POTPURI – Interkulturelle Impressionen aus Turku

Wie bereits im Interview angekündigt, wird Birgit Griese-Saarinen unsere Website mit Blogbeiträgen aus ihrer zweiten Heimat Turku bereichern. Im ersten Beitrag geht es um einen Beerenmix: Oma maa mansikka, muu maa mustikka.

Hallo und hei!

Mein Name ist Birgit Griese-Saarinen, ich bin gebürtige Deutsche mit Wohnsitz in Turku.

Aus einem ursprünglich geplanten Stipendienjahr in Finnland sind mittlerweile über 30 Jahre im hohen Norden geworden. Ich sage immer, dass ich gerne hier “hängengeblieben” bin. Die Bezeichnung Wahlheimat trifft somit in meinem Fall gar nicht zu. Beide Länder sind für mich heutzutage Heimat.

Schon mit sechs Jahren nervte ich meine Mutter mit der Frage, warum man später angesichts der vielen anderen Länder in der Welt im Heimatland bleiben solle. Spätestens während meiner Trauung mit einem Finnen wurde ihr wohl klar, dass die Frage durchaus berechtigt war – vielleicht handelte es sich ja gar um eine Art Vorahnung?

Mittlerweile bin ich nach Meinung meiner deutsch-finnischen Grossfamilie “finnischer als die FinnInnen” geworden. Wie das? Nun, ich liebe zum Beispiel die Stille und Weite der finnische Natur zu allen Jahreszeiten, pflücke gern Pilze und Beeren, liebe das Winterschwimmen und “mökkeily” (Sommerhütten-Dasein) – am liebsten im Kreise von Freunden und Familie. Ab und zu bin ich auch gerne Teilzeiteremitin inmitten der finnischen Natur, denn dieser Status hat sich schon häufiger als kreativitätsfördernd erwiesen. Auch finnische Traditionen und die Sprache liegen mir sehr am Herzen.

Somit schlagen – wie wohl bei den meisten Auslandsdeutschen – mittlerweile zwei Herzen in binationalen Einträchtigkeit in meiner Brust. In Finnland lebe ich mittlerweile länger als in  Deutschland und ich habe selbst erlebt, was Zuwanderung und Integration in einem fremden Land mit recht exotischer Sprache bedeuten. Somit bin ich sogenannte Erfahrungsexpertin. Dies kommt mir auf dem interkulturellen Sektor sehr zugute. Als interkulturelle Trainerin, Beraterin, Coach und Guide beschäftige ich mich auch beruflich intensiv mit Themen, die Kulturunterschiede und -synergien sowie Zwischenmenschliches betreffen. Mein Schwerpunkt liegt aus gegebenem Anlass auf deutsch-finnischen Kooperationen, häufig sind aber auch andere Nationen involviert.

“Oma maa mansikka, muu maa mustikka.”

Foto: Jamie Street on Unsplash

Im Finnischen gibt es einen schönen Spruch: “Oma maa mansikka, muu maa mustikka.” Übersetzt lautet er „Eigenes Land Erdbeere, fremdes Land Blaubeere.”

In den finnischen Wäldern gibt es zuhauf Blaubeeren, die man aufgrund des Jedermannrechtes frei pflücken darf. Diese kostenlose Vitaminbombe erfreut sich auch bei mir groβer Beliebtheit. Doch die in diesem arktischen Klima angebaute Erdbeere gilt eher als Luxusgut und „Königin der Beeren”. Wer im Sommer schon einmal Erdbeeren auf dem Markt gekauft hat, weiss, dass sich dieser besondere Status auch im Preis niederschlägt.

Mit dem Spruch ist also gemeint, dass es im eigenen (Heimat-)Land immer am besten, sprich: „Erdbeere”, ist. Kein anderes Land kann diesen Platz einnehmen, es wird sich immer mit Rang zwei begnügen müssen und somit lediglich “Blaubeerstatus” erlangen.

Und genau um dieses Thema soll es in meinen Blogbeiträgen gehen: Wie sieht es im Falle meiner beiden Heimatländer mit den Blaubeer- und Erdbeeranteilen aus? Lässt sich der Spruch bestätigen oder gibt es gegensätzliche Erfahrungen?

Nun, es gibt so einige Synergie-Effekte, die (Beeren-) Mischung macht´s!  Trotz aller Gemeinsamkeiten von Deutschland und Finnland soll es vor allem um Andersartigkeit gehen. Gerne im Sinne von: nicht besser, nicht schlechter, sondern bereichernd ANDERS.

In diesem Sinne:  Bis bald! Terveisiä Turust‘ – Grüße aus Turku!

Birgit

 

Weitere Informationen:

Birgit Griese-Saarinen, FiDeCo

Die Walflosse oben auf dem Titelfoto stammt von dem Berliner Künstler Achim Kühn. Die Stahlkonstruktion wurde auf einen ausgedienten Werftkransockel im Aurafluss montiert. Foto: Birgit Griese-Saarinen.

 

Text und Fotos: ©Birgit Griese-Saarinen, Fideco