Eisige Hochstimmung mit Filzhut

Oder: Wie das Winterschwimmen über den Novemberblues hinweghilft
– Blogbeitrag von Birgit Griese-Saarinen

“Was, du gehst freiwillig ins eiskalte Wasser?”- so oder ähnlich lauten die Kommentare, wenn ich begeistert von meinem Hobby und Lebenselixier Winterschwimmen berichte. Oh ja, und ob ich das tue – vorzugsweise mindestens ein- bis zweimal die Woche, allein oder mit lieben Freunden.

Wobei mit “allein” lediglich gemeint ist, dass ich mich ohne Begleitung zu einem der vielen Vereinssaunen aufmache – allein fühlen kann man sich auf gar keinen Fall, denn man wird garantiert von vielen anderen begeisterten Winterschwimmern in der Saune umrahmt. Allein ins Wasser zu gehen, ist außerdem generell aus Sicherheitsgründen zu vermeiden, das versteht sich von selbst. So wartet man immer ab, dass in der Nähe jemand anders gleichzeitig ins kalte Nass taucht – bei den aktuellen Besuchszahlen der “Wintersaunen” kein Problem.

Kontrastprogramm zur Weihnachtsschlemmerei

Auf das Hobby bin ich dadurch gekommen, dass ich vor vielen Jahren am zweiten Weihnachtstag den dringenden Wunsch verspürte, den Schlemmereien inklusive stundenlangem Sitzen an den Weihnachtsfeiertagen etwas Gesundheitsförderndes entgegenzusetzen – etwas, dass sich exotisch anfühlt und komplettes Neuland darstellt. Prompt kam ich zusammen mit einer Freundin auf die Idee, diese winterlich-exotische Aktivitätsvariante auszuprobieren. Das Gefühl, gemeinsam mit einem dampfenden (selbstverständlich alkoholfreien) Glögg in der Hand und der speziellen Jahressaison geschuldigten Wichtelmütze auf dem Kopf im Badeanzug auf der Saunaterrasse zu stehen, ohne trotz des etwas rauen Windes zu frieren, hat sich als eine der schönsten Wintererinnerungen tief in mein Gedächtnis gegraben.

Glückshormon-Cocktail

Davon wollte ich mehr und hab bis heute nicht genug davon bekommen: Entspannung pur, Weilen im Augenblick mit allen Sinnen, umgeben sein von fröhlichem Geplapper – denn im Gegensatz zu den strengen Regeln in deutschen Wellness-Oasen ist die Sauna hier oben im Norden ein Ort des verbalen Austausches. Viele behaupten sogar, die Seele öffne sich beim Aufguss und im abwechselnden Kälte-Hitze- Szenario müheloser als im normalen Leben. Ich muss zugeben, dass der Geräuschpegel unter Gleichgesinnten in der Sauna schon so manches Mal meine Toleranzgrenze erreicht hat und mir etwas Stille zwischendurch gutgetan hätte. Aber diese kann ich natürlich jederzeit im Außenbereich abrufen – ob am Ostseestrand oder irgendwo an einem See.

Ein Besuch in einem der vielen Schwitzkästen mit badegekleideten – da von allen Geschlechtern gleichzeitig genutzten – Erholungssuchenden bricht mit allen Klischees über die finnischen in sich gekehrten Silence-Seeker. Dafür sorgt allein schon der durch das Temperatur-Wechselbad hervorgerufene Glückshormon-Cocktail, der gute Laune zum Standardprogramm macht. Aber natürlich auch die gute Gesellschaft und das Wissen um unzählige gesundheitsfördernde Nebeneffekte dieses Zeitvertreibs.

In der Sauna sind alle gleich

Fröhlich geschallerte Weihnachtslieder im Aufgussdampf lassen übrigens auch “Joulu” zu einem ganz besonderen Fest werden. Außerhalb der Weihnachtszeit greift man gern zu anderen Kopfbedeckungen als den Wichtelmützen, in meinem Fall zu einem praktischen Filzhut, der Kopf und Haarpracht in der Sauna Schutz vor Hitze und im Freien wiederum Schutz vor Kälte gewährt. Ansonsten sind noch Neopren-(Hand-) Schuhe zu empfehlen, die vor eisiger Geländerkälte bzw. eventueller Rutschgefahr schützen.

In der Sauna sind tatsächlich alle gleich – nicht nur in der gewöhnlichen, die man weiterhin in Finnland unbekleidet und streng nach Männlein und Weiblein getrennt aufsucht. Auch in der “Eisloch-Sauna” herrscht ein starkes Gefühl der Verbundenheit, ob mit Filzhut oder ohne.

So kann ich nur von Herzen empfehlen, die Winter- bzw. Weihnachtszeit falls irgend möglich um dieses besondere Erlebnis zu erweitern. Aber Achtung, der Suchtfaktor ist nicht zu unterschätzen!

Ich wünsche allen Lesern eine gesunde (Vor-) Weihnachtszeit mit einprägsamen Erlebnissen, ob Out-oder Indoor!

Hyvää joulun odotusta – Frohes Warten auf Weihnachten!

Birgit

 

Fotos vom „selbstgemachten mökki-Eisloch”: Birgit