Eisangeln – ein Hobby für die ganze Familie

Finnland ist allgemein bekannt als das Land der tausend Seen. Und wo es viel Wasser gibt, gibt es auch viele gute Fischgründe. Deshalb zählt das Angeln zu den beliebtesten Hobbies der Finnen. Etwa zwei Mio. Finnen gehen mehr oder weniger regelmäßig zum Angeln. Und das zu jeder Jahreszeit.

Im Winter bieten die zugefrorenen Gewässer beste Voraussetzungen für gute Fangergebnisse. Für das Angeln mit einer Angelrute braucht man auch keine besondere Erlaubnis, denn es ist durch die in Finnland geltenden Jedermannsrechte abgedeckt. Warm in Thermoanzug und Fellmütze eingepackt und mit einem Eisbohrer, Angelausrüstung, Hocker sowie warmen Getränken und Speisen ausgestattet begeben sich die Hobbyangler an sonnigen Wintertagen aufs Eis, oft mit Freunden oder mit der Familie. Die Fische lassen meistens auch nicht lange auf sich warten, denn sie werden durch das Licht und den Sauerstoff, die durch das frisch gebohrte Eisloch nach unten dringen, regelrecht angelockt. Allerdings muss man, wie immer in der Natur, auch Vorsicht walten lassen. Das Wetter kann sich schnell ändern oder die Eisdecke kann stellenweise dünner sein. Deshalb hat ein umsichtiger Eisangler immer Eispickel – eine Art Schusterahle – griffbereit, um sich im Notfall aus dem Wasser ziehen zu können.

Der Köder macht‘s

Für das winterliche Eisangeln benutzt man besonders kurze Ruten mit einer Länge von 10 – 30 cm. Als Köder benutzt man Würmer oder Larven, auch mit künstlichen Ködern kann man gute Ergebnisse erzielen. Der erfahrene Eisangler weiß, welche Art von Köder jeweils zum erfolgreichsten Resultat führt. Auch die Tageszeit spielt eine große Rolle für die Art des Fangs.  Der häufigste Fang beim Eisangeln ist der Barsch, die am weitesten verbreitete Fischart und der Nationalfisch von Finnland. Weitere Fischarten, die Eisangler oft aus dem Eisloch herausholen,  sind Hecht, Maräne, Quappe, Felchen und Zander. Einige der Fischarten können dabei ein Gewicht von mehr als 5 kg auf die Waage bringen.

Angeln um die Wette

Im ganzen Land werden im Winter Angelwettbewerbe organisiert. Der größte seiner Art war der „Millionen-Pilkki“ (Miljoonapilkki), der in den Jahren 1996 bis 2005 mehr als 20 000 Teilnehmer pro Wettbewerb anlockte und daher als weltweit größter Eisangelwettbewerb galt.

Foto: Stadt Pudasjärvi/Juha Nyman

Der Name bezog sich auf die üppigen Geldpreise, die man sich beim Wettbewerb „erangeln“ konnte, der höchste war eine Mio. Finnmark.  Es gibt selbstverständlich auch einen Wettbewerb um die finnische Meisterschaft, der jährlich an unterschiedlichen Orten stattfindet. Beim Eisangel-Skilauf werden beide Sportarten kombiniert: nachdem man einen Fisch geangelt hat, läuft man mit Skiern entlang einer vorgespurten Loipe zum Abgabeplatz und schnell wieder zurück zum Eisloch. Die Loipe darf nur in eine Richtung benutzt werden und hat eine Gesamtlänge von etwa drei Kilometern. Wer nach Ablauf des Wettbewerbs, normalerweise zwei Stunden, die meisten Fische gefangen hat, ist der Sieger.

Eisangeln im Sommer?

Manche Hobbyangler sind so versessen auf das Eislochangeln, dass sie auch nicht im Sommer darauf verzichten möchten. Die Finnen wären keine Finnen, wenn sie nicht für jede verrückte Idee eine Lösung fänden! So wird in Pudasjärvi seit 2004 jedes Jahr eine Eislochangelwoche (Pilikkiviikko) mitten im Sommer organisiert. Auf kleinen Pontons mit einem Loch in der Mitte angeln die Teilnehmer was das Zeug hält. Etwa 200 Teilnehmer finden sich Jahr für Jahr in der kleinen Stadt nordöstlich von Oulu an dem gleichnamigen See zusammen, um ihrer Angelleidenschaft zu frönen.

 

Foto: Stadt Pudasjärvi/Juha Nyman

Weitere Informationen:

Video über die Pilkki-Woche in Pudasjärvi (1:36 Min.)

Fishing in Finland (Englisch)

 

Beitragsfoto oben: Visit Finland/Vastavalo