Schüleraustausch Oldenburg-Juva Teil 2

Im Dezember besuchte eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und -schülern des Gymnasiums von Juva im Rahmen einer Schulpartnerschaft mit dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Oldenburg in Holstein. Nun fand der Gegenbesuch der Oldenburger Gymnasiasten in Juva statt. Die Wiedersehensfreude war groß, das Besuchsprogramm vielseitig, Rodeln und Saunabesuch mit Eislochschwimmen inklusive! Marie-Claire berichtet:

Schüleraustausch Finnland-Deutschland

Eine Begegnung zwischen Schülern und Schülerinnen der Q1 des Freiherr vom Stein Gymnasiums in Oldenburg in Holstein und des Juvan lukio aus Juva.

Im Februar war es für uns endlich soweit, unsere Reise nach Finnland anzutreten und somit den zweiten Teil unseres Austauschs zu begehen. Ursprünglich war unsere Reise vom 2. Februar 2024 bis zum 9. Februar 2024 geplant, doch wurde unser Hinflug aufgrund eines Generalstreiks in Finnland auf den 4. Februar 2024 verschoben. Von unserer verkürzten Reisedauer ließen wir uns den Spaß allerdings nicht nehmen und so flogen wir am Sonntag voller Vorfreude vom Hamburger Flughafen nach Helsinki-Vantaa. Dort erwarteten uns die beiden finnischen Lehrerinnen Marjo und Kati und zwei Schülerinnen. Von Helsinki aus mussten wir noch ca. 3 Stunden mit einem Reisebus nach Juva fahren. Währenddessen fielen uns natürlich schon die kalten Temperaturen und der Schnee auf, wobei, im Vergleich zu Helsinki, mehr Schnee in Juva lag. Insgesamt konnten wir eine Woche wunderschönes Winterwetter mit viel Schnee, Sonne und blauem Himmel bei -20 bis -30 Grad genießen. Sehr ungewohnte Temperaturen für uns, aber dennoch sehr toll.

Ein Tag in Savonlinna

Olavinlinna ist einen Besuch wert – im Sommer wie im Winter!

In Juva wurden wir von unseren Austauschschülern erwartet, die Wiedersehensfreude war groß und nachdem wir uns ausgiebig begrüßt hatten, fuhren wir nach Hause, lernten unsere jeweiligen Gastfamilien kennen und hatten Zeit, uns einzuleben. Den ersten Tag in Finnland verbrachten wir in Savonlinna, einer größeren, oft von Touristen besuchten Stadt, etwa eine Stunde von Juva entfernt. Dort besuchten wir erst das Museum Riihisaari, welches sich besonders mit der Kultur- und Naturgeschichte des Saimaa Sees, dem größten See Finnlands, beschäftigt, aber auch andere, temporäre Ausstellungen und Installationen beherbergt. Unter anderem faszinierte uns die Ausstellung über den Saimaa See, der ausgestellte Schiffsantrieb, der Taucheranzug und eine Ausstellung einer Puppensammlung aus vergangener Zeit.

Danach besuchten wir die Olafsburg (Burg Olavinlinna), welche auf einer kleinen Insel liegt und um 1470 erbaut wurde. Wir genossen eine tolle Führung, die uns viel über die Geschichte und Nutzungsweisen der jeweiligen Räume beibrachte. Wir waren berechtigterweise fasziniert. Ein anderer Grund für die Berühmtheit der Burg ist, dass dort jedes Jahr im Sommer die Opernfestspiele stattfinden, wofür die Burg einen wunderschönen Rahmen bietet. Danach hatten wir noch etwas Zeit, die Stadt zu erkunden, bevor wir wieder nach Juva zurückkehrten.

In Juva gingen wir Schüler dann auf einem ziemlich coolen und steilen Berg rodeln mit vielen verschiedenen Schlitten. Wir rodelten nicht mit typischen Holzschlitten, wie wir sie oft benutzen, sondern mit Plastikschlitten, einer Art Rutschkissen und sogar einer Art Bobbycar mit Kufen. Die Möglichkeit zu haben, wieder rodeln zu gehen, war für uns hier in Deutschland lange ausgeblieben, so freuten wir uns sehr, es diesen Winter einmal zu machen.

Coole Schule

Das neue Schulgebäude: in der finnischen Architektur steht die Naturverbundenheit und die Harmonie mit der Umgebung im Vordergrund.

Dienstag war der erste Tag in der Schule für uns. Schulbeginn war um 9.00 Uhr. 2021 hat die Schule ein neues Gebäude bekommen, welches unglaublich cool ist: sehr modern mit Räumen, die alle eine gute Raumakustik und ein gutes Raumklima haben sowie eine moderne technische Ausstattung wie Smartboards, selbst in den kleinsten Klassen. Im Schulgebäude sitzen nämlich Schüler der ersten bis zur Abschlussklasse.

Ein sehr auffälliger Unterschied, der uns auch schon in Deutschland aufgefallen ist, ist das Verhältnis von Schülern und Lehrern. Die Finnen duzen ihre Lehrer, sprechen sie mit Vornamen an und geben ihnen auch häufig Spitznamen. Etwas, das für uns undenkbar wäre. Außerdem ziehen alle Schüler ihre Schuhe an den Eingängen aus und laufen sockfuß durch das Gebäude, was dazu beigetragen hat, dass das Gebäude extrem sauber war und der ganze Schnee nicht reingetragen wurde. Es standen auch überall im Gebäude Designermöbel, auf denen sich Schüler zwischen den Stunden ausruhen konnten. Handybenutzung ist für die Oberstufe erlaubt, die unteren Stufen müssen es allerdings im Schrank ablegen für den Schultag.

Nachdem wir von „unseren“ Finnen eine kleine Führung durch die Schule bekommen hatten, besuchten wir in kleineren Gruppen die jüngeren Klassenstufen und brachten ihnen etwas Deutsch bei, unter anderem die ersten zehn Zahlen, das Lied „Bruder Jakob“, die Jahreszeiten oder eine deutsche Begrüßung.

Die lichtdurchflutete, offene Mensa.

Nachdem wir noch kurz im Geographie-Unterricht der achten Klasse zu Gast waren, die uns die verschiedenen Regionen Finnlands in Form einer Präsentation vorstellte, gab es für uns in der großen Mensa Mittagessen, welches finnische Schüler täglich gratis bekommen. Die Atmosphäre in der Mensa war sehr entspannt, wenn man bedenkt, dass dort der Großteil aller Schüler, klein und groß, gleichzeitig aß. Zu Problemen oder Gedrängel bei der Essensausgabe und -rückgabe kam es nicht und auch das Mobiliar der Mensa war auf die Schüler abgestimmt, wie mit passendem Gestühl für die jüngsten Schüler.

 

 

 

Traditionen der Abiturienten

Da wir in der Abschlusswoche der Abis (Abiturienten) in Finnland waren, konnten wir viele verschiedene Traditionen erleben, die wir so nicht kennen. Eine davon war die Tanzveranstaltung der zweiten Klasse (Äquivalent zur elften Klasse). Da die Abis nach der Abschlusswoche die Schule

Modernes Design schafft eine angenehme Atmosphäre.

verlassen und nur für ihre finalen Examina zurückkommen, feiert die zweite Klasse dies mit einer Art Ball, da sie nun die Ältesten der Schule sind. Wir durften uns die Probe für diesen Ball anschauen und waren von den sehr kreativen und witzigen, aber auch traditionellen Tänzen begeistert.

Eine weitere Tradition für die Abis ist ein Gottesdienst nur für sie. Bei diesem Gottesdienst in der Kirche, welche gegenüber der Schule liegt, durften auch wir mitmachen. Die Pastorin sprach auch etwas Deutsch und übersetzte uns einige Passagen ihrer Predigt. Wir hatten ebenfalls die Möglichkeit, am Abendmahl teilzunehmen. Danach gab es traditionell Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus. Wir erhielten ebenfalls eine historische Führung durch die Kirche und einen Einblick in die Funktionsweise der Orgel und sogar die Möglichkeit, diese einmal zu spielen.

Typisch finnisch: Mökki-Leben mit Sauna und Eisbaden

Ein Sommerhäuschen – mökki – am See bietet auch im Winter schöne Erlebnisse.

Am Abend trafen sich alle Jugendlichen im Mökki einer der Finnen. Dort sägten einige von uns mühsam ein Loch in das Eis des Sees, denn wir wollten später darin baden. Das taten wir auch, allerdings gingen wir davor noch in die Sauna und rannten dann ab und zu zum See, um uns im eiskalten Wasser abzukühlen.

Es galt die Challenge, bei Außentemperaturen von etwa -15 Grad solange wie möglich im Wasser zu bleiben und dann schnell zur Sauna zurückzulaufen. Wenn man wollte, konnte man sich auch nur in den Schnee werfen, allerdings war die Möglichkeit des Eisbadens so einmalig, dass sich alle dafür entschieden. Außerdem saßen wir zusammen in der Hütte, spielten Karten, aßen finnische Süßigkeiten und hörten sowohl deutsche als auch finnische Musik.

 

Wintervergnügen und Abistreiche

Am Mittwoch waren wir ebenfalls ab 9.00 Uhr in der Schule. Wir verbrachten unsere ersten Stunden im Deutschunterricht einer achten Klasse, wo wir uns gegenseitig die jeweils andere Sprache näherbrachten und uns über Unterschiede und Gemeinsamkeiten austauschen konnten.

Der finnische Winter bietet viele Wintersportmöglichkeiten.

Nach dem Mittagessen trieben wir Wintersport in Juva. Wir probierten Cross-Country Ski aus und fuhren Schlittschuh auf einem Eishockeyfeld. Da Cross-Country Ski für die meisten ungewohnt war, gab es anfangs einige witzige Stürze oder Fahrweisen. Für die Finnen war es ungewohnt, dass einige nicht von Kindesalter an Skifahren können. Dann kehrten wir in die Schule zurück, um uns eine weitere Abi-Tradition anzugucken.

Jedes Jahr spielt die zweite Klasse der Abschlussklasse einen Streich, dem diese sich fügen muss. Da ein Teil unserer Austauschpartner in der Abschlussklasse war und ein anderer in der zweiten Klasse, konnten wir beide Seiten näher miterleben.

Der Streich, den wir miterlebt haben, war von einer Art Comedyshow inspiriert, bei der die Abis in zwei Teams geteilt wurden und verschiedene Spiele spielen mussten, um Punkte zu sammeln, bis ein Gewinner gekrönt werden konnte.

Am Donnerstag war nicht nur unser letzter Tag, sondern auch der letzte Schultag der Abis. Das heißt, dass alle Abis verkleidet zur Schule kamen, was sehr witzig war.

Als „Rache“ für den vorherigen Tag war es nun die Aufgabe der Abis, den Jüngeren einen Streich zu spielen, indem sie Tänze aufführen und Aufgaben lösen ließen.

Beim Abistreich gab’s viele fantasievolle Kostüme.

Danach kleideten die Abis jeweils ihre „Sklaven“ ein. Es ist nämlich Tradition, dass jeder Abi eine Person aus der zweiten Klasse nach seinem Belieben schminken und verkleiden kann, und dessen Aufgabe ist es, den Wünschen des Abis für den Rest des Tages zu folgen. Obwohl wir einen Abistreich bei uns haben, war diese Art Konzept neu und sehr witzig für uns.

Dann versammelten sich alle Schülerinnen und Schüler der Schule draußen und es war Zeit für die Abis, von der Schule zur Ladefläche eines wartenden Trucks zu laufen, während sie den anderen Schülern Süßigkeiten zuwarfen. Auf der Ladefläche des Trucks fuhren sie dann etwas durch die Stadt.

Wir hatten danach Schwedischunterricht mit Schülern der zweiten Klasse. Wir nutzten die Zeit, uns über Traditionen auszutauschen, zum Beispiel darüber, wie in Schweden, Finnland und bei uns Weihnachten, Ostern oder Mittsommer gefeiert werden.

Am Nachmittag hatten wir die Möglichkeit, die Gemeinde zu besuchen, wo wir von dem lokalen Bildungsbeauftragten empfangen wurden, der uns auf Deutsch eine Präsentation über Juva hielt. Wir durften sogar einige kleine Souvenirs, wie einen Reflektor mit dem Zeichen der Stadt Juva, mitnehmen.

Ende einer wundervollen Woche

Als großen Abschluss feierten wir ein Abschiedsfest mit einem großen und sehr leckeren Buffet im Haus Kannashovi. Während des Essens unterhielten wir uns über die Erlebnisse der vergangenen Tage und lauschten tollen Reden von Schülern wie auch Lehrern. Außerdem spielten wir eine Art Würstchenkampf miteinander.

Alles in allem ein perfekter Abschluss für eine wundervolle Woche, gefüllt mit neuen Erfahrungen und vertieften Freundschaften. Am Morgen unserer Abfahrt hatten wir noch eine Deutschstunde mit Marjo, die den Austausch begleitet hat, und konnten sehen, wie unsere Sprache anderen beigebracht wird.

Auf Wiedersehen, Finnland!

Danach mussten wir uns leider von den ganzen tollen Menschen, die wir dort kennengelernt haben, verabschieden und die Rückreise antreten. In Helsinki konnten wir noch letzte Souvenirs im Flughafen einkaufen, bevor am Abend unser Flieger startete. Zu Hause angekommen, kam uns das kalte Wetter in Deutschland jetzt um einiges wärmer vor als vorher.

Viele von uns hätten große Lust, Finnland gleich noch einmal zu besuchen. Da dies leider nicht möglich ist, haben sich einige von uns einen Besuch in den Sommerferien fest vorgenommen.

Wir hatten eine sehr tolle Zeit in Finnland, welche uns von vielen Personen, allen voran unseren beiden Lehrerinnen Frau Mildenstein und Frau Sweet, aber auch der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Schleswig-Holstein, ermöglicht wurde. Dafür sind wir sehr dankbar, denn wir hatten wirklich einmalige Erlebnisse, die weit über einen normalen touristischen Besuch hinausgingen.

Kiitos!

Wir hoffen sehr, dass sich dieser Austausch fest etabliert und nun jedem folgenden Jahrgang einmal angeboten werden kann.

Marie-Claire Eweler

Durch den Austausch sind viele neue Freundschaften entstanden, die durch den Gegenbesuch vertieft wurden.

Unterricht mal anders.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Februar ist oft……

……ein sehr sonniger Wintermonat in Finnland.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen

Schüleraustausch Finnland-Deutschland Teil 1

Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Oldenburg i.H.

Partnerschaft Kreis Ostholstein – Region Mikkeli

 

Alle Fotos: Sandra Mildenstein