlichen Regionen. Naturforscher haben im Nationalpark 392 geschützte Lebewesen gesichtet. Der Nationalpark beherbergt viele Pflanzenarten, die nur in dieser Region in Finnland vorkommen.
Die Reichhaltigkeit der Natur ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Viele bekannte Naturforscher haben die Kalkfelsen, Moore, Haine und üppigen Flussufer erkundet. Noch heute findet man dort neue Pflanzenarten, wie zuletzt die Flechten Oulanganvellamonjäkälä und Oulanganmustuainen.
Neidonkenkä – der Jungfrauenschuh
Die Norne (Calypso bulbosa), auf Finnisch neidonkenkä, ist das Kennzeichen des Oulanka Nationalparks. Die seltene, unter strengem Naturschutz stehende Pflanze kommt an mehreren Stellen des Nationalparks vor. Sie ist eine Pflanzenart der Familie der Orchideengewächse und wächst in subarktischen Sümpfen und Mooren sowie auf schattigen Plätzen subarktischer Nadelwälder in Nordamerika, -skandinavien, -russland und -asien.
Der Erfahrungsbericht: die kleine Bärenroute – pieni karhunkierros
Die außergewöhnliche Schönheit der Naturlandschaft des Oulanka Nationalparks hat sich mittlerweile herumgesprochen und bringt auch die negativen Seiten des Tourismus mit sich. Beate Erwien-Schrotmann hat mit ihrem Mann Ulrich die Kleine Bärenroute mit einer Länge von 12 km gemeistert und berichtet hier über ihre Erfahrungen:
„Wer diesen Teil des Nationalparks Oulanka ab Juuma erwandert, braucht dreierlei: starke Nerven, Vorliebe zum Wandern in der Karawane und beste Kondition. Man könnte eher sagen, es handelt sich bei der Kleinen Bärenroute um einen Fitness-Trail besonderer Art: felsige, ausgetretene Pfade und steile Anstiege stellen den Wanderer vor unterschiedlichste Herausforderungen.
Schon die Parkplatzsuche war ein Problem. Nicht nur, dass der offizielle Parkplatz bereits völlig überfüllt war, es wurde soeben ein Zusatzparkplatz mit Schotter aufgefüllt – alles eine einzige Staubwolke durch die Planierfahrzeuge!
Gleich zum Einstieg des Wanderwegs viele Treppen rauf und runter. Nach ca. 40 Min. erreichten wir die erste Hängebrücke bei Myllykoski: alles drängelte sich und wartete auf der vorgelagerten kleinen Plattform an der Stromschnelle des Kitkajoki. Dann begann das „queuing“, um über die Brücke zu gelangen. Zudem war es ziemlich laut, verstärkt durch zahlreiches Hundegebell.
Der erste Lichtblick war ein hübscher Moorsee inmitten einer Gras- und Waldlandschaft. Kurz darauf stieg der Pfad über 250 Stufen zu der Plattform „Kallioportti“ auf und gewährte einen Blick auf die umliegenden Wälder des Nationalparks. Ein „Kuukkeli“, Unglückshäher, amüsierte und erfreute die relativ dicht gedrängten Besucher. Gleichzeitig versuchte jeder erst einmal, so richtig durchzuatmen, ehe es unweigerlich steil nach unten ging.
Von der Plattform führten die neuen steilen Holztreppen über 100 m auf den tiefsten Grund des Geländes. Am nahegelegenen Fluss Harrisuvanto erreichten wir eine Schutzhütte mit Grill – der
Ansturm auf die wenigen Sitzplätze war natürlich enorm. Wir beobachteten eine Familie am Grill, die versehentlich ihre Würstchen zu „Kohlestäbchen“ grillten und wahrhaftig dennoch verspeisten. Schließlich trudelte eine Dame ein, die uns schon bei Myllykoski aufgefallen war: sie trug tatsächlich ihren kleinen Hund auf dem Arm durch die Gegend, und das blieb auch den ganzen Weg so. Immerhin gab es von dort einen schönen Blick auf die Hängebrücke, die uns etwas später über den Harrisuvanto führen würde: eine Landschaft grün in grün mit blauem Himmel und Sommerwolken.
Auf der anderen Fluss-Seite dann erneutes Aufsteigen zu einer Höhe, auf der starker Windbruch die Landschaft zerstört hatte – „eve of destruction“ fiel uns dazu ein. Dennoch hatten wir unsere Freude an den Hähern, die gerne unsere Nüsse von der Hand stibitzten. Auf dem weiteren Weg oberhalb des Flusses gab es dann immer wieder halsbrecherisch schöne Aussichten.
Leider zog schon bald dunkle Bewölkung auf, und die Menschenmenge, die gleichzeitig mit uns unterwegs war, verdichtete sich immer mehr. Als dann nach Passieren der sprudelnden Jyrävä-Wasserfälle auch noch Regen einsetzte, verschlimmerte sich das allgemeine Gerenne. Abstand wurde nicht mehr eingehalten, obwohl wir uns noch mitten in der Corona-Pandemie befanden. Jeder Wanderer dachte offensichtlich: an der frischen Luft passiert schon nichts.
Erschöpft und trotz Regenkleidung bereits völlig durchnässt, erreichten wir Myllykoski; die restlichen 2 km mit dem permanenten Auf und Ab waren nur noch eine Qual. Als wir endlich völlig ermattet auf dem Schotterparkplatz unser Fahrzeug erreichten, kam wie zum Hohn sogar wieder die Sonne durch.
Fazit: Diese „Kleine Bärenroute“ war nicht mehr die, die wir vor knapp 30 Jahren erwandert hatten und begeistert waren trotz vieler Mücken. Damals begegnete uns lediglich ein völlig erschöpftes junges Pärchen, das sich verlaufen hatte, und dem wir mit einem Getränk und belegten Broten aushelfen mussten. Diesmal jedoch erlebten wir einen unaufhaltsamen Menschenstrom. Wen dieses touristische Anschwellen des Besucherstroms nicht stört, der mag dem Weg bestimmt an etlichen Stellen etwas abgewinnen.“
Bisher veröffentlicht
Nationalparks – Finnlands Naturparadiese
Finnlands Nationalparks – Pallas-Yllästunturin kansallispuisto
Finnlands Nationalparks – Pyhä-Luoston kansallispuisto
Finnlands Nationalparks – Hossan kansallispuisto
Unsere Mitglieder haben sicherlich im Rahmen ihrer Finnland-Urlaube viele Nationalparks besucht. Wir würden uns sehr über Fotos und persönliche Erfahrungen freuen!
Texte und Fotos bitte an:
marianne.sinemus-ammermann (at) dfg-sh.de
Unter allen Teilnehmern verlosen wir ein Buch über Nationalparks von Finnland.
Titelfoto: Visit Finland/Julia Kivelä
Erfahrungsbericht und Fotos aus dem Oulanka NP: Beate Erwien-Schrotmann














