Finnische Frauen erobern die IT-Branche

Finnische Frauen waren schon immer selbstbewusst und unvoreingenommen. Nun haben sie sich die IT-Branche vorgenommen. Sie wollen mit dem Mythos aufräumen, dass das Kodieren nur Männern und mathematisch begabten Menschen vorbehalten ist. Gleichzeitig reagieren sie auf den stetig wachsenden Bedarf an Fachleuten in der Branche.

Es gibt heutzutage kaum ein Unternehmen, das nicht IT-Programme irgendwelcher Art nutzt. Computer sind zum täglichen Arbeitsmittel geworden. Die internationale Konkurrenz erfordert effiziente Lösungen, um mit der allgemeinen Entwicklung mitzuhalten und das jeweilige Geschäft voranzubringen.

Kodierer händeringend gesucht

In Finnland ist die Situation wie nahezu überall auf der Welt: die Welt der Kodierer ist sehr männerlastig und es herrscht ein Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften.  Als Antwort darauf wurde in Finnland bereits 2018 die Interessengemeinschaft  „Mimmit koodaa“  (Weiber kodieren) als eine Sparte des Branchenverbandes für Programm- und E-Business (Ohjelmisto- ja e-business ry) gegründet.

Wie so oft, entstand die Idee durch Zufall. In 2018 hat sich eine resolute Frau, die das Kodieren unbedingt lernen wollte, an den Branchenverband gewandt und um Unterstützung gebeten. Die heutige Leiterin des Projektes, Milja Köpsi, die zu der Zeit Mitarbeiterin des Verbandes war, hat schnell erkannt, dass neben dem herkömmlichen Angebot des Verbandes ein neuer Bedarf bestand. Und vor allem, dass es viel Potenzial gab, dem Fachkräftemangel der IT-Branche  entgegenzuwirken. So entstand die Idee, Frauen an die IT-Branche heranzuführen.

In vielen praxisnahen Workshops können Frauen das Kodieren erlernen, Foto: Mimmit koodaa

In Zusammenarbeit mit acht Unternehmen der Branche wurden sogleich praxisbezogene Hands-on-Workshops für Frauen organisiert. Das Angebot hat sich rasant herumgesprochen und es entstanden Anmeldeschlangen von mehreren Hundert Frauen. Der beste Beweis dafür, dass das Interesse deutlich größer war als man es erwartet hat. Die aus den Workshops gesammelten Erfahrungen und Umfragen haben die bereits bekannten Fakten bestätigt: die IT-Branche ist geprägt von Stereotypen und Vorurteilen, Frauen wurden zu wenig ermutigt, dort einzusteigen und die wenigen vorhandenen Frauen fühlten sich ausgegrenzt.

Go for it!

Das Projekt befasst sich seitdem mit diesen Herausforderungen. Die zentrale Botschaft ist: das Kodieren kann jede Person lernen und ausüben, unabhängig vom Geschlecht und sonstigem Hintergrund. Bereits im Gründungsjahr 2018 wurden nahezu 1000 Workshop-Tage durchgeführt mit unglaublichen 3500 Teilnehmerinnen.

Die virtuellen Veranstaltungen werden in einem professionellen Studio produziert, Foto: Mimmit koodaa

Nach dem Ausbruch der Coronapandemie im Frühjahr 2020 musste sich auch das Projekt umorientieren. Alle Workshops wurden komplett virtuell durchgeführt, was dazu führte, dass noch mehr Frauen auch aus anderen Teilen Finnlands daran teilnehmen konnten. Viele neue Formate konnten während der schwierigen Zeit der Pandemie lanciert werden und sie wurden immer professioneller.

Mittlerweile haben mehr als 10 000 Frauen an dem Programm teilgenommen und die Anzahl der kooperierenden Unternehmen hat sich fast verdreifacht. Die enge Verzahnung mit Unternehmen der Branche bietet den Teilnehmerinnen die besten Vernetzungsmöglichkeiten und einen niederschwelligen Start ins neue Berufsleben.

 

Quelle und weitere Informationen: Mimmit Koodaa

 

Beitragsfoto oben: Mimmit koodaa