Reisebericht Teil 6: Über Kittilä und Tornio zum Oulujärvi

Kurz bevor wir die unbefestigte Straße, die uns vom Lemmenjoki Nationalpark nach Süden führt, hinter uns lassen, sehen wir einen PkW am Straßenrand, ein Mann steht daneben. Ein Warndreieck ist nicht zu sehen. Wir überlegen, ob er eine Panne hat und fahren ganz langsam, um zu sehen, ob er sich zu uns dreht. Das tut er aber nicht. Er schaut auf die Lichtung vor dem Wald an der Seite der Straße. Wir folgen seinem Blick – und sehen die Elchkuh mit Kalb, die er beobachtet. Wir bleiben auch stehen und gucken fasziniert zu, wie sie langsam im Wald verschwinden.  Und wir haben gelernt: wenn ein Finne sein Auto am Straßenrand abstellt, bedeutet das nicht Panne, sondern Elch. Die Kamera mögen die Elche aber nicht.

Wir kaufen in Sirkka im Supermarkt ein und stellen fest, dass es dort ziemlich international zugeht. Als wir weiterfahren zum Campingplatz, wird es dunkel und die Straße führt durch teils beleuchtete Abschnitte des Pallas-Ylläs-Tunturi. Wir bleiben dort auf dem Campingplatz, der offensichtlich auf Winterbetrieb ausgerichtet, allerdings auch jetzt gut besucht ist. Ein Campingbus neben dem anderen und ein teurer Platz,  „weiter geht’s“ ist die Devise am nächsten morgen. Wir fahren Richtung Tornio und am Fluss südwärts bis Pello.

Pello am Grenzfluss Tornionjoki

Als wir in den Ort einbiegen, sehen wir am anderen Flussufer Elche trinken. Wir sind nicht das einzige Auto, das hält. Die Sonne ist wieder herausausgekommen und taucht die Landschaft in zauberhaftes Herbstlicht.

Der Campingplatz in Pello ist verlassen, aber es hängt eine Telefonnummer am Fenster der Rezeption. Offensichtlich ist dies zur entsprechenden Jahreszeit ein Platz für Angler. Wir rufen an und die Eigentümerin sagt uns, wir sollen uns schon mal einen Platz aussuchen, sie kommt bald. Das machen wir und stehen diesmal nicht am See, sondern am Fluss.

 

 

 

 

 

Pilze braucht man hier nicht lange suchen!

Wir wandern, nachdem die Platzeigentümerin da war und Niels-Peter sie auch nach der besten Angelzeit für Lachs gefragt hat, ins Zentrum von Pello. Dort erinnert eine Statue an den Olympiasieger Eero Mäntyranta. Ansonsten wirkt es nicht sehr einladend.

 

 

Für abends haben wir die Sauna am Fluss gebucht, kühlen uns darin ab zwischendurch und genießen den Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen liegt Frühnebel über dem Fluss.

Kätkävaara Naturpfad

Ich habe schon Heimweh nach Wandern in der Natur und finde im Internet den Kätkävaara Naturpfad, der sehr abwechslungsreich durch eine Landschaft an der Grenze zwischen Nord- und Südlappland führen soll inklusive eines Aussichtspunktes, von dem man aus weit über das hügelige Land sehen kann. Der Pfad verläuft nahe des Pisavaaran luonnonpuisto, eines strengen Naturschutzgebiets, das laut Wikipedia „das südlichste arktische Biotop Finnlands sowie völlig unbewirtschaftete Wälder sowohl südlichen als auch nördlichen finnischen Typs umfasst“ und nicht öffentlich zugänglich ist.

Leider ist nicht wirklich eine Wegbeschreibung zum Kätkävaara Naturpfad zu finden und so fahren wir anhand des Plans zu einem Ort, der in der Nähe liegt und hoffen, dass der Pfad ausgeschildert ist. Das ist aber nur für eine teure geführte Tour der Fall. Wir fahren auf gut Glück einen Schotterweg weiter und finden den Parkplatz, auf dem – welch Wunder – nur finnische Autos stehen. Die Beschreibung hat nicht enttäuscht. Der Pfad führt durch Moorgebiete, urwaldähnlichen Wald mit Wasserstellen, über kleine Bäche,…

 

 

 

 

….teils über Steinbrockenfelder und Geröllhalden und bietet vom Aussichtspunkt aus einen weiten Blick über die Gegend.

Tornio und Haaparanta

Am frühen Abend fahren wir weiter nach Tornio auf den Campingplatz dort. Am nächsten Morgen geht es mit den Rädern, die immer noch ziemlich schmutzig aussehen von der nassen Schotterstraße, über den finnischen Flussteil in die Altstadt auf der Flussinsel. Sie liegt näher an Schweden als an Finnland und ist im Nordwesten durch Verlandung mit dem schwedischen Festland verbunden, gehört aber als von jeher bedeutende Grenzstadt zu Finnland. Wir besichtigen die Kirche von außen, drinnen ist gerade Gottesdienst und das nahe gelegene historische Rathaus.

Die Innenstadt wirkt etwas verlassen, vielleicht weil Sonntag ist. Wir laufen Richtung schwedischer Grenze und suchen auf dem Weg ein koiraystävällinen ravintola – ein hundefreundliches Restaurant, in das Nellie mit rein darf. Fehlanzeige, auch bei der Pizzeria, aus der es verführerisch riecht. Wir essen dann im Einkaufscenter an der Grenze von der warmen Theke des K-Supermarkts darin. Dann gehen wir auf der anderen Seite des Centers heraus und stehen fast in Schweden. Die schwedische Partnerstadt Haparanda liegt auf der anderen Seite des Flusses, die beiden Städte pflegen eine weitreichende Zusammenarbeit, das Denkmal auf der kaum zu erkennenden Grenze ist ein schönes Sinnbild dafür. Nur die Uhren gehen etwas anders …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bevor wir weiterfahren Richtung Südosten, backe ich zum Abschied auf dem Campingplatz in Tornio noch einmal ein paar Pulla.

Nach ca. drei Stunden Fahrt suchen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit im Rokua Nationalpark, es ist neblig und kühl dort, die Natur wirkt wie ein etwas unheimlicher Zauberwald. Wir entscheiden uns gegen die Stellplätze bei dem Wellnesshotel, das dort liegt und verlassen den Nationalpark. Der Nebel weicht einem wunderbaren Sonnenuntergang.

Fortsetzung folgt!

Text und Fotos: Alexandra Mahler-Wings

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