Hobby Horsing: Lägerdorfer Tennisclub bringt finnische Sportart in Deutschland voran
Mit diesem Erfolg hat keiner gerechnet: Als sich der Lägerdorfer Tennisclub (LTC) Anfang 2020 als einer der ersten Vereine Norddeutschlands mit der Sparte Hobby Horsing auf neue Wege begab, war es ein Experiment. Doch schon nach wenigen Wochen stand fest: Die Kult-Sportart aus Finnland begeistert auch deutsche Mädchen und Jungen. Innerhalb weniger Wochen und Monate ist die Zahl der begeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf rund 70 angewachsen. Der LTC ist damit nicht nur Pionier, sondern auch Vorreiter im gesamten norddeutschen Raum.
Das Reiten auf Steckenpferden bringt Kinder in Bewegung und begeistert sie gleichzeitig für das Thema Pferd. „Eltern, Erziehern, Lehrern und Ausbildern bietet Hobby Horsing zahlreiche Möglichkeiten der Ausgestaltung. Sie müssen selber nicht einmal pferdeaffin sein, um dieses Thema aufzugreifen. Es ist eine tolle Sache, und ich habe selten Kinder mit so viel Elan an die Sache herangehen sehen“, sagt Initiator Peter Böge, dessen Frau Hanni das Projekt sofort unterstützte und seitdem immer wieder neue Steckenpferde herstellt. Das LTC-Vorstandsmitglied hatte nach einer Fernsehsendung die Idee zu dieser in Deutschland noch ungewöhnlichen Sportart und bekam nicht nur vom Vorsitzenden Oswin Seifert das Okay, sondern fand mit dem Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Breido Graf zu Rantzau, einen wichtigen und sofort begeisterten Förderer und mit Christel Stange eine geeignete Trainerin.
Sie saß bereits als kleines Mädchen im Sattel, war lange Zeit als Springreiterin aktiv, betont aber auch, wer es ernst meine, müsse auch die Dressur „bis zur L-Klasse beherrschen“. Bahnfiguren, Haltung und Ausstrahlung – Christel Stange achtet auf das Gesamtpaket und bereitet ihr Team auf die erste Wettkampfzeit nach der Corona-Pandemie vor. „Wir trainieren wirklich die Elemente, die später im Parcours gefordert werden“, sagt Christel Stange. Kreativität, Spiel und Spaß dürften allerdings dabei nicht zu kurz kommen, betont die Trainerin.
Beim LTC trainierten die Mädchen und einige Jungen zwischen 5 und 15 Jahren bis zum coronabedingten Lockdown regelmäßig auf einem wiederhergerichteten, rund 1600 Quadratmeter großen Hartplatz des Tennisclubs. Dort standen fast 20 selbstgebaute Hindernisse, fünf Cavalettis und zwei Abreite-Hindernisse zur Verfügung, die über den Winter nun eingelagert sind. Denn mittlerweile haben sich die Übungsstunden wegen der Pandemie in den heimischen Garten verlegt. Regelmäßig gibt es per WhatsApp von Christel Stange neue Aufgaben, damit alle Teilnehmer im Training bleiben.
In den Ferien nähten einige Teilnehmer zudem zum ersten Mal ihr eigenes Pferd. Der LTC stellte dafür sein schmuckes Vereinshaus zur Verfügung. Die Kursleiter Hanni und Renate nähten und stopften mit den Teilnehmern, dass die Fetzen flogen. An drei Nachmittagen und zehn Arbeitsstunden waren die Pferde fertig. Alle waren stolz auf die neuen kreativen Pferde, die auch gleich einen Namen erhielten.
Die Lägerdorfer hoffen, dass im kommenden Jahr die Pandemie zuende geht, damit die Wettkämpfe beginnen können. Ziel ist es, auch in Finnland bei Turnieren anzutreten.
Text: Christian Lipovsek
Fotos: Peter Böge