Der Arbeitstag beginnt mit einem Sprint

Elina lebt seit August in Helsinki, um dort ihren Freiwilligendienst zu leisten. Diesmal berichtet Elina über ihren Tagesablauf und ihre Aufgaben an der Deutschen Schule Helsinki.

Mein Morgen vor der Arbeit

Mein Arbeitsplan sieht jede Woche unterschiedlich aus, doch jeden Morgen werde ich pünktlich um 06:38 Uhr von der Baustelle geweckt, die draußen leider direkt vor meinem Fenster ihr Lager aufgeschlagen hat. Dabei ist es egal, ob ich früh oder spät anfangen muss zu arbeiten. Früh wach bin ich jeden Tag, außer am Sonntag. Sonntags gönnt sich die Baustelle endlich mal ihren Ruhetag in der Woche.

Nachdem ich mich für den Tag fertig gemacht habe, lassen Charlotte und ich uns unser Brot im Ofen toasten, denn der Toaster funktioniert leider nicht. Am Anfang unserer Reise haben wir es zeitlich noch geschafft, uns für unser Frühstück an den Esstisch zu setzten. Einige Zeit später wurde die Zeit am Morgen so knapp, dass wir unser Frühstück ganz schnell im Stehen in der Küche verputzten. Mittlerweile sind wir leider an dem Punkt angekommen, dass wir uns in wenigen Sekunden unser Brot schmieren, ganz schnell zum Bus rennen und letztendlich im Bus frühstücken.

Unser Ritual ist es dabei, 2 Minuten bevor der Bus losfahren soll, aus unserer Wohnungstür zu gehen, 5 Stockwerke die Treppen runter zu sprinten und aus der Haustür zu gehen, wenn der Bus gerade an uns vorbeifährt. Dann müssen wir nur noch die letzten 100 Meter zur Bushaltestelle sprinten und in den Bus einsteigen. Die Busse sind in Helsinki überpünktlich, was ich von Zuhause gar nicht kenne. Wenn niemand anderes an der Bushaltestelle stehen würde, würden wir vermutlich den Bus des Öfteren verpassen. Ob das schon passiert ist? Das beantworte ich lieber mal nicht 🙂 Mit dem Bus fahre ich ungefähr 15 Minuten, bis ich dann in die Metro umsteige und nochmal 10 Minuten bis zur Schule fahre. Insgesamt kommen noch 5 Minuten Fußweg dazu, ich brauche also genau 30 Minuten zur Schule.

Meine Arbeitszeiten

Mein Tag beginnt in der Schule zwischen 07:30 Uhr und 11:00 Uhr. Das ist von Tag zu Tag und von Woche zu Woche unterschiedlich. Denn wie ich schon erwähnt habe, sieht mein Arbeitsplan jede Woche verschieden aus. Von Montag bis Mittwoch startet mein Tag zwischen 07:30 Uhr und 11:00 Uhr. Meistens hängt die Anfangszeit davon ab, wann ich an den unterschiedlichen Wochentagen am Vormittag als Unterrichtsbegleitung in dem Unterricht eingesetzt bin, denn dann startet mein Tag meistens passend zu der Unterrichtszeit.

Am Montag und Dienstag habe ich zum Beispiel erst zwischen 09:55 Uhr und 10:45 Uhr Unterricht, weshalb mein Arbeitstag nicht unbedingt um 07:30 Uhr starten muss, doch ab und zu kann es auch sein, dass ich um 7:30 Uhr anfange zu arbeiten, obwohl ich erst später Unterricht habe.

Donnerstag und Freitag startet mein Tag zwischen 08:00 Uhr und 08:50 Uhr, da ich an beiden Tagen direkt zur 1. oder 2. Unterrichtsstunde Unterricht habe.

Jeden zweiten Mittwoch startet meine Arbeitszeit erst um 14:00 Uhr, das ist die sogenannte „Abendschicht“. Da die Schule direkt im Zentrum von Helsinki liegt, bietet sich ihre Lage perfekt an, um Räumlichkeiten nach dem Schulalltag zu vermieten. Bei den Abendschichten endet meine Arbeitszeit um 21:00 Uhr.

Mein Vormittag und meine Aufgaben an der DSH

Schulhofpflege

In der Schule gibt es insgesamt 4 Zivis und 3 Freiwillige – Charlotte, David und ich. Gemeinsam zu siebt teilen wir uns die jeweils anstehenden Aufgaben auf. Es gibt feste Aufgaben, die jede Woche erledigt werden müssen. Bei den meisten Aufgaben gibt es keinen festen Zeitplan, die Hauptsache ist, dass sie regelmäßig und innerhalb der Woche erledigt werden. Dazu zählt zum Beispiel die Schulhofpflege, bei der der Schulhof gefegt und gekehrt werden muss und die Mülleimer auf dem Schulhof entleert werden müssen.

Aufgabe: verlorene Bälle einsammeln

Gerade jetzt im Herbst verschafft uns die Schulhofpflege mit den Herbstblättern doppelte Arbeit. Gerade wurden alle Blätter zusammengefegt, ist nach 5 Minuten die harte Arbeit vor lauter neuer Blätter gar nicht mehr zu sehen.

Die Papierkisten müssen aus allen Klassenräumen der 7 Stockwerke der Schule entleert werden. Bei dieser Aufgabe laufe ich mit einer großen Mülltonne durch die Schule und nehme mir Raum für Raum die Papierkisten aus den Räumen und stelle eine neue hinein.

Der Müllraum, in dem alle Mülltonnen stehen, muss einmal die Woche geputzt werden. Ebenfalls ist es unsere Aufgabe, sich um den Müll außerhalb der Klassen zu kümmern, wie zum Beispiel der Papiermüll im Lehrerzimmer. Die Pflanzen müssen alle 2 Wochen gegossen werden und die Post muss täglich vor 14:00 Uhr weggebracht werden.

Ich bei der Pfortenwache

Zu den festen Aufgaben gehören ebenfalls die Pfortenwache und die Eingangshallenwache am Knopf. Da die Schule mitten im Zentrum liegt und natürlich nicht jeder die Schule betreten darf, ist die Schule mit einer großen Pforte geschlossen, die nur von innen mit einem Knopf geöffnet werden kann. Dafür gibt es einen extra Arbeitsplatz mit Fensterblick Richtung Pforte, der von uns Zivis/Freiwilligen durchgehend besetzt werden muss, damit wir die Personen, die die Schule betreten dürfen, wie die Lehrer*innen, sowie Schüler*innen natürlich oder auch Paketboten hereinlassen können und die Personen, die das Schulgelände nicht betreten dürfen, nicht hinein kommen.

An der Pforte beginnt die Arbeitszeit um 07:30 Uhr und wir wechseln uns in Abständen von ungefähr 2 Stunden immer ab. In der Eingangshalle befindet sich der sogenannte „Knopf“, welcher der alte Platz per Videoüberwachung zur Pfortenöffnung ist und ebenfalls noch von uns Zivis/Freiwilligen besetzt ist, bei dem die Arbeitszeit um 07:45 Uhr beginnt. Dort halten wir sogenannte „Eingangshallenwache“, d.h. wir sind Ansprechpartner für die Schüler*innen, falls sie ein Anliegen oder ein Problem haben oder ihr Spind klemmt und der für die Unterrichtsmaterialien des Schülers von uns geöffnet werden muss, was sehr häufig am Tag vorkommt. Ebenfalls nehmen wir am Knopf auch Pakete in Empfang, die eventuell von uns ausgepackt und die Lieferung weggebracht werden muss.

Aufgabe: Pakete annehmen und verteilen

Wir sind andererseits auch Ansprechpartner für die Lehrkräfte, falls sie unsere Hilfe benötigen und Aufgaben für uns anstehen. Das sind Aufgaben, die rund um den Schulalltag anfallen und immer wieder sehr unterschiedlich sind, wie das Nachschauen, ob in jedem Klassenraum Wörterbücher enthalten sind. Wenn nicht, müssen welche dorthin gebracht werden. Ebenso mit den Artikelschildern „der, die, das“, die auch in jedem Klassenraum vorhanden sein müssen. Manchmal sollen neue Bücher etikettiert und in die richtigen Räume gebracht werden und manchmal sollen die Tische und Stühle in verschiedenen Räumen zurecht und für einen besonderen Anlass gestellt oder etwas für eine Veranstaltung vorbereitet werden. Jeder Tag bringt verschiedene Aufgaben mit sich, weshalb jeder Tag anders ist und es die Arbeit damit umso spannender macht.

Zwischendurch bin ich am Vormittag als Unterrichtsbegleitung tätig. Von der Jahrgangsstufe 3 bis 6 begleite ich 4 Klassen im Mathe- und Deutschunterricht, was eine sehr schöne Abwechslung zu den anderen Aufgaben in meinem Tagesablauf ist. Besonders am Deutschunterricht habe ich großen Spaß, da ich dort das Gefühl habe, den Kindern am besten helfen zu können.

Mein Vormittag endet meistens mit dem Mittagessen, welches in der Zeit von 10:30 Uhr bis 13:00 Uhr stattfindet. Am Donnerstag und Freitag muss ich leider zwischen 10:30 Uhr und 11:00 Uhr essen, was mir des Öfteren doch ein wenig zu früh ist, doch in Finnland ist das ziemlich normal. An den anderen Tagen bin ich umso glücklicher, erst gegen 12:00 / 13:00 Uhr  zu Mittag essen zu können.

Die Nachmittagsbetreuung

Jeden Tag unterstütze ich am Nachmittag die Nachmittagsbetreuung – die sogenannte Nabe –  als feste Betreuerin einer Nachmittagsbetreuungsgruppe. Ich betreue zusammen mit einem anderen Betreuer eine Gruppe aus dem 3. Jahrgang – „die Schlümpfe“. Die Nabe startet für mich täglich um 14:00 Uhr und endet um 16:00 Uhr, mit Ausnahme am Montag, an dem die Betreuung bei mir um 12:20 Uhr anfängt und um 17:00 Uhr endet. Die Nabe ist viel mehr, als einfach nur auf die Kinder aufzupassen, was mir vor der Arbeit in der Nabe gar nicht so bewusst war.

Zu Beginn der Nabe schauen wir, wie viele und welche Kinder an dem Tag anwesend sind. Jedes Kind hat in der Nabe seinen eigenen Zeitplan: wann es nach Hause gehen soll, ob jederzeit alleine, ob nach einer bestimmten Uhrzeit, an unterschiedlichen Wochentagen zu unterschiedlichen Uhrzeiten, nach einer SMS oder einem Anruf der Eltern usw.

Jede Nabe-Gruppe hat ihr eigenes Handy, das die jeweiligen Betreuer benutzen. Wir müssen darauf achten, ob das Kind nach einem Anruf der Eltern das Schulgelände verlassen darf, da sie vor der Schule warten und ihr Kind abholen möchten. Dabei muss dann genau darauf geachtet werden, wer anruft und ob es die richtige Telefonnummer ist, die das Kind abholen darf.

Zusätzlich gibt es in der Schule noch viele Aktivitäten, wie die Musikschule oder AG´s, wie Theater, Kunst oder Schach, an denen die Kinder teilnehmen können, wo wir Betreuer die Kinder ebenfalls rechtzeitig hinschicken müssen. Bei 20 Kindern in meiner Nabe-Gruppe muss man wirklich einen guten Überblick und Zeitplan haben, denn jeder Tag ist mit den Zeiten, wann die Kinder nach Hause gehen dürfen und mit den Aktivitäten von AG´s bis hin zur Musikschule der Kinder anders. Anfangs war es sehr anstrengend, den Überblick zu behalten, doch da ich täglich in der Nabe tätig bin, kam ich in die Arbeit schnell rein.

Die ganzen Zeitpläne der Kinder im Überblick zu behalten, ist natürlich nicht meine einzige Aufgabe in der Nachmittagsbetreuung. Nachdem wir zusammen von unserer Gruppe die Anwesenheit der Kinder kontrolliert haben und die Kinder, die direkt um 14:00 Uhr nach Hause, zur Musikschule oder zu einer AG müssen , weggeschickt haben, waschen wir gemeinsam unsere Hände und machen uns bereit, um um 14:10 Uhr in der Mensa zu sein. Dort gibt es dann von 14:10 Uhr bis 14:30 Uhr eine Zwischenmahlzeit – välipala.

Kreationen aus dem Stylingstudio „Elina“

Nach dem välipala verschaffen wir den Kindern eine ruhige Zeit von ungefähr 30 bis 45 Minuten, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Mir macht es großen Spaß, den Kindern bei ihren Hausaufgaben zu helfen. In Finnisch bin ich leider keine große Hilfe, doch umso mehr habe ich Spaß daran, den Kindern bei ihren Deutsch- oder Matheaufgaben zu helfen.

Manchmal ist mir gar nicht so bewusst, dass das Rechnen für Kinder von 550 -250 so schwer sein kann, dass Ergebnisse wie 89 oder 78 rauskommen. Doch es macht mir großen Spaß zu versuchen, den Kindern das Rechnen auf kreativer Weise anschaulicher darzustellen.

Nach der Hausaufgabenzeit nutzen wir besonders jetzt noch das schöne Wetter aus und gehen meistens direkt raus, um draußen gemeinsam zu spielen und zu toben. Besonders toll ist gerade das Fangspiel Räuber und Polizei oder ein ähnliches Spiel wie Blindekuh. Die Mädels finden es im Moment besonders schön, wenn ich mein Friseurstudio eröffne und ihnen die Haare flechte, wenn möglich bis zu 11 Zöpfen, doch dafür reicht leider nie meine Zeit, da ich natürlich nicht nur mit den Kindern spielen kann, sondern ja auch noch auf alle anderen Kinder achten und aufpassen muss.

Donnerstags ist der einzige Tag, an dem wir im Moment nicht die ganze Zeit nach den Hausaufgaben draußen

Das Endergebnis, wenn die Mädels mir die Haare flechten möchten

verbringen, denn am Donnerstag ist unser Voimatalo-Tag: ein Raum in der Schule, in dem man es sich entweder gemütlich machen und ein Buch lesen kann, Gesellschaftsspiele spielen, sich verkleiden, Tischkicker spielen, malen und basteln oder sich mit Bügelperlen austoben kann – ein sehr beliebter Ort bei den Kindern.

Ausflug mit den Schlümpfen zum Strand

Freitags ist immer unser Ausflugstag. Direkt nach Schulschluss machen wir uns mit den Kindern auf den Weg, um entweder ins Lastenlehto zu gehen, welches ein Park mit einem Spielplatz mit einem Fußweg von nur  3 Minuten von der Schule entfernt ist, oder in einen Park zu gehen, der etwas weiter entfernt ist. Alle zwei Wochen gehen wir ins Lastenlehto und die Wochen dazwischen streben wir ein Ziel mit etwas weiterem Fußweg an. An unseren Ausflugstagen sitzen wir dann für die Zwischenmahlzeit nicht in der Mensa, sondern bekommen ein Snackpacket mit Apfel, Banane und einem Välipala-Keks gestellt.

Nach der Nachmittagsbetreuung

Die Nachmittagsbetreuung endet für mich meistens um 16:00 Uhr. Entweder habe ich dann direkt Feierabend oder ich habe noch bis 17:30 Uhr eine Schicht an der Pforte. Mein Feierabend ist immer zwischen 16:00 und 17:30 Uhr, außer jeden zweiten Mittwoch, an dem ich meine Abendschicht habe. Meistens sind am Mittwoch 2-4 Gruppen da, die Räumlichkeiten in der Schule gemietet haben. Von einer Band über eine Tanzgruppe bis zum Chor ist alles dabei. Meine Aufgabe ist es, die Räume aufzuschließen, in der Eingangshalle am Knopf die Stellung zu halten, ein Ansprechpartner für die Mieter in der Schule zu sein und die Gruppen durch die Pforte in die Schule zu lassen. Die Räumlichkeiten der Schule werden meistens bis 21:00 Uhr vermietet, doch dadurch, dass ich am Abend noch die ganze Schule schließen muss, kann es manchmal sein, dass ich erst bisschen später aus der Schule rauskomme. Beim Zuschließen muss darauf geachtet werden, dass jede Tür auf allen 7 Stockwerken plus Keller in der Schule abgeschlossen ist, besonders natürlich die Türen, die in das Schulgebäude hinein führen. Das Licht muss überall ausgeschaltet werden und die Fenster müssen natürlich auch geschlossen sein.

Da es abends alleine recht gruselig in der Schule sein kann und Charlotte, meine Mitfreiwillige, und ich uns mittwochs mit den Abendschichten immer abwechseln, tätigen wir die Schichten immer zu zweit, damit wir nicht alleine sein müssen. Abwechselnd geht es bei dem einen um die Arbeitszeit und bei dem anderem um die Freizeit, um den anderen am Abend zu unterstützen. Darüber bin ich wirklich sehr dankbar, da die Arbeit zu zweit natürlich auch viel mehr Spaß bringt.

Elina

 

Fortsetzung folgt!

Frühere Blogbeiträge

Abenteuer Freiwilligendienst

Mein erster Monat in Helsinki

Weitere Informationen:

Deutsche Schule Helsinki

Sozialer Friedensdienst Kassel

 

Beitragsfoto oben: Voimatalo – ein Raum zum Kräfteauftanken und Entspannen