Arktische Beeren gegen Krankenhauskeime

Krankenhauskeime und antibiotikaresistente Bakterien sind eine der größten Herausforderungen der medizinischen Versorgung der Zukunft. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts des finnischen Forschungszentrums VTT stellte man fest, dass die antimikrobiellen Substanzen der finnischen Beeren Superkeime effizient bekämpfen können.

Der leichtfertige Einsatz von Antibiotika in den vergangenen Jahrzehnten hat zu einer rasanten Vermehrung von resistenten Bakterienstämmen geführt. Es gibt Bakterien, gegen die keine der bekannten Antibiotika mehr helfen. Die Situation verursacht sowohl viel Leid für die Patienten als auch hohe Kosten für die medizinische Versorgung. Die schwersten Fälle von krankenhaus­bedingten bakteriellen Infektionen werden z.B. durch Methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme (MRSA) verursacht. Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das viele Menschen besiedelt, ohne Krankheiten hervorzurufen. In besonderen Fällen führt es jedoch zu Infektionen, die aufgrund der vorhandenen Antibiotikaresistenzen schwer zu behandeln sind.

Samen mit Wirkung

Die Wälder Finnlands bieten ein Reichtum an wilden Beeren, Foto: Visit Finland/Julia Kivelä

Das Forschungszentrum VTT (Valtion teknillinen tutkimuslaitos)  untersucht schon seit längerem die antimikrobiellen Eigenschaften der einheimischen Beeren wie beispielsweise Moltebeeren, Himbeeren und arktische Himbeeren (Ackerbeeren). Darüber hinaus hat man Technologien entwickelt, um die Substanzen aus den Pflanzen extrahieren zu können. Insbesondere die Oberfläche der Samen enthält eine bedeutende Menge der antimikrobiellen Substanzen. Sie sollen den Samen vor Schimmelbildung schützen, bevor er anfängt zu keimen. In der Lebensmittelindustrie, z.B. bei der Herstellung von Säften, bilden Samen ein Abfallprodukt, das dann als Ausgangspunkt für die Extraktion der speziellen Wirkstoffe zur Verfügung steht.

Eine aktuelle Untersuchung hat nun gezeigt, dass insbesondere die Samen der arktischen Moltebeere (lakka) eine hohe Dosis an Ellagtanninen enthalten, die eine große antimikrobielle Wirkung entfalten. In Labortests nahm die Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika ab, wenn man sie mit den Ellagtanninen der Moltebeere anreicherte. Zumindest unter Laborbedingungen konnten die Ellagtannine das Wachstum der MRSA-Bakterien effektiv hemmen und die Heilung der durch die resistenten Bakterien verursachten Wundinfektion beschleunigen.

Bisher wurden Beeren und Nebenprodukte aus der Beerenverarbeitung lediglich in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie eingesetzt. Die neuen Erkenntnisse könnten wegweisend sein, um weitere, möglicherweise noch effizientere Substanzen aus der arktischen pflanzlichen Vielfalt Finnlands im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu finden.

Quelle und weitere Informationen: VTT

 

Beitragsfoto: Visit Finland/Risto Puranen, Vastavalo