Bartflechte oder Moosbart?
Das Foto des Monats November stammt von Mikael und zeigt eine üppige Bartflechte, auf Finnisch naava, an einem Baum im Wald nahe Taavetti. Sie fühlen sich in alten Urwäldern am wohlsten.
Es gibt zwei Kategorien von Flechten, die an Bäumen hängen: Bartflechten (Usnea) und Moosbart (Bryoria). In Finnland findet man 11 verschiedene Bartflechten (auf Finnisch naava) und 14 Moosbart-Arten (auf Finnisch luppo). Den Unterschied erkennt man, indem man sie am Hauptstrang auseinanderzieht. Die Bartflechte ist elastisch, der Moosbart besitzt keinen Hauptstrang.
Flechten sind eine Verbindung von Algen und Pilzen. Meist wachsen sie an Baumstamm als Epiphyten (Aufsitzerpflanzen), aber sie ernähren sich nicht vom Baum. Flechten bekommen ihre Nährstoffe aus der Luft und dem Regenwasser. Allerdings löst das an der Baumrinde herabfließende Wasser Nährstoffe daraus, die die Flechte dann nutzen kann. Flechten wachsen sehr langsam, etwa 2 mm pro Jahr. Deshalb sollte man lange, an Bäumen hängende Bartflechten sehr respektvoll behandeln, denn sie zeugen von einem sehr hohen Alter.
Die Flechten vermehren sich durch ihre Krümel, wenn Waldtiere daran nagen oder Vögel sie für ihren Nestbau sammeln. Dabei lösen sich kleine Teilchen, die umherfliegen und sich an Bäumen und Pflanzen festsetzen.
Indikator für Luftqualität
Flechten reagieren sehr sensibel auf Luftverschmutzung. Bereits im 19. Jahrhundert konnte man einen Rückgang der Vorkommen beobachten. Mit dem Vormarsch der Industrialisierung und dem immer stärkeren Verkehrsaufkommen verschwanden die Flechten in der Nähe der größeren Städte fast gänzlich. Erst mit dem Filtern der Stickoxide aus den Emissionen zu Beginn der 1970er Jahre hat sich die Lage aus der Sicht der Flechten verbessert.
Neben der Luftverschmutzung hat auch das Verschwinden der alten Urwaldbestände dazu beigetragen, dass die Flechtenvorkommen zurückgegangen sind. Viele Arten sind auf ein sehr langes Kontinuum und einen ganz speziellen, feuchten Mikrokosmos angewiesen.