Finnische Filme bei den 65. Nordischen Filmtagen Lübeck

Bald ist es wieder soweit: die 65. Nordischen Filmtage Lübeck öffnen ihre Pforten! Finnland ist mit 14 Filmen in verschiedenen Filmkategorien dabei. Das Festival bildet die große Vielfalt der aktuellen nordeuropäischen Filmproduktion ab.

Beim diesjährigen Filmfestival in Lübeck werden mehr als 180 Filme in fast 250 öffentlichen Vorführungen gezeigt. Viele internationale Filmschaffende besuchen die Hansestadt, um ihre Filme zu präsentieren. Es sind auch viele junge Regisseurinnen und Regisseure dabei, die mit ihren Debüts am Wettbewerb teilnehmen: Mika Gustafson, die für “Paradise is Burning” (“Paradiset brinner”) beim Filmfestival in Venedig für die beste Regie ausgezeichnet wurde, Laurens Pérol („Practice“/„Å Øve“), ein in Norwegen ausgebildeter und arbeitender deutscher Regisseur oder auch Tia Kouvo („Family time“/„Mummola“) aus Finnland und viele mehr.

Viele Preise und zwei Stipendien

Insgesamt werden im Rahmen des Festivals zwölf Jury- und Publikumspreise mit einer Gesamtdotierung in Höhe von 65.000 EUR vergeben, darunter der undotierte Ehrenpreis, der in diesem Jahr an den schwedischen Regisseur Roy Andersson geht. Bis auf den Ehrenpreis, der bei der Eröffnung des Festivals am 1. November überreicht wird, werden die Preise zum feierlichen Abschluss des Festivals am 4. November im Rahmen der Filmpreisnacht im Theater Lübeck verliehen.

Die 65. Nordischen Filmtage Lübeck hatten außerdem das Lübecker Drehbuchstipendium ins Leben gerufen, jeweils dotiert mit 35.000 Euro. Die ersten beiden Stipendiaten werden bei der Eröffnung am 1. November vorgestellt.

Kulturelle Teilhabe für alle

Dieses Jahr werden bei den Nordischen Filmtagen Lübeck verstärkt Filme auch für blinde oder sehbehinderte und für gehörlose oder schwerhörige Menschen zugänglich gemacht. Um mehr Menschen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, werden Vorstellungen mit Audiodeskription und SDH-Untertitelung angeboten, die auf die Bedürfnisse gehörloser und gehörgeschädigter Personen zugeschnitten sind. Weiterhin gibt es ausgewählte Veranstaltungen oder Filmgespräche mit Live-Übersetzung in deutscher Gebärdensprache.

Der Vorverkauf startet am 28. Oktober 2023. Dann sind sowohl online als auch beim CineStar Filmpalast Tickets für die öffentlichen Vorführungen erhältlich. Über 50 % des Programms stehen auch via Stream für das Publikum deutschlandweit zur Verfügung. Das Streaming ist ab 1. November, 19 Uhr, bis zum Ende des Festivals möglich. Nähere Infos dazu auf der Webseite des Festivals.

 

Übersicht der Filme aus Finnland in verschiedenen Kategorien

 

Spielfilme

 

Mummola | Family Time

Finnland / Schweden 2023, 116 Min., finn. OF, engl. UT

Regie: Tia Kouvo

Film Still: © Sami Kuokkanen, Aamu Film company

Ein Haus in einsamer Schneelandschaft. Weihnachten steht vor der Tür, dementsprechend oft geht diese auf und wieder zu. Drei Generationen versammeln sich rund um den Tisch, und auch die Kamera nimmt Platz. Die Regisseurin scheint eines zu wissen: Es geht nicht mit, aber auch nicht ohne die Familie. Mit dieser Haltung beobachtet sie die kleinen und großen Sorgen und Freuden der einzelnen Familienmitglieder. Die Enkel möchten im Fernsehen einen Film sehen, der Großvater Sport. Besorgt stellt die Großmutter fest, dass er schon am frühen Morgen mehrere Flaschen Bier intus hat. Die eine Tochter fühlt sich von ihrem Mann übersehen, die andere möchte gar keine neue Beziehung mehr. Zusammen schwitzt man in der Sauna. Die Art und Weise, wie in diesem Film gestritten und später weiter gemeinsam gefeiert wird, ist aus dem Leben gegriffen. Gerade weil auf Überdramatisierung verzichtet wird und die Eskalation ausbleibt, kann sich jeder in einer Figur oder Konstellation wiederfinden. Frohe Weihnachten!

Donnerstag, 2.11.2023, 22:30 Uhr, Stadthalle Kino 3

Freitag, 3.11.2023, 10:00 Uhr, Stadthalle Kino 5

Samstag, 4.11.2023, 13:30 Uhr, Stadthalle Kino 3

Sonntag, 5.11.2023, 13:30 Uhr, Kolosseum

Je’vida

Finnland 2023, 99 Min., skolt sámi, finn. OF, engl. UT

Regie: Katja Gauriloff

Film Still: © Oktober OY

Vor einem Hochhaus steht Lida und wartet auf ihre Nichte. Die beiden haben sich noch nie gesehen, Lida ist wortkarg und schroff. Die tiefen Furchen in ihrem Gesicht deuten an, dass das Leben es nicht immer gut mit ihr meinte. Die Nichte hat von ihrer Mutter ein Haus am See geerbt, dorthin fahren sie. Im Haus öffnet die Nichte eine Kiste und findet ein sorgfältig gefaltetes Trachtenkostüm, das sie nicht einordnen kann. Lidas Geschichte wird in Rückblenden erzählt. Früher hieß sie Je’vida. Sie entstammt einer Familie der Skolt-Sámi und lebte mit ihren Großeltern an jenem See. Als Kind war sie eine geschickte Fischerin und liebte die Feste ihres Volkes. Doch die finnischen Behörden zwangen sie, auf ein christliches Internat zu gehen, und gaben ihr einen neuen Namen. Von den anderen Schulkindern gemobbt, lief das trotzige Mädchen immer wieder von dort weg. Die fein nuancierten Schwarz-Weiß-Bilder geben Lida Rückendeckung bei der Wiederbegegnung mit Je’vida und den eigenen Wurzeln, die damals gewaltsam gekappt wurden.

Donnerstag, 2.11.2023, 22:30 Uhr, Kolosseum

Freitag, 3.11.2023, 16:30 Uhr, Stadthalle Kino 3

Samstag, 4.11.2023, 19:00 Uhr, Stadthalle Kino 5

Sonntag, 5.11.2023, 10:00 Uhr, Stadthalle Kino 5

Dokumentarfilme

Máhccan – Kotiinpaluu | Homecoming

Finnland / Norwegen 2023, 77 Min., sámi, finn., engl. OF, engl. UT

Regie: Suvi West, Anssi Kömi

Tausende Artefakte der Sámi sind über Museen weltweit verteilt. Erst allmählich kommt der Prozess in Gang, sie ihren ursprünglichen Eigentümer:innen in der Herkunftsregion Sápmi zurückzugeben. Filmemacherin Suvi West und Kameramann und Koregisseur Anssi Kömi suchen gemeinsam nach Spuren ihrer Vorfahren und reisen durch Europa, um in kalten Museumskellern samische Artefakte aufzuspüren. Der Raub zu „Forschungszwecken“ und die Zurschaustellung von Gegenständen wie Fellschuhen, Kopfbedeckungen, heiligen Trommeln und sogar Gebeinen sind symptomatisch für Jahrhunderte der Kolonialisierung und Zwangschristianisierung, die die Sámi erlitten haben. Aus dem Bedürfnis heraus, die eigene Geschichte zu erzählen und den kollektiven Schmerz ihres Volkes zu lindern, nähert sich Suvi West behutsam der Vergangenheit an und lässt die Kamera sehr unmittelbar an ihren Emotionen teilhaben. Der Film zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie untrennbar die Rückführung indigener Besitztümer mit persönlicher und kultureller Identität verbunden sein kann.

Donnerstag, 2.11.2023, 13:45 Uhr, Stadthalle Kino 6

Samstag, 4.11.2023, 10:45 Uhr, Filmhaus Kino 1

Ilveskuiskaaja | Lynx Man

Finnland / Estland 2023, 82 Min., DCP, Dolby 5.1, finn. OF, engl. UT

Regie: Juha Suonpää

Film Still: © Alexander Lembke

Seit der Kindheit liebt Hannu Luchse. Als der Mann mit dem widerspenstigen Vollbart eines Tages entdeckt, dass sich im Wald um sein kleines Häuschen wieder einige Exemplare angesiedelt haben, beginnt er mit akribischem Eifer, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Er stellt Wildkameras auf, hinterlässt kleine Leckereien für die Tiere und sogar persönliche Urinmarkierungen. Auch wenn er sich ihnen nur aus respektvoller Distanz nähert, taucht er mit Haut und Haaren in ihre Welt ein, gibt ihnen Namen und nimmt ihre individuellen Persönlichkeiten wahr. In traumartigen Sequenzen streift er nachts mit einer Luchsmaske umher, heult den Mond an oder imaginiert Luchse im Dampf seiner Sauna. Die atemberaubenden Tag- und Nachtaufnahmen, die Hannus Kameras liefern, zeigen jedoch nicht nur Luchse, sondern auch all die anderen Tiere des Waldes – Elche, Hasen, Wölfe und viele mehr. Je länger der Film Hannu und seine Luchsfreunde begleitet, desto stärker wird auch die Bedrohung spürbar, die Hannus Artgenossen für das harmonische Miteinander der Arten im Wald darstellen.

Mittwoch, 1.11.2023,   22:00 Uhr, Stadthalle Kino 5

Freitag, 3.11.2023, 22:45 Uhr, Stadthalle Kino 6

 

Cinéma Laika | Cinema Laika | Kino Laika

Frankreich / Finnland 2023, 81 Min., finn., franz. OF, engl. UT
Regie: Veljko Vidak

Mitten im finnischen Wald liegt die Kleinstadt Karkkila, die die Förderung von Eisenerz schon vor 200 Jahren zur Industriestadt machte. In einer stillgelegten Metallgießerei wollen der Schriftsteller Mika Lätti und der Filmemacher Aki Kaurismäki ein Kino eröffnen. Ein kühnes Vorhaben in der Zeit des Kinosterbens, doch Lätti und Kaurismäki sind sich sicher: Karkkila ist genau der richtige Ort dafür. Der Film begleitet das Werden des Kinos bis zur Eröffnung, porträtiert vor allem aber auch die Bewohner:innen der Stadt, die allesamt Charaktere in einem Kaurismäki-Film sein könnten.  In der Fabrik, in der Kneipe, in den Ställen, im Motorradclub und auf der Fahrt durch den Wald im alten Cadillac: Überall wird über das Kino und über Filme geredet. Eine Liebeserklärung an die Magie des Ortes Kino und seine gemeinschaftsstiftende Kraft.

Freitag, 3.11.2023,  13:45 Uhr, Stadthalle Kino 6

Samstag, 4.11.2023,  22:45 Uhr, Stadthalle Kino 6

Young Audience

 

Aresti | Grounded

Finnland 2022, 22 Min., finn. OF, engl. UT

Regie: Samuli Hahl

Mitten in den 80ern und mitten in der finnischen Provinz haben Johannas fromme Eltern wenig Verständnis für deren musikalische Vorliebe für Heavy Metal. Ihr Kassettenrekorder wird konfisziert und Johanna selbst unter Hausarrest gestellt. Aber dann hat Johanna eine Idee, wie sie sich mit noch mehr Arbeit auf dem Bauernhof der Eltern auch mehr Freiraum erarbeiten kann.

Donnerstag, 2.11.2023, 16:45 Uhr, Stadthalle Kino 2

Sonntag, 5.11.2023, 19:15 Uhr, Stadthalle Kino 1

Jasminin kaksi kotia | Jasmin’s Two Homes

Finnland 2022, 13 Min., DCP, Dolby 5.1, finn., somali, engl. OF, engl. UT, dt. eingesprochen, empf. ab 10 J.

Regie: Inka Achté, Hanna Karppinen

Film Still: © Napafilms Oy

Ob es dort Igel gibt, will Jasmin im Videocall von ihrem Papa wissen. Denn der ist aus Finnland, wohin er einst geflüchtet war, nach Somalia zurückgekehrt. Jasmin und ihre Geschwister kommen nach. Bisher war die Heimat ihres Vaters nur eine Vorstellung für sie, jetzt wird sie real: in Farben, Gerüchen und im Geschmack des Essens. Und niemand fragt mehr, wo sie „eigentlich“ herkommen.

Freitag, 3.11.2023, 16:15 Uhr, Stadthalle Kino 1

Samstag, 4.11.2023, 13:15 Uhr, Stadthalle Kino 1

Paperi | The Paper

Finnland 2022, 5 Min., DCP, Stereo, ohne Dialog, empf. ab 4 J.

Regie: Katariina Haukka

Rrrritsch! Marja spannt ein unbeschriebenes Blatt in die Schreibmaschine ein. Doch das Papier hat eigene Pläne. Marjas zahlreiche Versuche, es zu bändigen, enden mit einer Überraschung – für beide. In ihrer Stop-Trick-Animation nimmt Katariina Haukka den viel zitierten Kampf mit dem weißen Blatt wörtlich, der nur durch Kreativität gewonnen werden kann.

Samstag, 4.11.2023, 10:00 Uhr, Kino Koki

 

Nordic Shorts

 

House of the Wickedest Man in the World

Finnland 2023, 25 Min., DCP, Dolby 5.1, engl. OF

Regie: Jan Ijäs

Nahe der sizilianischen Stadt Cefalú steht eine Ruine. Hier lebte in den 1920ern Aleister Crowley, der bekannteste Okkultist seiner Zeit, und praktizierte magische Rituale, Sex- und Drogenorgien. Der Film verbindet Crowleys Aufzeichnungen und Berichte über ihn mit Aufnahmen von Orten rund um die Ruine und führt in immer abstrakteren Bildern in die düstere Welt des Mannes, der sich Beast 666 nannte

© Juhamatti Vahdersalo

Lasse kaatuu, voi ei! | Oh no, Lasse falls!

Finnland 2023, 19 Min., finn., dt. OF, engl. UT

Regie: Risto-Pekka Blom

München 1972, Olympische Spiele. In Finnland hofft Präsident Kekkonen auf eine weitere Amtszeit. Damit das klappt, soll der Läufer Lasse Virén Gold und den Weltrekord holen. In den Katakomben des Olympiastadions steuern Kekkonens Mitarbeiter die Ereignisse. Als Virén vom Skript abweicht, tritt Plan B in Kraft. Humorvolle Neuinterpretation einer Erfolgsgeschichte aus der Welt des Sports.

Scenic View

Finnland 2023, 16 Min., DCP, Dolby 5.1, finn., engl. OF, engl. UT

Regie: Maija Blåfield

Ein finnischer Urwald, ein Braunbär beim Grasen. Wenn die Naturfilmerin den Bären angelockt hat, ist das dann noch ein Dokumentarfilm? Was ist mit dem Wald? Ist ein aufgeforsteter Wald noch ein echter Wald? Und wann, wenn überhaupt, wird eine verlassene, überwucherte Siedlung zum Wald? Eine filmische Reflexion darüber, was eine Wirklichkeit bedeutet, die am Ende selbst immer fiktionaler wird.

Mittwoch, 1.11.2023, 22:15 Uhr, Stadthalle Kino 1

Samstag, 4.11.2023, 22:30Uhr, Kino Koki

Murtuma | Prelude

Finnland 2023, 19 Min., finn. OF, engl. UT

Regie: Arman Zafari

Ein harmonischer Abend im Familienwohnzimmer. Alle sitzen beisammen und lauschen andächtig dem Gesang des Teenagersohns, der für einen Auftritt am nächsten Tag probt. Mitten in die Idylle platzt der aufgebrachte Vater eines Klassenkameraden. An der Haustür konfrontiert er die Mutter mit einer unglaublichen Wahrheit über ihren Sohn. Intensives Drama um Familien, Fassade und Moral.

Donnerstag, 2.11.2023, 22:15 Uhr, Stadthalle Kino 1

Freitag, 3.11.2023, 12:30 Uhr, Kino Koki

Sonntag, 5.11.2023, 10:00 Uhr, Kino Koki

 

Serien

 

Estonia

Finnland / Schweden / Belgien / Estland 2023, 2 x 45 Min., finn., schw., estn., eng., dt., russ. OF, engl. UT
Series Creator: Miikko Oikkonen, Regie: Måns Månsson, Juuso Syrjä

Der Untergang der Fähre „Estonia“ 1994 war die bislang schlimmste Katastrophe der zivilen Schifffahrt in Europa. Mindestens 852 Menschen kamen ums Leben, als die Fähre auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Küste sank. Wie schon in seiner Serie „Chernobyl“ geht es Regisseur Måns Månsson um tiefe Einblicke in das Leben vieler Beteiligter – Passagiere, Rettungskräfte und freiwillige Helferteams, am Boden zerstörte Angehörige und die Ermittler:innen aus Finnland, Schweden und Estland, die auf der Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen in kulturelle und politische Konflikte geraten. „Estonia“, eine höchst ambitionierte Koproduktion zwischen vier Ländern, ist die finanziell aufwändigste Serie, die je in Skandinavien gedreht wurde. Sie lässt die Zuschauer:innen nicht nur die chaotischen Stunden des Unglücks intensiv nacherleben, sondern bringt ihnen auch zahlreiche Menschen wie dich und mich nahe, deren Leben sich in jener Nacht für immer veränderte.

Donnerstag, 2.11.2023, 20:00 Uhr, Kino Koki

Sonntag, 5.11.2023, 17:30 Uhr, Kino Koki

Retrospektive

 

Käpy selän alla | Under Your Skin | Tannenzapfen unter dem Rücken

Finnland 1966, 89 Min., 35 mm, Schwarzweiß, Lichtt./Mono, finn. OF, engl. UT

Regie: Mikko Niskanen

Zwei Studierendenpaare verbringen einen Campingurlaub an einem einsam gelegenen finnischen See. Sie baden, ziehen sich gegenseitig auf und haben ihre kleinen Streitereien, an denen sich ihre Schwierigkeiten und Hemmungen zeigen. Als die Ferien zu Ende gehen, haben alle vier etwas über das Leben und ihre Gefühle gelernt … Inspiriert von Vorbildern der französischen Nouvelle Vague, wurde die Sommerromanze von Mikko Niskanen bei ihrer Uraufführung als „ein stilistisch moderner und sensibler Film“ (Ulrich Gregor) mit überraschend offenen Erotikszenen wahrgenommen. Beim Publikum fand er ebenso viel Anklang wie bei der Kritik. Aufnahmen von der damals noch nahezu unberührten Natur fügen sich ganz selbstverständlich in den Erzählfluss ein, ohne die sorglose Ferienatmosphäre mit allegorischer Bedeutungsschwere zu überfrachten. Der durchgehende Pop-Appeal von „Tannenzapfen unter dem Rücken“ wird nicht zuletzt durch einen Live-Auftritt der heute legendären Beatband The Creatures bei einer Waldparty verstärkt.

Donnerstag, 2.11.2023, 22:15 Uhr, Stadthalle Kino 4

Täältä tullaan, elämä! | Right On, Man! | Ich pfeif auf eure Hilfe!

Finnland 1979, 111 Min., finn. OF, engl. UT

Regie: Tapio Suominen

© National Audiovisual Institute KAVI

Punkmusik anstelle der üblichen Orgelandacht? Die lautstarke Beschallungsaktion gehört zu den harmloseren Vergehen von Jussi, der eine Beobachtungsklasse für verhaltensauffällige Schüler besucht. Lissu ist das einzige Mädchen, aber nicht weniger renitent als die fünf Jungen. Als Jussi von seinem Kumpel Pete erfährt, dass Lissu ihn nicht ganz uninteressant findet, ist dies der Anfang einer unbeholfenen Annäherung, in deren Verlauf die beiden beschließen, gemeinsam durchzubrennen … Der Film, mit dem die aus Kaurismäki-Filmen bekannte Schauspielerin Kati Outinen, damals 18, ihr Leinwanddebüt gab, fängt den Geist des frühen Punk in Helsinki ein, unter anderem mit Aufnahmen aus Kill City, einem legendären besetzten Kulturzentrum. Vor diesem authentischen Hintergrund entwickelt sich in „Hier komme ich, Leben!“ (so der Originaltitel des Films) das packende Drama um einen unbändigen Jugendlichen, zu dem sich die Drehbuchautoren von François Truffauts „Sie küssten und sie schlugen ihn“ sowie persönlichen Erlebnissen inspirieren ließen.

Samstag, 4.11.2023, 19:15 Uhr, Stadthalle Kino 4

 

Weitere Informationen

65. Nordische Filmtage Lübeck

Streaming

Quelle: Nordische Filmtage Lübeck

Beitragsfoto oben: Film Still aus Mummola/Family Time, © Sami Kuokkanen, Aamu Film company