Der beste Freund des Menschen – Teil 2: Karelischer Bärenhund

In Finnland gibt es fünf vom FCI anerkannte Hunderassen: Finnen-Spitz, Karelischer Bärenhund, Finnischer Lapplandhirtenhund, Finnischer Lapphund und Finnischer Laufhund. Die vorwiegend für die Jagd gezüchteten Rassen sind ein wertvoller Teil der finnischen Kulturgeschichte. Der Finnen-Spitz bekam den Status des Nationalhundes zugesprochen. Der zweite Teil befasst sich mit dem karelischen Bärenhund.

Eine weitere finnische, spitzartige Hunderasse ist der Karelische Bärenhund oder auf Finnisch karjalankarhukoira. Bekannt wurde die Rasse, als Finnische Jäger mit Bärenhunden 2006 nach Bayern geholt wurden, um den „Problembär“ Bruno in den Bergen aufzuspüren. Der für die Großwildjagd gezüchtete Bärenhund ist sehr mutig und unnachgiebig – also mit viel finnischem „sisu“ im Bauch.

Als Urväter der Rasse gelten die Komi-Hunde, die in der Region Karelien von der Karelischen Landenge im Süden bis zum Weißen Meer im Norden als Jagdhunde eingesetzt wurden. In Finnland ist der Bärenhund – wie der Name es schon verrät – ein nützlicher Begleiter bei der Bären- und Elchjagd, da er in der Lage ist, Großwild aufzuspüren und durch Bellen in Position zu halten. Das erfordert von einem Hund sehr viel Mut und Selbständigkeit. Bärenhunde haben außerdem einen hervorragenden Geruchs- und Orientierungssinn. Auf der Suche nach Beute legen sie weite Strecken auch außerhalb der Sichtweite des Jägers im Wald zurück und müssen immer wieder zurückfinden.

Mutiger Jagdbegleiter

Am ehesten wird der Halter dieser Hunderasse gerecht, wenn er seinen Vierbeiner als Jagdbegleiter führt. In dieser Rolle kann der Karelische Bärenhund seinem ausgeprägten Freiheitsdrang nachkommen und sein Wesen ausleben. Bedingungslose Unterordnung kann man vom Karelischen Bärenhund allerdings nicht erwarten. Diese Hunde verfügen über einen so starken Willen, dass sie sich für die Haltung als Familien- oder Begleithund nur äußerst bedingt eignen. Die Erziehung des Karelischen Bärenhundes ist aufgrund seiner Eigenwilligkeit eine große Herausforderung. Konsequenten Haltern gelingt es zwar, diesen Hund an die Regeln der Gemeinschaft zu gewöhnen, doch kompromisslose Folgsamkeit wird sich kaum einstellen.

Grundsätzlich ist der Karelische Bärenhund ein ausgeglichener und tendenziell zurückhaltender Geselle. Im Kontakt zu anderen Hunden kann er sich gelegentlich aggressiv zeigen, dem Menschen gegenüber ist er jedoch freundlich und kann sich auch mit verantwortungsbewussten Kindern gut verstehen. Fühlt sich der Karelische Bärenhund ungerecht behandelt oder missfällt ihm etwas, wird er sein Unbehagen allerdings sehr deutlich zeigen.

Jagd in Finnland

Das Jagdwesen ist ein wesentlicher Teil der finnischen Kultur. Etwa 300 000 Menschen erwerben jedes Jahr eine „Jagdkarte“, die unter Einhaltung strenger Zulassungs- und Kontingentierungsvorschriften zum Jagen von Wild berechtigt. In Relation zur gesamten Bevölkerungszahl von 5,5 Mio. ist das eine sehr hohe Anzahl. Darüber hinaus legen jährlich etwa 6 000 Personen die Jagdprüfung ab, etwa 25 Prozent davon sind Frauen.

In Finnland ist die Jagd kein elitäres Hobby, sondern kann von jeder Person ausgeübt werden, die die Voraussetzungen dafür erfüllt. Sowohl das Jagen als auch die wertvolle ehrenamtliche Tätigkeit der Jäger, wie z.B. Unterstützung bei der Zählung der Wildbestände, werden akzeptiert und genießen ein hohes Ansehen innerhalb der Bevölkerung.

Das Jagdwesen in Finnland basiert auf Nachhaltigkeit und hohen ethischen Grundsätzen. Das permanente Beobachten der Wildbestände garantiert ein nachhaltiges Gleichgewicht, das durch jährliche Anpassung der Abschusskontingente unterstützt wird. Jeder Jäger muss im Rahmen der Waidgerechtigkeit, d.h. einer guten fachlichen Praxis, handeln und die Auswirkungen seiner Handlungen kritisch überdenken. Die Wildbestände Finnlands liefern jährlich etwa 10 Mio. kg Wildfleisch.

Das Recht auf die Jagd hat der jeweilige Grundbesitzer, der die Rechte an andere Personen verpachten kann. Etwa 65 % der Wald- und Feldareale sowie der Binnengewässer in Finnland sind in Privatbesitz.

Die Jagd auf Großwild wie Bären und Elche basiert auf Bestandsplänen der jeweiligen Tierart. Insbesondere Bären sind eine geschützte Wildart, die der EU-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume unterliegt. Ziel der Planung ist, dass die Bestände im Gleichgewicht und die Tiere menschenscheu bleiben. Die Bärenbestände in Finnland sind groß genug, um nicht als gefährdet zu gelten und können somit durch kontingentgebundene Jagd reguliert werden.

In der dritten Folge der Serie stellen wir den Lapplandhirtenhund vor.

Weitere Informationen:

Finnischer Hundezüchterverband (fi/sv/en)

Finnische Jagdverwaltung (fi/sv/en)

Beitragsfoto oben: Hannu Huttu