„Logistik ist nicht alles…

…aber alles ist nichts ohne Logistik!“ Beim hochkarätig besetzten 9. Deutsch-Finnischen Hafentag in Lübeck wurden aktuelle Herausforderungen und Chancen der Branche diskutiert.

Am Vormittag kam eine Expertenrunde zusammen, um beim Fachforum zum Thema „Grüne Hafentechnologien“ Einblicke in die neuesten Entwicklungen in Richtung CO₂-Reduktion zu gewähren. In drei Themenblocks von alternativen Energiequellen über grüne Hafentechnologien im Massengutumschlag bis hin zu Sicherheitslösungen und Wasserstoffantrieben für Stapler und Großgeräte wurden Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert.

Umfassende Sicherheit

Bei der Abendveranstaltung sprach der Botschafter von Finnland, Kai Sauer, in seinem Grußwort u.a. über die finnische Politik der umfassenden Sicherheit. Es ist eine Strategie des gemeinsamen Bestrebens, die lebenswichtigen Funktionsbereiche der Gesellschaft im Rahmen einer konzertierten Aktion der Behörden, Wirtschaft, Organisationen und der Bevölkerung zu schützen und aufrechtzuhalten. Zudem haben aus finnischer Sicht die aktuellen Ereignisse auf der Ostsee deutlich gemacht, welch hohen Stellenwert der Ausbau der Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten mittlerweile erreicht hat.

Das innovativste Volk auf dem Planeten

Claus Ruhe Madsen, Minister für Wirtschaft und Verkehr S-H

Der Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsident, Daniel Günther, musste aus dringenden dienstlichen Gründen seine Teilnahme leider absagen, so dass Claus Ruhe Madsen, Minister für Wirtschaft und Verkehr, das Grußwort des Landes Schleswig-Holstein sprach. In seiner spontanen Rede bezeichnete er die Finnen als das „innovativste Volk auf dem Planeten“. Die aktuellen Angriffe auf die fragile Unterwasserinfrastruktur haben bewirkt, dass die ohnehin schon gute Zusammenarbeit der Nordischen Länder und Deutschland zu einem noch engeren Schulterschluss geführt haben.

Dr. Kimmo Naski, CEO des größten Universalhafens von Finnland, HaminaKotka, betonte die Bedeutung der Ostsee für die finnische Wirtschaft: 96 % des finnischen Außenhandels wird über die Ostsee abgewickelt. Aus finnischer Sicht trifft der Spruch „Logistik ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Logistik“ also den Nagel auf den Kopf. Dabei gibt es durch die geografische Lage des Landes bedingte große Herausforderungen, wie beispielsweise die Schifffahrt in den kalten Wintermonaten, bei deren Lobbyarbeit in der EU Finnland auf die Unterstützung von Deutschland angewiesen ist.

Dr. Jan Feller, Geschäftsführer der Deutsch-Finnischen Handelskammer in Helsinki, berichtete, wie die finnische Wirtschaft vom Klimawandel profitieren kann. Das Land sei schon sehr weit bei dem Aufbau von Anlagen für Wasserstoffproduktion und die Voraussetzungen dafür seien in Finnland sehr gut: für eine wettbewerbsfähige Produktion von grünem Wasserstoff sind niedrige Strompreise und günstige Rohstoffe, d.h. erneuerbare, biobasierte CO₂-Quellen, die für die Weiterverarbeitung von Wasserstoff zu verschiedenen Bio-Brennstoffen, Kunststoff, Kleber oder Lösungsmitteln, von elementarer Bedeutung. Aber auch auf diesem Sektor ist eine Kooperation im Ostseeraum wichtig, denn die komplette Hafeninfrastruktur für die neuen Produkte muss erst aufgebaut werden.

Grüne Transportkette

Im Rahmen einer von Sebastian Reimann (Chefredakteur DVZ), moderierten Podiumsdiskussion mit dem Thema Grüne Transportkette über Lübeck sprachen Prof. Dr. Sebastian Jürgens (Geschäftsführer Lübecker-Hafen-Gesellschaft), Jan Lindenau (Bürgermeister der Hansestadt Lübeck), Tom Pippingsköld (CEO Finnlines AG), Niko Korte (Bereichsvorstand SSAB) sowie Andreas Tsioulakis (Vice President Kion Group) über die aktuellen Herausforderungen der grünen Transformation. Das Fazit der

B. Jorkisch, Honorarkonsul, M. Sinemus-Ammermann, DFG, J. Hirvonen, Botschaftsrat, H.-Chr. Stadel, Honorarkonsul (v.l.n.r.)

Beiträge war die Feststellung, dass vielfach die Motorentechnologie bereits vorhanden sei, nur die grünen Treibstoffe weder hinsichtlich der Produktion noch der dafür notwendigen Infrastruktur zur Verfügung stehen. Deshalb hat Dr. Jürgens dann auch einen sehr emotionalen Appell an die Politik und an die Entscheidungsträger gerichtet, dass man anstelle von langwierigen Diskussionen über Ideologien und Jahreszahlen einfach mal aktiv werden und die überbordenden Vorschriften und Hürden abschaffen sollte.

Insgesamt war der 9. Deutsch-Finnische Hafentag, der vom Honorarkonsul von Finnland, Bernd Jorkisch, gemeinsam mit der Lübecker Hafengesellschaft und der Hansestadt Lübeck organisiert wird, ein voller Erfolg. Er bietet eine hervorragende Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen der Logistikbranche im Ostseeraum zu informieren und nicht zuletzt eine Plattform zur Vernetzung. Der Hafentag hinterließ bei allen Beteiligten den Wunsch, die Zusammenarbeit in der maritimen Wirtschaft weiter auszubauen und zukünftige Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe des Hafentages im November 2025 und die Fortsetzung dieser wertvollen Tradition!