Finnland in Zeiten des Coronavirus

Corona ist auch in Finnland angekommen. Dort bereitet man sich auf eine flächendeckende Epidemie vor, die sich allerdings im unterschiedlichen Tempo in den verschiedenen Regionen ausbreitet. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung Finnlands gemeinsam mit dem Staatspräsidenten festgestellt, dass sich Finnland in einem Ausnahmezustand befindet und die Notverordnungen angeordnet werden können.

Um die Ausbreitung des Coronavirus in Finnland zu verlangsamen, hat die Regierung einen Maßnahmenkatalog aufgestellt, der vorerst bis zum 13. April gilt.  Unter anderem werden Universitäten, Schulen und sonstige öffentliche Institutionen geschlossen, öffentliche Zusammenkünfte, Besuche in Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge sowie die allgemeine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Kapazitäten der Sozial- und Gesundheitsfürsorge werden aufgestockt und es werden Grenzkontrollen eingeführt.

Kitas bleiben geöffnet

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bleiben die finnischen Kindertagesstätten geöffnet. Damit wird sichergestellt, dass insbesondere diejenigen Eltern weiterhin ihrer Berufstätigkeit nachgehen können, die in den Bereichen tätig sind, die für die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft im aktuellen Ausnahmezustand relevant sind. Allerdings ist diese Maßnahme mit einem dringenden Appell an diejenigen Eltern verbunden, die eine häusliche Versorgung ihrer Kinder ermöglichen können, dies auch zu tun. Aus dem gleichen Grund bleiben auch die Grundschulklassen 1 – 3 von der generellen Schließung ausgenommen. Der Unterricht soll in allen Bildungseinrichtungen im Rahmen der Möglichkeiten auf alternative Weise fortgesetzt werden, u.a. unter Zuhilfenahme digitaler Lösungen.

Iso-Syöte, Foto: Visit Finland

Von sämtlichen Auslandsreisen wird dringend abgeraten. Alle aus dem Ausland zurückkehrenden finnischen Staatsbürger sowie Personen mit einem ständigen Wohnsitz in Finnland müssen 14 Tage unter „quarantäneähnlichen“ Bedingungen verbringen.

Ab Montag stehen auch die Skilifte in allen großen Skizentren Lapplands still. Ylläs, Levi, Luosto, Olos, Pallas und Ounasvaara schließen den Skibetrieb früher als geplant. Die Hotels schließen, sobald die Urlauber abgereist sind, spätestens am kommenden Wochenende.

Anzahl der Infektionsfälle steigt

In Finnland gibt es bisher 626 bestätigte Infektionsfälle und einen Todesfall. In Krankenhäusern werden aktuell 43 Patienten behandelt, davon 12 auf Intensivstationen (Stand 22.3.). Der erste Infektionsfall in Finnland wurde Ende Januar bei einer aus dem chinesischen Wuhan stammenden Person festgestellt. Die dem Patienten entnommenen Proben wurden auch für wissenschaftliche Zwecke benutzt.

Die Proben wiesen bereits nach neun Tagen nach dem Auftreten der Krankheitssymptome Antikörper auf. In späteren Proben war der Antikörperanteil erwartungsgemäß höher. Die Untersuchung stellte außerdem fest, dass die finnische Bevölkerung noch über keinen Antikörperschutz gegen das neuartige Coronavirus verfügt.

Hoffnung auf wirksame Medikamente

Gemäß der finnischen Arzneimittelbehörde Fimea werden hunderte bereits verfügbare Medikamente auf ihre Wirkung hinsichtlich des Coronavirus überprüft. Aktuell in den Fokus geraten ist das in Turku ansässige Pharmaunternehmen Faron Pharmaceuticals Oy. Faron hat das Medikament Traumakine entwickelt, das in ersten Testphasen sehr gute Ergebnisse beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS) gezeigt hat. ARDS ist die Ursache vieler Corona-Todesfälle gewesen. Allerdings muss die Wirkung und die Sicherheit des Medikaments in weiteren Tests nachgewiesen werden, bevor es eine Zulassung erhält. Die aktuelle Pandemie könnte den Prozess beschleunigen.

Auch die bei Malariaerkrankungen eingesetzten Hydroxychloroquine haben erfolgversprechende Ergebnisse in der Behandlung von Corona-Patienten gezeigt. Zu den weltweit größten Herstellern des Wirkstoffes gehört auch die in Espoo ansässige Orion-Tochtergesellschaft Fermion Oy.

Wird Uusimaa abgeriegelt?

Sanna Marin, Foto:VNK/Laura Kotila

Die am stärksten betroffene Region ist mit 378 bestätigten Coronainfektionen Uusimaa in Südfinnland. In einem Interview im YLE-Fernsehprogramm (Ykkösaamu) sagte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin, dass die Regierung die Lage beobachtet und die nötigen Vorkehrungen getroffen hat, um die Region notfalls zu isolieren, falls sich die Infektionslage deutlich verschlechtert. Im Rahmen der Notverordnungen wäre es möglich, das Reisen von einem Regierungsbezirk ins andere einzuschränken. Im Moment ist diese Maßnahme allerdings noch nicht aktuell.  Sanna Marin hofft, dass die Bürgerinnen und Bürger sich vernünftig verhalten und die bereits angeordneten Beschränkungen beachten , damit eine allgemeine Ausgangssperre nicht angeordnet werden muss.

 

Quellen:

YLE Uutiset

Helsingin Sanomat

Gesundheitsbehörde THL

Arzneimittelbehörde Fimea

Beitragsfoto: Team Finland/Riku Isohella