Eine Million für unsere Ostsee

Die John-Nurminen-Stiftung und Moomin Characters haben durch die #MEIDÄNMERI –Kampagne mehr als eine Million Euro für den Schutz der Ostsee und ihres Kulturerbes gesammelt.

Die von neun Anrainerstaaten umringte Ostsee ist das am meisten verschmutzte Meer weltweit. Neben dem dichten Schiffsverkehr besteht das Hauptproblem der Ostsee in der starken Überdüngung durch Landwirtschaft und Abwässer, die immer wieder zu Algenblüten und Absterben weiter Bereiche des Meeresbodens führt. Schon jetzt sind nach Angaben der John-Nurminen-Stiftung je nach Strömungsverhältnissen zwischen zehn und 25 Prozent des Meeresbodens biologisch tot, also frei von Sauerstoff.

© Moomin Characters™

Im Vergleich zu den großen Ozeanen ist die Ostsee mit einer durchschnittlichen Tiefe von nur 54 m sehr flach. Die tiefste Stelle misst 460 m.  Der Atlantik hat beispielsweise eine durchschnittliche Tiefe von etwa vier Kilometern. Darüber hinaus ist die Ostsee ein Binnenmeer, das nur etwa alle zehn Jahre mit neuem sauerstoffreichem Nordseewasser über sehr enge Wasserstraßen zwischen Dänemark und Schweden versorgt wird. So bleiben Nährstoffe und Gifte etwa 30 Jahre lang im Ostseewasser.

Obwohl es gelungen ist, die Überdüngung durch belastete Abwässer in den vergangenen Jahren zu reduzieren, zeugen immer noch große Blaualgenteppiche, trübes Wasser und  immer größere biologisch tote Bodenflächen vom desolaten Zustand des Meeres. Zudem beschleunigt der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung des Wassers den Prozess der Überdüngung.

Das versteckte Paradies

Klovharu/© Moomin Characters™

 

Die Schöpferin der Moomins, Tove Jansson († 2001), liebte das Meer. Auf der kargen kleinen Insel Klovharu verbrachte sie mit ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä viele Sommerferien. Das Meer bedeutete für sie Freiheit und Abenteuer und inspirierte sie zu vielen Moomingeschichten.

Deshalb war es für Moomin Characters eine sehr logische Entscheidung, anlässlich des 75. Jubiläumsjahres der Moomins im Januar 2020 gemeinsam mit der John-Nurminen-Stiftung eine Kampagne zu starten, um Geld für diverse Projekte zur Rettung der Ostsee zu sammeln. Bis Ende Juli 2021 sind mehr als 1,1 Mio. Euro zusammengekommen!

 

Mit diesen Mitteln wurden u.a. folgende Projekte unterstützt:

Düngemitteltransporte per Schiff

In den Ostseehäfen werden jährlich mehr als 44 Mio. t Düngemittel umgeschlagen mit steigender Tendenz. Insbesondere bei der Be- und Entladung gelangen große Mengen an Düngemittel in Form von Staub zunächst in die Luft und anschließend ins Meer. Auch das Reinigen der Schiffsladeräume, die teilweise sogar noch auf offener See erfolgt, spült Düngemittelreste ins Meer. Das Projekt sucht gemeinsam mit Hafenbetreibern, Düngemittelherstellern und Kommunen nach Lösungen, die zur Entlastung der Umwelt beitragen.

Pilotprojekt zum Recyceln von Gülle

Die durch die Massentierhaltung verursachten Einträge in die Gewässer können regional eine große Belastung für die Umwelt darstellen. In 2020 startete in der Region Satakunta an der Westküste Finnlands ein Pilotprojekt, das dieses Problem lösen soll.

In Regionen mit viel Massentierhaltung entsteht oft mehr Gülle als die umliegenden Felder aufnehmen können. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden aus Gülle gewonnene Nährstoffe, insbesondere Phosphor, in nahegelegene Regionen mit wenig Tierhaltung und nährstoffarme Böden in den Ackerbau übertragen. Ziel des Projektes ist es, ein regionales Gleichgewicht des Nährstoffgehalts der Böden zu erzeugen und außerdem Daten und alternative Modelle für die Massentierhaltung zu finden. Allein durch dieses eine Pilotprojekt in Satakunta wurden 510 t separierte Schweinegülle dort zurück in den landwirtschaftlichen Kreislauf gebracht, wo sie gebraucht wird und keine zusätzliche Umweltbelastung darstellt. Diese Menge beinhaltet etwa 1000 kg Phosphor, der nicht in die Ostsee gelangt ist!

Das Schilfrohr-Projekt

Foto: Finland Promotion Board/UM

Das von der John-Nurminen-Stiftung und der Finnischen Forstverwaltung gemeinsam initiierte Projekt soll die Ostsee durch das Mähen und Reduzieren von großen Schilfrohrteppichen entlang der Küste entlasten.

Das Gemeine Schilfrohr (Phragmites australis) ist eine in flachen Gewässern wachsende und sich stark verbreitende Pflanze. Entlang der Küste Finnlands befinden sich Flächen von zigtausend Hektar, die sich für das Mähen eignen. Durch den vermehrten Nährstoffeintrag werden die zugewachsenen Flächen immer größer. Eine Fläche von einem Hektar Schilf kann 10 kg Phosphor, 100 kg Stickstoff und mehr als 2 t CO₂ enthalten.

Durch das sinnvoll geplante Mähen großer Schilfvorkommen kann einerseits eine große Menge an belastenden Nährstoffen aus den Küstengewässern entzogen werden, Flächen für eine bessere Freizeitnutzung geschaffen und traditionelle Küstenlandschaften wiederhergestellt werden. Andererseits wird dabei genügend Lebensraum für Arten erhalten, die ein Schilfbiotop benötigen.

Die Nutzung von Schilfmasse hat viele positive Klimaeffekte. Sie kann als Ersatz für den starke CO₂-Emissionen verursachenden Torf oder für Mineralwolle, die aus nichterneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird, eingesetzt werden. Darüber hinaus reduziert die Entfernung von totem Schilf aus den Küstengewässern den klimaschädlichen Methanausstoß. Die positiven Effekte sind schon länger bekannt, die Umsetzung einer nachhaltigen und marktgerechten Nutzung der Schilfmasse scheiterte bisher jedoch an erntetechnologischen und logistischen Herausforderungen.

Die Arbeit muss weitergehen

Die Kampagne ist zwar beendet, aber die Arbeit zum Wohle der Ostsee geht weiter. Die John-Nurminen-Stiftung hat in den vergangenen 10 Jahren nahezu 40 Saubere Ostsee-Projekte (Puhdas Itämeri -hankkeet) initiiert, von denen 30 bereits zum Abschluss gebracht worden sind. Im Rahmen dieser Projekte konnte die Phosphorbelastung im Finnischen Meerbusen um 75 Prozent reduziert werden.

Auch das Risiko eines Tankerunglücks im stark frequentierten Finnischen Meerbusen konnte durch die Einführung des Navigationsdienstes ENSI® (Enhanced Navigation Support Information) minimiert werden. Das System führt die Daten der jeweiligen Routen der Tanker in der zentralen Leitstelle zusammen und erleichtert die digitale Kommunikation mit den einzelnen Schiffen.

Quellen und weitere Informationen:

#MEIDÄNMERI (Unser Meer)

John-Nurminen-Stiftung

 

Beitragsfoto oben: Söderskär/Visit Finland