Vermittlerin zwischen zwei Sprachen und Kulturen
Hallo!
Ich, Kerstin Poschmann, möchte mich kurz vorstellen: Ich bin zwar keine Finnin, aber mit zwölf Jahren mit meinen Eltern und Geschwistern nach Savonlinna ausgewandert. Dort ging ich auf ein finnisches Gymnasium und studierte anschließend Slawistik und Germanistik in Jyväskylä. Bereits in der Schulzeit absolvierte ich die Übersetzerprüfung in Helsinki, um fortan als staatlich vereidigte Dolmetscherin für Finnisch und Deutsch tätig sein zu können.
Als ich Finnland schließlich meines Mannes wegen wieder verließ, blieben einige Wurzeln dort zurück und so bin ich jetzt mehr als dankbar, dass ich am Nordkolleg meine berufliche Heimat gefunden habe und dort in einwöchigen Intensivkursen Finnisch unterrichten kann.
Die sprachliche und kulturelle Vermittlung zwischen meinen beiden Heimatländern liegt mir sehr am Herzen. Hinzu kommt, dass das Nordkolleg mit seinem ungewöhnlichen Garten, in dem es stets Neues zu entdecken gibt, nicht nur eine zauberhafte Umgebung, nette Kollegen und zuvorkommende Mitarbeiter bietet, sondern für Dozent wie Teilnehmer eine (fast zu) leckere Rundumversorgung gewährleistet. Auch jetzt in Coronazeiten habe ich Kurse geben können und kann durchaus behaupten, dass die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen so umfassend greifen, dass keiner von uns je Bedenken hatte, sondern im Gegenteil diese Auszeit (meist ja vom Home- Office) fast als Urlaub empfinden konnte.
Meine Arbeit lässt mich mit Finnland-Interessierten zusammenkommen, die die Sprache erstmals für sich entdecken möchten, aber auch mit Finnlandfans, die jedes Jahr mindestens einmal in Finnland und am Nordkolleg weilen. Es sind Freundschaften entstanden, die längst über die Kurszeiten hinweg tragen.
Die Motive der Teilnehmer sind unterschiedlich, reichen von rein zufälliger Neugier auf eine ungewöhnliche Sprache, weil man mal einen Bildungsurlaub machen möchte, bis zu familiären Bindungen zu Finnland. Man möchte die Sprache seiner Mutter, die mit den Kindern kein Finnisch gesprochen hat, endlich lernen, Finnland im Schüleraustausch kennenlernen oder den Nachbarn des Mökkis auf Finnisch ansprechen können.
Kursteilnehmer reisen aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich, früher sogar London oder in einem Fall sogar Finnland an. Einige hat es so gepackt, dass wir 2021 mit Finnisch XXV ein Jubiläum begehen werden. Längst können die Teilnehmer ihr Finnisch privat, teilweise beruflich oder in der DFG an vorderster Front nutzen.
Über die Jahre hinweg beobachte ich, dass berufliche Gründe für das Erstinteresse an der Sprache zunehmen. Längst sind ehemalige Teilnehmer dauerhaft in Finnland, sei es, weil sie dort einen Partner oder die Gefährtin fürs Leben gefunden haben oder weil es ihnen gelungen ist, dort beruflich Fuß zu fassen. Andere verbringen in Finnland ihren Lebensabend. Fast alle eint, dass sie die finnische Natur, die Gelassenheit der Menschen dort schätzen gelernt haben und auch das Berufsleben dort als weniger stressig empfinden.
Kerstin Poschmann
Weitere Informationen: Nordkolleg Rendsburg
Beitragsfoto (oben): Armin Hass
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