POTPURI – Interkulturelle Impressionen aus Turku

Finnland – die Heimat der -nens? Oder: nomen est omen?

Blogbeitrag von Birgit Griese-Saarinen

Im Rahmen meiner interkulturellen Trainings werde ich von deutscher Seite oft nach passenden Small Talk- Themen gefragt. Das Fragen nach der Herkunft bzw. der Bedeutung des Familiennamens  ist mit Sicherheit eine Möglichkeit, aus dem in Finnland oft zu unrecht gefürchteten Small Talk einen Smart Talk zu machen:

Finnische Nachnamen sind nämlich ganz häufig mit den Herkunftsregionen der finnischen Vorfahren  verknüpft. Wo sich in Deutschland unzählige Berufsbezeichnungen an den Vornamen reihen, erschliesst sich bei den finnischen Nachnamen ein ganzes Potpourri an Naturphänomenen:

Noch dazu endet ein beträchtlicher Teil dieser auf  “-nen”, als Beispiele eignen sich hier die weit verbreiteten Familien Nieminen, Mäkinen, Virtanen, Järvinen etc.

Berufsbezeichnung versus Herkunftsort

Kuusamo, Foto: Birgit Griese-Saarinen

Wenn sich in deutschen Gefilden also viele Bäcker, Müller, Schmidt (von Schmied), Fischer, Schäfer etc. tummeln, berichten uns die finnischen Namen davon, dass der Herkunftsort an einer Landzunge (niemi), auf einem Hügel (mäki), an einem Strom (virta) oder – last but not least – an einem See (järvi) gelegen hat.

Der Suffix “-nen” ist in seiner ursprünglichen Form ein Diminutiv, auch Verniedlichungs- odere Verkleinerungsform genannt, und mag auch in meinem persönlichen Fall – Saarinen – darauf hinweisen, dass es um eine kleine Insel (saari) geht. Die andere Alternative wäre, dass es sich im Laufe der Zeit einfach eingebürgert hat, den Namen mit einem  „-nen“ zu versehen.

Spannend ist dieses Thema auf jeden Fall – und eine ausgezeichnete Möglichkeit, finnische Geschäftspartner zum Reden über ein für sie angenehmes und interessantes Thema zu animieren.

Zumal dieses auch noch ausbaufähig ist, denn mitnichten beschränkt es sich auf die Nachnamen.

Glücksmomente und Vornamen wie aus dem Märchen

Auch finnische Vornamen haben oft eine überraschend romantische Bedeutung. So kann man dem Glück zum Beispiel im deutsch- finnischen Kontext durchaus persönlich begegnen: Sollte es einen Onni im Team geben, könnte es sich um einen echten Glücksbringer handeln, denn dieser männliche Vorname bedeutet nichts anderes als pures Glück.

Dazu gesellen sich Vornamen wie Toivo (Hoffnung) und weibliche Naturvarianten wie Suvi (Sommer) oder Tuuli (Wind). Auch schön: Ich bin mit Satu befreundet, deren Vorname Märchen bedeutet. Mein Favorit ist übrigens Lahja – denn welche Frau würde sich nicht gern als Geschenk bezeichnen lassen?

Nachfragen lohnt sich also – mit etwas Glück entsteht eine bezaubernde Unterhaltung!

Einen angenehmen Auftakt in den März

wünscht

Birgit

Weitere Informationen:

Fideco

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Oma maa mansikka, muu maa mustikka

Das Interview mit Birgit

Text und Fotos (sofern nicht anders angegeben): ©Birgit Griese-Saarinen, Fideco