Reisebericht Teil 3: Vaasa und der Kvarken

Bevor es ans Polarmeer geht, wollen Niels-Peter und Alexandra noch etwas Wärme und Sonne in Mittelfinnland am Meer tanken. Und das klappt, es wird 30 Grad, sogar der Regen der Gewitterfronten ist warm.

Zum besseren Nachverfolgen unserer Reise kommt ab jetzt immer zuerst die Karte von Finnland. Bisher sind wir die blaue Route gefahren:

Karte: freemapviewer

Am 12.8., Freitagmorgen, brechen wir unsere Zelte in Rovaniemi ab. Kurz nach 8 Uhr sind wir am Flughafen. Zum Glück sind hier weder Chaos nach Warteschlangen. Wir verabschieden unseren Neffen und fahren, ein bisschen schweren Herzens, weil wir ungern von Lappland wegfahren, Richtung Süden. Beim Restaurant Merihelmi an der Ostsee nördlich von Oulu essen wir ein frühes Lounas und fahren weiter durch immer dichter besiedelte Landschaft bis Kokkola. Die Stadt und den Campingplatz kennen und mögen wir. Der Platz liegt inmitten des reichen Freizeitangebots der Stadt am Strand, mit Park, Sport- und Spielangeboten, Strandbar, Badestelle und kleinem Hafen.

 

Am nächsten Morgen beschließen wir, bis zum Kvarken, der Schärenwelt vor Vaasa, weiterzufahren. 2006 wurde das Gebiet ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen. Hier kann man die Folgen der letzten Eiszeit heute erleben: das Land hebt sich Jahr für Jahr und ändert dadurch seine Gestalt. Die Landfläche vergrößert sich, Inseln und Binnenseen entstehen und Häfen werden verlegt.  Das Wetter auf dem Kvarken ist herrlich angesagt, Sonne und Wärme.

Von Norden biegen wir vor Vaasa zu den Schären ab. Die 1056 m lange Raippaluoto-Brücke verbindet die Inseln mit dem Festland. Wir überlegen, ob wir den Stellplatz im Nordosten oder im Nordwesten ansteuern und entscheiden uns für das erstere.

 

 

 

 

Wir landen nach einer Fahrt durch eine Landschaft wie in Bilderbüchern an einem kleinen Hafen. Dort wird an einem – natürlich rot gestrichenen – Holzhaus Eis verkauft, außerdem gibt es einen kleinen Laden und ein Restaurant/Café. Wir genießen zwei Riesenportionen Eis.

 

 

 

Zwei Wanderwege bieten sich in der Nähe an, einer davon um das ehemalige Fischerdorf, das jetzt nicht mehr am Meer liegt. Sie führen beide an einem Aussichtsturm vorbei, er wird „Salzstreuer“ genannt. Da es schon später Nachmittag ist und der Stellplatz weder am Wasser liegt noch Stromanschlüsse hat, beschließen wir, zum anderen weiterzufahren. Niels-Peter zieht es allerdings vorher noch auf den Turm. Die Aussicht belohnt.

Foto: Niels-Peter Mahler

Foto: Niels-Peter Mahler

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir fahren also zurück auf der einzigen nennenswerten Straße und an der anderen Seite der Insel bis ans Meer. Wir haben Glück, der Platz ist wunderschön, ein verträumter kleiner Hafen mit Namen Klobbskat in einer geschützten Bucht vor der Ostsee. Wir stehen direkt am Wasser und können die Sonnenaufgänge auf der einen

und die Untergänge auf der anderen Seite verfolgen.

 

 

Sonntagmittag kochen wir Lohikeitto, Lachssuppe – die Zutaten dafür und außerdem süße finnische Erdbeeren, Waldhimbeeren und Blaubeeren haben wir noch auf dem Markt in Kokkola gekauft. Wir genießen das Essen in der Sonne.

 

 

 

 

 

Nachmittags wollen wir eine Radtour machen und gleich Milch mitbringen. Wir fahren auf der Straße, die wir gekommen sind, ins Landesinnere, rechts Bäume, links Bäume, hin und wieder ein kleiner Ort, bestehend aus ein paar Holzhäuser und einer Bushaltestelle. Nach 18 km  erreichen wir eine Kreuzung, von der Straßen in andere größere Orte und Richtung Festland abzweigen. Wir fahren nicht die 7 km zum Hauptort, sondern 2,5 nach Sommarö. Dort gibt es einen Landhandel, der, ungewöhnlich für Finnland, sonntags zu hat. Aber gegenüber in den „Sommarhallen“ wird nicht nur Kunsthandwerk von 140 (!) Handarbeiterinnen verkauft, wie die Frau am Tresen uns erzählt, sondern auch Kaffee, Korvapuusti, Brot und Lachscreme. Wir machen Kaffeepause und stocken unser Abend-Picknick auf.

 

 

 

 

 

 

 

Dann geht‘s 1 km weiter zum einzigen Badestrand. Es ist richtig warm geworden inzwischen und wir genießen die Abkühlung. Sie fällt nicht allzu stark aus, die Frau in den Sommarhallen hat nicht zuviel versprochen, das Wasser in der kleinen Bucht hat mindestens 23 Grad.

Viel los ist nicht an diesem letzten Ferientag in Finnland, eine Familie ist da und dann kommt noch eine größere Gruppe.

Wir fahren weiter bis an den südlichen Rand der Schäre. Dort picknicken wir mit Blick auf die Lotseninsel und -boot. Auf diesem Teil der Insel wird offensichtlich noch Landwirtschaft betrieben.

Mit den schönen Holzhäusern und den Wiesen ist es eine Landschaft wie im Bilderbuch – oder einem Astrid-Lindgren-Film.

 

 

 

 

 

 

 

Montagmorgen fährt ein etwas größeres Fischerboot in „unseren“ Hafen und es dauert eine ganze Zeit, bis die Fische entladen sind.

 

 

 

 

 

 

 

Mittags packen wir zusammen und fahren wir mit dem VW-Bus los. Wir halten beim Landhandel, um Milch und Joghurt zu kaufen und können das Auto dort stehen lassen. Wir wollen noch eine kleine Fahrradtour machen und dann weiter nach Vaasa.

Als Ziel für die Radtour haben wir uns ein Fischereimuseum am Südende der Insel ausgesucht. Leider ist es zu, es hatte am Vortag, dem letzten Ferientag, das letzte Mal auf, aber wir können auf dem Gelände am Wasser zwischen den Holzhäusern rumspazieren und auf Tafeln einiges über das Leben auf den Inseln früher lesen.

 

 

 

 

 

 

 

Zurück beim Landhandel treffen wir den Büchereibus an.

Wir fahren durch den Hauptort Replot zurück. Auf dem Friedhof vor der Holzkirche ist die  Erinnerung an die Toten des 2. Weltkrieges lebendig.

Der Campingplatz von Vaasa liegt auf einer Halbinsel vor der Stadt. Wir kommen rechtzeitig zum Sonnenuntergang.

Am Strand finden wir auch die Sauna, von 7 -10 Uhr morgens ist Morgensauna, für Männer und Frauen getrennt, wie in öffentlichen Saunen in Finnland üblich.

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen radeln wir nach der Morgensauna und Bad in der Ostsee über die Brücke in die Stadt. Als erstes steuern wir, da schon Mittag ist, ein hundefreundliches Lounas-Restaurant an. Es ist in der Liste der hundefreundlichen Cafés und Restaurants aufgeführt. Normalerweise dürfen Hunde nicht in Gaststätten, daher ist es wichtig, das vorher zu checken. Dieser Restaurantbesitzer hat 7 Hunde, wie er uns erzählt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem leckeren Mittagessen gehen wir auf Erkundungstour und besuchen als erstes die Kirche. Der rote Backsteinbau wirkt innen durch die Farbgebung und das viele Holz sehr harmonisch und warm. Am Altar hängt statt des üblichen Kreuzes ein Marienbild.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dazu passt, dass die Ausstellung über die Geschichte von Vaasa im ostrobothnischen Museum besonders das Leben der Frauen in den Blick nimmt. In diesem Café durften Frauen sich erstmals öffentlich treffen.

In der Hovioikeudenpuistikko sind viele Cafés und Restaurants, hier die 1926 eröffnete Kotileipomo (Hausbäckerei) angesiedelt.

Am Marktplatz finden sich neben modernen Gebäudekomplexen auch ältere Häuser, unten das Hartmann-Haus, ein wunderschönes Jugendstilgebäude mit etwas nationalromantischem Anklang. An der anderen Stirnseite liegt die Markthalle. Im Pentik-Laden kaufe ich einen Läufer für unseren Esstisch und Muminkarten.

 

 

 

 

 

 

 

Der Pumptrack auf der einen Seite des Marktplatzes wird genutzt. Rechts der Marktplatz von Süden.

 

 

 

 

 

 

 

In Vaasa sind eine ganze Reihe repräsentativer Gebäude, zum Teil Stein- zum Teil Holzhäuser zu finden.

Von der Stadt als wichtigem Industriestandort zeugen diese Gebäude am Wasser.

Fortsetzung folgt!

Texte und Fotos: Alexandra Mahler-Wings