Tag der finnischen Musik

Am Geburtstag des berühmten finnischen Komponisten Jean Sibelius, am 8. Dezember, feiert Finnland auch den Tag der finnischen Musik. Seit 2011 ist er ein offizieller Beflaggungstag.

Die finnische Musik kann man grob in drei Kategorien aufteilen: Volksmusik, klassische Musik und leichtere Unterhaltungsmusik. Das älteste Genre ist die Volksmusik, die sich in Lieder und Spielmannsmusik aufteilen lässt.

Volksmusik

Ontrei Wanninen, der letzte Kalevala-Sänger aus Sortavala (1885), Foto: Museovirasto/Knut Sallin

Die älteste Form, die gesungene Volksmusik Finnlands wurde mündlich von Generation zu Generation überliefert, so dass es aus den frühen Zeiten keine Dokumente gibt. Charakteristisch für die alte gesungene Volksmusik ist der 5/4 –Takt und die Fünftonmusik, auch bekannt als die Kalevala-Melodie.

Die bedeutendsten Sängerinnen und Sänger kamen aus Ostkarelien. Erst in den 1830er Jahren fing man an, Lieder zu sammeln und aufzuschreiben. Auf diesen überlieferten Texten basiert auch das finnische Nationalepos Kalevala. Bis heute hat sich diese Art der Volksmusik hauptsächlich  in Schlafliedern für Kinder gehalten.

Die volkstümliche Instrumentalmusik, die Spielmannsmusik, kam im 17. Jahrhundert aus Mitteleuropa über Schweden nach Finnland. Zentrales Instrument ist dabei die Geige, später auch das Akkordeon, die Klarinette und das Harmonium. Die Tanzmelodien klangen anfangs im Polkatakt, später im 19. Jahrhundert spielte man schließlich auch Jenkka und Walzer.

Die Volksmusik erlebte in Finnland eine Renaissance in den 1940er Jahren, als viele Spielmannsensembles gegründet wurden. Eine zweite Welle entstand mit der europäisch-amerikanischen ethnokulturellen Erscheinung. Insbesondere bei Gruppen, die sich als eine Minderheit in einem fremden Land sahen, spielte die eigene volkstümliche Musik eine bedeutende Rolle. Die dritte Welle kam schließlich in den 1980er Jahren. 1983 wurde die Abteilung für Volksmusik in der Sibeliusakademie gegründet. Vertreter dieser modernen Richtung der finnischen Volksmusik sind z.B. JPP, Värttinä oder Frigg.

Klassische Musik

Die Wurzeln der finnischen klassischen Musik reichen nicht so weit zurück wie beispielsweise in Mitteleuropa. Das finnische Musikleben entstand erst in der Epoche der sog. Wiener Klassik. Im Jahr 1790 wurde in Turku ein Musikverein, Turun Soitannollinen Seura, gegründet. Der bedeutendste Komponist dieser Epoche war Bernhard Henrik Crusell.

Fredrik Pacius, ca. 1870, Foto: Museovirasto/C.A.Hardh

Richtig Fahrt aufgenommen hat das Musikleben Finnlands jedoch erst im 19. Jahrhundert, als der aus Hamburg stammende Fredrik Pacius 1834 an die Universität in Helsinki als Dozent berufen wurde. Er hat u.a. ein Sinfonieorchester und den heute noch aktiven Chor Akademiska Sångföreningen, Akademischer Gesangverein, gegründet. 1852 komponierte er die erste finnische Oper auf das Libretto Kung Karls Jakt (König Karls Jagd) von Zacharias Topelius. Darüber hinaus hat er ein Gedicht von Johan Ludvig Runeberg aus der Gedichtssammlung Geschichten von Fähnrich Ståhl vertont, das später die finnische Nationalhymne „Maamme“ (Unser Land) wurde. Aufgrund seiner Verdienste um das finnische Musikleben wird er oft als „Vater der finnischen Musik“ bezeichnet.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die finnische klassische Musik durch nationalromantische Einflüsse geprägt mit dem bekanntesten Komponisten Finnlands, Jean Sibelius, an der Spitze. Weitere bedeutende Komponisten der klassischen Musik sind z.B. Toivo Kuula oder Oskar Merikanto.

In den 1950er Jahren hielt die Neue Musik Einzug in die finnische Musikszene, als u.a. Erik Bergman seinen Kompositionen die Zwölftontechnik zugrunde legte. In den 1970er Jahren erlebte die finnische Opernszene mit den eher traditionellen Werken von Aulis Sallinen oder Joonas Kokkonen mit ihren sog. Fellmützenopern (karvalakkiooppera) eine besonderen Phase. Der Begriff Fellmütze wurde von den Avantgardisten ursprünglich spöttisch benutzt und sollte auf den konservativen Stil, das Hinterwäldlerische und die Rückständigkeit hinweisen, die durch die Themenwahl der Librettos zum Vorschein kamen. Beispiele dafür sind z.B. Viimeiset kiusaukset (Die letzten Versuchungen) von Joonas Kokkonen oder Punainen viiva (Der rote Strich) von Aulis Sallinen. Die Werke zählen dennoch zu den bedeutendsten finnischsprachigen Opern.

Internationale Erfolge

Junge Komponisten, Dirigenten und Musiker, die sich im Verein Korvat auki (Ohren auf!) zusammengefunden haben, brachten den radikalen europäischen Modernismus nach Finnland. Viele dieser jungen Radikalen, wie z,B. Kaija Saariaho, Magnus Lindberg oder Esa-Pekka Salonen,  haben später in den 1980er und 1990er Jahren internationale Berühmtheit erlangt. Zum Renommee Finnlands als ein Land der klassischen Musik haben sicherlich auch die berühmten Opernfestspiele von Savonlinna sowie der internationale Erfolg von Opernsängerinnen und –sängern wie Martti Talvela, Karita Mattila und Soile Isokoski beigetragen.

Unterhaltungsmusik

Die Unterhaltungsmusik, die als Begriff umstritten ist, denn letztendlich kann nahezu jede Musikrichtung unter diesem Begriff eingeordnet werden, hat sehr viele Facetten: Schlager, Jazz, Pop, Rock usw.

Dallapé-Orchester, Foto: Helsingin kaupungin museo/Aarne Pietinen

Die Wurzeln der finnischen Schlagermusik liegen bereits in den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Die scherzhaft-satirischen Couplets von Alfred Tanner mit markantem Kehrreim und meist einem aktuellen politischen oder pikanten Inhalt waren in den 1910- und 1920er Jahren sehr beliebt. Das finnische Wort für Schlager, iskelmä, stammt von Roine Rikhard Ryynänen, der gemeinsam mit dem bekannten Sänger Georg Malmstén in den 1920er Jahren große Erfolge feierte. Weitere bekannte Musiker aus den Anfangsjahren waren z.B. Matti Jurva und das Dallapé-Orchester. Spätere Schlagerstars waren u.a. Olavi Virta, Juha „Watt“ Vainio, Annikki Tähti oder Laila Kinnunen.

Mit dem neuartigen Sound der in den 1960er Jahren aufkommenden E-Gitarren begann die Ära der sog. rautalankamusiikki, wörtlich „Eisendrahtmusik“ in Anlehnung an die Saiten der E-Gitarre. Dieser Begriff wurde nur in Finnland verwendet, allgemein spricht man von Instrumentalrock. Die weltweite Entwicklung der verschiedenen Musikrichtungen spiegelte sich im Laufe der Jahrzehnte auch entsprechend in der Musikszene in Finnland mit Finnish-Pop, Punk und der Neuen Welle wider.

Erfolgswelle des Heavy Metal

Eine Besonderheit ist die Beliebtheit und der Erfolg der finnischen Heavy Metal Bands. Ende der 1990er Jahre eroberten Bands wie HIM, Nightwish oder Children of Bodom die Bühnen. Diese Bands haben nicht die bereits vorhandenen Bands kopiert, sondern haben ihren ganz eigenen Stil entwickelt und damit internationale Bekanntheit erlangt: HIM mit Love Metal, Nightwish mit Symphonic Metal und Apocalyptica mit Cello Metal.

Es ist viel über die Frage diskutiert worden, warum Hevi, wie Heavy Metal auf Finnisch genannt wird, gerade in Finnland so gut ankam. Eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht, aber die gesellschaftskritischen Texte sowie das Düstere und Schwere, das Depressive bis hin zur Nähe des Todes, die den Songs innewohnen, scheinen die finnische Seele anzusprechen.

Lust auf Musik

Finnland ist ein Land der musikbegeisterten Menschen. Die musikalische Ausbildung, die bereits in der Schule beginnt und die Talente bis zur renommierten  Sibelius Akademie begleitet, bringt immer neue Musikergenerationen hervor. Auch die Vielzahl der unterschiedlichsten Musikfestivals, die Jahr für Jahr das Publikum begeistern, spiegelt das große Interesse der Bevölkerung an Musik wider.

 

Quelle: Wikipedia

Beitragsfoto oben: Teil des Sibelius-Monuments in Töölö, Visit Finland