Bezirksgruppe Lübeck on tour
Kurz vor der erneuten coronabedingten Schließung aller Museen und sonstigen Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein besuchte die Bezirksgruppe Lübeck – selbstverständlich unter Einhaltung aller Coronaregeln – die aktuelle Ausstellung der Völkerkundesammlung des Museumsquartiers St. Annen, Nordwärts – Südwärts.
Unter der sachkundigen Führung des neuen Leiters der Völkerkundesammlung, Herrn Dr. Lars Frühsorge erhielten die Teilnehmer einen interessanten Einblick in die Kulturen rund um den Polarkreis. Die rein aus Objekten aus den eigenen Beständen der Lübecker Sammlung bestehende Ausstellung zeigt kulturelle Facetten vom Shamanismus über Waffen, traditionelle Kleidungsstücke und handwerkliche Highlights bis hin zu modernen Kunstobjekten der Inuit.
Not macht innovativ
Die Ausstellung zeigt aber auch, dass die Völker aus dem hohen Norden viele innovative Ideen nach Mitteleuropa transportiert haben. So etwa haben sich die Menschen in den Regionen, in denen man sich in den langen Wintermonaten nur beschwerlich durch die Schneemassen fortbewegen konnte, schon sehr früh Holzskier unter die Füße geschnallt. Viel später hielten Skier dann auch in den Alpenländern Einzug. Oder sie haben die ersten Tranlampen aus Speckstein hergestellt, die mit Seehundtran und einem Docht aus getrocknetem Moos betrieben wurden. Die Schalen brachten nicht nur Licht in die lange Dunkelheit des Nordens, sondern regelten auch die Wärme in einem Iglu.
Tradition trifft Moderne
Filme und umfangreiches Fotomaterial bringen eine Vielfalt von Aspekten und interessanten Details in die Ausstellung. Viele der indigenen Völkergruppen der Polarregion sind noch tief in ihren Traditionen verwurzelt. Sie leben von der Rentierzüchtung, ziehen mit ihren Herden umher und leben immer noch in Zelten. Dennoch sind sie mit Handys ausgestattet und ihre Kinder werden mit Hubschraubern ins Internat geflogen, wie die Fotos aus der Region der Nenzen in Sibirien zeigen. Andererseits stellt der Klimawandel und die Bedarfsdeckung der dichtbesiedelten Länder und Städte die indigenen Völker vor große neue Herausforderungen. Gaspipelines durchziehen die Tundra und zwingen die Herden teilweise zu großen Umwegen.
Aus Finnland sind u.a. einige handgewebte Wandteppiche, Raanu-Teppiche, von Terttu Hakulinen ausgestellt, ebenso ein kunstvoller Gürtel aus Vaasa mit Werkzeug für die Holzverarbeitung aus dem 18. Jahrhundert. Interessant sind auch die Plakate zur bereits 1896 von finnischen Kaufleuten in Lübeck organisierten Ausstellung, in der das Land für sich warb.
Insgesamt eine wirklich interessante Ausstellung. Hoffen wir, dass die aktuelle Schließung der Museen nur vorübergehend erforderlich ist und die Ausstellung bald wieder für das Publikum zugänglich sein wird.