Hauskaa vappua!

Vappu in Finnland ist ein Fest zum 1. Mai, das traditionell durch Kundgebungen der Arbeiterbewegungen und feucht-fröhliches Treiben der Studierenden auf den Straßen und Plätzen der Städte geprägt ist. Dieses Jahr findet vappu aus hinreichend bekannten Gründen im virtuellen Rahmen statt.

Unter normalen Umständen wimmelt es in den Straßen nur so von Studierenden, die in bunten Overalls ihrer jeweiligen Fachschaft und der weißen „Abiturmütze“ – ylioppilaslakki – ausgestattet ihre Vappu-Zeitschriften verkaufen und Späße mit den Passanten treiben. Auch die meisten Erwachsenen, die irgendwann mal die Abiturprüfung abgelegt haben, tragen noch heute zur Vappu-Feier die weiße Mütze. Andererseits gibt es im ganzen Land unzählige Kundgebungen der politischen Parteien und der Arbeiterbewegung, die oft auch mit friedlichen Märschen verbunden sind und an großen Plätzen der Städte enden.

Ein Fest zum Frühlingsbeginn

Der finnische Name „vappu“ leitet sich von der heiligen Walburga ab, einer Äbtissin, die im 8. Jahrhundert am 1. Mai  heiliggesprochen wurde. Die kirchlichen oder gar heidnischen Wurzeln mit dem Vertreiben der bösen Geister durch Feuer spielen heute keine Rolle mehr. Der Volkskundler Prof. emer. Juhani U.E. Lehtonen hat mal festgestellt, dass es sich beim finnischen Vappu-Fest um einen seltsamen politischen Kompromiss handelt. Ein Teil der finnischen Bevölkerung war mit der Charakterisierung von vappu als Arbeiterfest nicht einverstanden, aber das ausufernde Feiern der Studentenbewegungen war auch nicht jedermanns Sache. Um die „Nicht-Abiturienten“ und die der Arbeiterbewegung weniger zugeneigten Menschen dennoch einbinden zu können, wurde vappu in den ersten Jahrzehnten des unabhängigen Landes als ein fröhliches Frühlingsfest propagiert. Das Problem dabei war lediglich, dass das Wetter in den nördlichen Regionen bei dieser Strategie meistens nicht mitspielte und es sehr oft zum 1. Mai alles andere als frühlingshaft warm war.

Havis Amanda in Helsinki mit weißer Mütze, Foto: Visit Helsinki

Virtuelle Feiern

Heute haben die Menschen ihre eigene Art gefunden, vappu zu feiern. Politische Ansichten oder persönliche Bildungshintergründe spielen dabei keine große Rolle mehr. Eine beliebte Tradition ist es, Statuen in den verschiedenen Städten mit einer weißen Abiturmütze auszustatten. In Helsinki ist es die Havis Amanda – oder im Volksmund liebevoll „Manta“ – am großen Marktplatz im Hafen. Dieses Jahr ist die Statue eingezäunt und die Zeremonie findet virtuell statt. Auch das Innenministerium und die Polizei Finnlands haben eine Vappu-Plattform veröffentlicht, auf der man durch livestreams an verschiedenen Vappu-Programmen teilnehmen kann.

Sima und tippaleivät gehören dazu!

Zu den finnischen Vappu-Traditionen gehören natürlich auch sima und tippaleivät, ein gegorener Zitronensaft und „Tröpfchenbrote“ bzw. Spritzgebäck aus süßem Brandteig.

Hier die Rezepte zum Selbermachen:

Tippaleivät

Zutaten (für ca. 20 Stück)

3 Eier
2 1/2 dl Milch
1/2 dl Zucker
2 TL Vanillezucker
4 dl Weizenmehl
Prise Salz

Zum Fritieren: Öl

Zum Bestreuen: Puderzucker

  1. Eier verquirlen, mit Milch, Zucker, Mehl und Salz zu einer gleichmäßigen Masse verrühren.
  2. Den Teig in eine Spritztüte mit einer sehr kleinen Öffnung oder z.B.  in eine gereinigte Ketchupflasche füllen, um Teigfäden mit der Dicke von Spaghetti spritzen zu können.
  3. Das Öl in einem Topf erhitzen. Den Deckel griffbereit halten, denn überhitztes Öl kann sich leicht entzünden.
  4. Als Form für das Spritzgebäck eine Konservendose in das heiße Öl hineinstellen, von der Deckel und Boden entfernt worden sind. Den Teig nun kreuz und quer in die Form spritzen.
  5. Wenn der Teig etwas fest geworden ist, die Form vorsichtig entfernen und auf eine andere Position hinstellen. Erneut mit Teigfäden füllen.
  6. Die tippaleivät von beiden Seiten im Öl bräunen. Mit einer Lochkelle herausnehmen und auf einem Sieb abtropfen lassen.
  7. Die abgekühlten tippaleivät mit Puderzucker bestreuen.

 

Sima

Zutaten

5 l Wasser
300-350 g Zucker (3,5-4 dl)
300-350 g Farinzucker (4-5 dl), alternativ brauner Zucker
2 Bio-Zitronen
1/5 TL Hefe (ein erbsengroßes Stückchen)

Zubereitung:

  1. Zitronen waschen und die gelbe Schale mit einem Sparschäler abschaben.
    2. Von den Zitronen die weiße Haut entfernen und in Scheiben schneiden.
    3. Die Zitronenscheiben, die gelben Streifen der Zitronenschalen und den Zucker in einen großen Topf geben.
    4. Die Hälfte der angegebenen Wassermenge aufkochen und auf die Zutaten gießen.
    5. Verrühren und einen Moment mit Deckel stehen lassen.
    6. Das restliche kalte Wasser hinzugeben.
    7. Die Hefe hinzufügen, wenn die Flüssigkeit Raumtemperatur erreicht hat.
    8. Bei Raumtemperatur stehen lassen, bis die Flüssigkeit anfängt zu gären. Etwa bis zum nächsten Tag.
    9. In saubere Flaschen ein Paar Rosinen und 1 TL Zucker geben.
    10. Den sima durch ein Sieb in die Flaschen füllen.
    11. Die Verschlüsse nur leicht draufsetzen.
    12. An einem kühlen Ort abstellen und den Gärprozess beobachten. Wenn der sima nicht mehr gärt, die Flaschen fest verschließen.
    13. Der Sima ist fertig, wenn die Rosinen oben schwimmen. Das wird ein paar Tage in Anspruch nehmen.

Tipp: Man kann eine Zitrone durch Grapefruit oder zwei Limetten ersetzen. Um den Geschmack zu verfeinern, kann man ein paar frische Minzzweige in die heiße Flüssigkeit geben. Zur Grapefruit passen auch Rosmarinzweige.

 

Rezepte und Fotos: Marttaliitto und Marttaliiton kuva-arkisto