Reisebericht Teil 2: Am Polarkreis im Mökki und Airbnb

Alexandra und Niels-Peter sind am Polarkreis angekommen, wo es viel zu entdecken gibt und planen nun den weiteren Verlauf der Reise.

Am Donnerstag, dem letzten Tag im Mökki am See, ist es ziemlich regnerisch und kühl. Ich backe Korvapuustis. Nachmittags kommen Irene und Seppo, die Eigentümer des Mökki, auf einen netten Plausch vorbei. Sie hat selbstgepflückte Moltebeeren und ein Traditionsgebäck aus Lappland für uns mit, er gibt Tipps zum Angeln, für nächstes Mal. Die Moltebeeren, die unter Bäumen wachsen, sollen noch nicht zu reif sein.

 

 

 

 

 

 

Also gehen Niels-Peter und ich nochmal los, letzte Chance für dieses Jahr. Ein Rentier läuft vor uns her und biegt in die Richtung ab, in die wir auch wollen. Wir nehmen das als gutes Omen – und finden tatsächlich noch an die zwei Liter Moltebeeren und als „Beifang“ eine ganze Menge Blaubeeren. Die Herbstfarbe der Moltebeerblätter ist ein schönes Rot.

 

 

 

 

 

 

 

Abends kommt zum Abschied ein Mustikkakukko (Auflauf aus Roggenmürbeteig mit Blaubeerfüllung) in den Backofen. Die wilden Blaubeeren werden übrigens auf Märkten und an Ständen vor manchen Supermärkten (teuer) verkauft, aber nicht in den Lebensmittelmärkten, da findet man die gezüchteten aus Übersee.

Freitagmorgen heißt es packen und Saubermachen. Es dauert, bis wir unsere Siebensachen im Auto haben. Die Fahrt nach Rovaniemi dauert dagegen nicht lange, sie führt uns – erstmal wieder – nach Süden über den Polarkreis.

Wir schaffen es noch zum Mittagstisch bei Mariza, einem Lounas (= Mittagessen)-Restaurant im Zentrum und haben doppeltes Glück: unser Hund Nellie darf nach Nachfrage mit rein, das ist absolut nicht selbstverständlich hier.

Nachmittags beziehen wir unsere Airbnb-Unterkunft Apple Tree Apartment, sie liegt in einem Wohnviertel im Südosten von Rovaniemi, ca. 5 km vom Zentrum entfernt. Wir bekommen gleich für unseren Neffen ein 3. Fahrrad geliehen. Die Wohnung besteht aus einem Teil eines rotgestrichenen Holzhauses und ist modern und geschmackvoll eingerichtet. Hier in der Sonne:))

 

 

 

 

 

 

 

Im Garten wachsen tatsächlich hier in der Nähe des Polarkreises Apfelbäume.

Am Samstag gucken wir uns die Gegend näher an. Das Wohngebiet liegt am Salmijärvi, einem See am Kemijoki. Für den Autoverkehr führen Stichstraßen hinein, die jeweils an einem kleinen grünbewachsenen Kreisel enden. Verkehrsberuhigung auf finnische Art. Parallel zum See verläuft ein beleuchteter, breiter, asphaltierter Fuß- und Fahrradweg. Und man sieht tatsächlich auch kleinere Kinder mit ihren Rädern oder Fatbikes rumcruisen.

 

 

 

 

 

 

 

Direkt am See finden wir einen Trampelpfad, zum Teil mit Duckboards, auf Finnisch pitkospuut, ausgelegt, wo es zu feucht ist.

Wo man hinsieht, ist es grün und wachsen Bäume, die meisten Grundstücke sind nicht eingezäunt. Viele Häuser sind Holzhäuser und nicht sehr hoch gebaut, so dass sie nicht die Landschaft dominieren. Oft sieht man verglaste Loggien, ein Tribut an den kurzen Sommer. Im Sommer findet ganz viel Leben draußen statt, dass die Finnen sportbegeistert sind, sieht man.

 

 

 

 

 

 

 

Nicht mal einen halben Kilometer entfernt von unserer Wohnung liegt das Lapin Metsämuseo, das Waldmuseum Lapplands. Es dokumentiert die Geschichte der Holzwirtschaft. Tickets, Infos und Café sind in einem Waldarbeiterhaus aus den 50er-Jahren untergebracht, bereits damals wurden Mindeststandards eingeführt. Auch ältere Unterkünfte der Waldarbeiter sind hier wiederaufgebaut…

 

 

 

 

 

 

 

…außerdem Gerätschaften ausgestellt, mit denen Bäume gefällt und transportiert wurden und ein Dampfschiff zum Ziehen der Flöße.

 

 

 

 

 

 

 

Es ist beeindruckend zu sehen, unter welchen Bedingungen die Holzwirtschaft, einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Lappland, früher betrieben wurde. Für das Kochen waren Frauen zuständig…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Dienstag erkunden wir, wie das Leben in der Landwirtschaft aussah. Das Hauptgebäude des lappländischen Heimatmuseums ist ein am Kemijoki gelegenes Gutshaus von 1840, also nicht typisch für das Wohnen damals, aber schön:

An solchen Webstühlen entstanden die hier so typischen Läufer.

Der obligatorische Besuch beim Weihnachtsmann steht Mittwoch auf dem Programm…

 

 

 

 

 

 

 

…und danach eine kleine Wanderung.

 

Für Donnerstag ist Toritanssit, Tanz auf dem Marktplatz, angekündigt in einem großen Zelt auf dem Marktplatz…

…und es ist Zeit fürs Arktikum. Die Ausstellung über das Leben in Lappland und insbesondere der Sami ist immer wieder toll. Die Dokumentation der Geschichte Lapplands inkl. des 2. Weltkriegs macht betroffen, besonders vor dem Hintergrund der derzeitigen Ereignisse. Seit Ende 2018 wird auch die Veränderung der Arktis durch den Klimawandel dargestellt.

Hier das Arktikum im Winter mit dem Science Center Pilke daneben, dort erfährt man alles über den Wald und seine Bedeutung für Finnland.

Und zum Schluss, weil bei Rovaniemi Alvar Aalto nicht fehlen darf – immerhin hat er den Grundriss für den Wiederaufbau nach dem Krieg sowie einige Gebäude entworfen, u.a. die Stadtbibliothek, ein Foto von dieser, ebenfalls ein Winterbild:

Am Freitagmorgen werden wir unseren Neffen zum Flughafen bringen. Danach, das haben wir nach Studium der Wetterkarte beschlossen, wollen wir gut zwei Wochen Sommer genießen. Das heißt, erstmal ein Stück südwärts an der Westküste über Vaasa und Pori bis zu den Schären vor Turku, dort gibt es eine tolle Fahrradroute. Den Weg über Inari Richtung Jäämeri/Eismeer werden wir dann Ende August in Angriff nehmen, mit Aussicht auf ebenfalls kühle Temperaturen, aber auch die Ruska-Färbung.

Alexandra

 

Text und Fotos: Alexandra Mahler-Wings