Finnische Autorinnen bei den Nordischen Literaturtagen

Am 20. November beginnen die Nordischen Literaturtage im Hamburger Literaturhaus am Schwanenwik. Zur Eröffnung sprechen Jana Schiedek, Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien sowie Kai Sauer, der neue Botschafter von Finnland in Berlin, Grußworte.

„Eine wunderschöne Hymne an das Überleben“

Pirkko Saisio

Am Eröffnungsabend steht mit Pirkko Saisio eine der bekanntesten Personen in der Kulturszene Finnlands auf dem Programm. Pirkko Saisio ist Schriftstellerin, Regisseurin und Schauspielerin. Ihr vor 20 Jahren mit dem Finlandia-Preis ausgezeichnete Werk Das rote Buch der Abschiede  (Punainen erokirja, Übersetzung: Elina Kritzokat, Klett-Cotta) wird nun auch weltweit entdeckt.

Sie erzählt von der Suche nach künstlerischer und sexueller Befreiung und Selbstbestimmung im Helsinki der 1970er Jahre. Das Buch ist hauptsächlich in der politisch aufgeladenen Theaterszene angesiedelt, wo queere Liebe nicht nur von den eigenen Eltern missbilligt wurde. Schmerzhafte Abschiede in komplexen Beziehungskonstellationen, als Tochter, Freundin, Künstlerin, später Mutter, werden in präzisen Beobachtungen beschrieben und stets im künstlerischen und gesellschaftlichen Kontext begriffen.

»Saisio hat die kulturelle Atmosphäre, in der wir leben, für immer verändert« urteilte die Jury 2016, als Pirkko Saisio der Aleksis-Kivi-Preis für ihr Lebenswerk verliehen wurde.

 

Pirkko Saisio    Montag, 20.11. ,  18.30 Uhr.

Moderation (finnisch/deutsch): Elina Kritzokat

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Gegenwartsroman allererster Güte

Monika Fagerholm

Am Mittwoch, den 22. November liest die finnlandschwedische Autorin Monika Fagerholm aus ihrem Roman Wer hat Bambi getötet? (Vem dödade Bambi?, Übersetzung: Antje Rávik Strubel, Residenz).

In einem reichen Vorort von Helsinki vergewaltigten vier junge Männer eine Gleichaltrige. Juristisch ist der Fall seit Jahren beigelegt. Unter der vornehmen Oberfläche der Villengegend bleiben alle Menschen im Umfeld davon versehrt.

Es ist harter Stoff. Nicht, weil die Tat an sich im Vordergrund stünde, sondern weil der Roman uns auf psychologisch-präzise wie erzählerisch-einnehmende Weise mit Verhaltensmustern in unserer Gesellschaft konfrontiert, die uns erschaudern lassen. »Verblüffend verspielt« (Christoph Schröder, »Die Zeit«) gelingt der finnlandschwedischen Autorin Monika Fagerholm der Versuch, literarisch zu analysieren, wie unsere Sprache aktuell Gewaltstrukturen eher festigt, statt sie zu durchbrechen. Mit popkulturellen Referenzen, mit Schnelligkeit und Innehalten, mit der Genauigkeit einer Milieustudie und von Wut bis Zärtlichkeit – »Wer hat Bambi getötet?« (Residenz) ist ein Gegenwartsroman allererster Güte.

Mit ihrer überragenden Übersetzung des Romans, der 2020 den Literaturpreis des Nordischen Rates erhielt, war Antje Rávik Strubel 2023 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

 

Monika Fagerholm, Mittwoch, 22.11. ,  20.15 Uhr, Ticket gilt bereits ab 18.30 Uhr (Ia Genberg)

Moderation: Antje Rávik Strubel

Dolmetschen (schwedisch/deutsch): Dagmar Mißfeldt

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Tickets und weitere Informationen

Literaturhaus Hamburg – Nordische Literaturtage