Die kleine Schwester der Karelischen Pirogge

Regionale Spezialitäten liegen im Trend. Ursprünglich, authentisch und aus besten Zutaten hergestellt. Davon gibt es in Finnland mehr als genug. Kainuun Rönttöset – Beerenpiroggen aus der Region Kainuu – gehören mit Sicherheit dazu, denn sie sind von der EU mit dem Prädikat „geschützte geographische Angabe“ geadelt worden.

Kainuu liegt auf der Höhe von Oulu an der Grenze zu Russland. Die bekanntesten Städte in Kainuu sind Kajaani und Kuhmo. Insbesondere Kuhmo ist vielen durch das international renommierte Kammermusikfestival bekannt. Früher war die Region eher von Armut geprägt und so sind auch die Rönttöset entstanden: die Hausfrauen mussten beim Kochen und Backen damit zurechtkommen, was gerade zur Verfügung stand.

Süß und herzhaft zugleich

Rönttöset aus Kainuu mit dem nicht übersetzbaren Namen sind runde Beerenpiroggen mit einem Geschmack, der irgendwo zwischen süß und herzhaft liegt. Der Teig wird ähnlich wie bei den Karelischen Piroggen mit  Roggenmehl zubereitet, ist jedoch etwas dicker. Die Füllung besteht aus Kartoffelmus und Beeren, meistens Preiselbeeren. Traditionell wurden Rönttöset ohne Zucker zubereitet, die Süße entstand durch den Abbau der Stärke zu Glucose. Dazu wurde der mit Roggenmehl vermengte Kartoffelstampf über Nacht bei Zimmertemperatur stehengelassen. Heute wird die Füllung mit Zucker gesüßt, um einen angenehm süßlichen Geschmack zu erzielen.

Seit 2008 geschützt

Die EU-Herkunftsbezeichnung „geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.) bedeutet, dass die für die Herstellung des Produkts verwendeten landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel eine enge Verbindung mit dem Herkunftsgebiet haben. Darüber hinaus muss mindestens eine der Produktionsstufen – also Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung –  im Herkunftsgebiet erfolgen. Weitere finnische Spezialitäten mit dieser geschützten Herkunftsbezeichnung sind z.B. Puruveden muikku (Kleine Maräne aus Puruvesi) oder Aito saunapalvikinkku (Echter saunageräucherter Schinken).

Übung macht den Meister

Über die Herkunft des Namens „Rönttönen“ gibt es sicherlich mehrere Theorien, aber nach einer Anekdote soll er folgendermaßen entstanden sein: Die junge Schwiegertochter wurde in die Gepflogenheiten des neuen Haushalts eingeführt. Am Backtag sollte sie Piroggen backen, was sie vorher noch nie getan hatte. Als die Schwiegermutter ihre erste Pirogge begutachtete, sagte sie: „Tulipa melkoinen rönttönen.“ (sinngemäß: Das ist ja ein ziemlich armseliges Ding geworden). Zumindest das haben die Rönttöset mit Karelischen Piroggen gemeinsam: das Kräuseln des Randes will gelernt sein!

Man kann Rönttöset auch selbst backen, dann sind sie allerdings nur Rönttöset – ohne Kainuu. Aber schmecken tun sie trotzdem!

Hier das Rezept (für etwa 16 St.):

Zutaten:

Teig:
1/2 dl Weizenmehl
3 dl Roggenmehl
1 1/2 dl Wasser
1/2 TL Salz

Füllung:
3 große gekochte Kartoffeln (mehlig)
1 dl Roggenmehl
2 dl gesüßtes Preiselbeerkompott
2 EL Zucker
Prise Salz

Zum Bestreichen:
50 g Butter
1 dl Milch

Zubereitung:

  1. Die Zutaten für den Teig miteinander vermengen und zu einem festen Teig verkneten, den man ausrollen kann. Bei Bedarf Mehl hinzufügen.
  2. 2–3 Stunden bei Raumtemperatur ruhen lassen. Das Gefäß abdecken, damit der Teig nicht austrocknet.
  3. Die gegarten Kartoffeln zerstampfen.
  4. Die restlichen Zutaten für die Füllung mit dem Kartoffelstampf verrühren.
  5. Auf einer bemehlten Fläche den Teig zunächst zu einer langen Rolle formen, in Stücke schneiden und die Stücke zu Kugeln formen.
  6. Die Kugeln einzeln zu runden Fladen mit einem Durchmesser von 15-20 cm ausrollen. Die Fladen mit einem Tuch abdecken, damit sie nicht austrocknen.
  7. Die Füllung auf die Fladen verteilen.
  8. Einen Rand von ca. 1 cm hochklappen und mit den Fingern kräuseln, damit kleine Runde Piroggen entstehen.
  9. Die Piroggen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.
  10. Bei 250°C ca. 15 Minuten backen.
  11. Die noch warmen Piroggen mit der Milch-Butter-Mischung bestreichen und mit Backpapier und einem Tuch einwickeln.

Guten Appetit – hyvää ruokahalua!

 

 

 

Rezept und Foto: Marttaliitto/Marttaliiton kuva-arkisto