Ganz schön smart

Hundebesitzer und –züchter beschäftigen sich gerne mit der Frage, welche Rasse die klügste ist. Im Rahmen einer Studie der Universität Helsinki haben mehr als 1000 Hunde aus 13 als besonders schlau geltenden Rassen Tests absolviert, bei denen ihre kognitiven Fähigkeiten unter die Probe gestellt wurden. Der Border Collie wurde seiner Favoritenrolle nicht in jeder Disziplin gerecht.

Durchgeführt wurde die Studie von der Doktorandin Saara Junttila in Zusammenarbeit mit dem von Dr. Katriina Tiira gegründeten Unternehmen smartDOG. Alle Hunde haben an insgesamt zehn Tests teilgenommen. Sieben davon bezogen sich auf kognitive Eigenschaften, drei auf das Verhalten. Zwischen den einzelnen Rassen wurden bedeutende Unterschiede insbesondere bei Tests festgestellt, die die Impulskontrolle, das Verstehen von menschlicher Gestik (wie das Zeigen mit dem Finger in eine bestimmte Richtung) oder die Problemlösungsfähigkeit bei raumbezogenen Problemen betrafen.  Ebenso in Bezug auf das Verhalten gegenüber fremden Personen oder in einer fremden Umgebung sowie das Verhalten in unlösbaren Problemsituationen, d.h. inwieweit der Hund versucht, das Problem dennoch selbständig zu lösen oder Hilfe vom Menschen fordert. Bei Aufgaben zu logischem Denken und Gedächtnis konnten dagegen keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Dass der Border Collie dabei nicht in jeder Disziplin auf Platz eins landete, kann durchaus als Überraschung gelten. Schließlich haben viele Studien zuvor die herausragende Intelligenz der britischen Rasse aufgezeigt. Stattdessen konnte der Malinois, eine Varietät des Belgischen Schäferhundes, bei vielen Aufgaben seine Stärken beweisen.

Keine guten oder schlechten Merkmale

Allerdings war es nicht das Ziel der Studie, eine Rankingliste der intelligentesten Hunderassen zu erstellen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Eigenschaften bei der Züchtung bevorzugt worden sind. „Keine der kognitiven Eigenschaften ist an sich als ‚gut‘ oder ‚schlecht‘ einzustufen, sondern ist im Zusammenhang mit den Arbeitsaufgaben des jeweiligen Hundes von Bedeutung.  Selbständiges Arbeiten ist beispielsweise beim Mantrailing sehr wichtig, wohingegen ein menschenbezogenes Verhalten bei Familien- oder Hütehunden eher geschätzt wird“, sagt die Doktorandin Saara Junttila.

Der Border Collie und der Australian Shepherd haben beispielsweise am besten beim Zylindertest abgeschnitten, der Malinois und der Deutsche Schäferhund dagegen am schlechtesten. Dabei sollten die Hunde dem Drang widerstehen, eine sichtbar in einem Zylinder platzierte Belohnung direkt anzusteuern, sondern sich zurücknehmen und die Barriere umgehen, um zum Ziel zu gelangen. Menschengesteuertes Verhalten und sozialkognitive Fähigkeiten sind insbesondere bei Hunderassen von Vorteil, die als Arbeitshunde eng mit Menschen interagieren, wie eben die Hütehundrassen Border Collie und Australian Shepherd. Auch bei dem Test mit dem unlösbaren Problem verbrachten Hütehunde die längste Zeit mit Interaktion mit Menschen.

Obwohl die Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen statistisch signifikant sind, gab es jedoch auch innerhalb einer Rasse große Abweichungen. „Jeder Hund ist ein Individuum und es gibt viele Faktoren, die die kognitiven Eigenschaften beeinflussen. Die Rasse des Hundes ist nur einer davon“, gibt Saara Junttila zu bedenken.

Hunde besser verstehen

Alle Hunde hatten vorher den smartDOG-Test absolviert. SmartDOG ist ein von Dr. Katriina Tiira gegründetes Unternehmen. Sie ist Biologin und Dozentin für Verhaltensbiologie an der Universität Helsinki. Bereits seit 10 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Verhalten von Hunden.

Bisher haben alle für Hundehalter angebotenen Verhaltenstests in erster Linie die Ängstlichkeit oder den Mut des Hundes bewertet. Das liegt vermutlich daran, dass die Tests als Grundlage für die Feststellung der Eignung als Arbeitshunde für bestimmte Aufgaben dienten, bei denen Mut vorausgesetzt wurde. Das Verhalten eines Hundes wird jedoch auch durch viele weitere Eigenschaften geprägt, wie z.B. Impulsivität, Selbstbeherrschung, Gedächtnis, das Verstehen von menschlicher Gestik und die Art und Weise, wie der jeweilige Hund Problemsituationen löst. Alle diese Eigenschaften beeinflussen einerseits die Lernfähigkeit und andererseits auch das Entstehen von problematischen Verhaltensmustern bei Hunden.

In 2016 begann Dr. Katriina Tiira Testreihen zu entwickeln, die auf den neuesten Forschungsergebnissen der Verhaltensbiologie basieren. Die Tests sind für jedermann kostenpflichtig zugänglich und sollen den Hundebesitzern dabei helfen, ihre Vierbeiner besser zu verstehen. Sie können wertvolle Informationen für die Erziehung eines Hundes liefern und darüber hinaus bei problematischen Verhaltensweisen Lösungsansätze bieten.

Weitere Informationen:

Die Studie wurde in Scientific Reports veröffentlicht

smartDOG

 

Beitragsfoto (Symbolbild): Karin Warkentin