Spurensuche der Deutschen Schule Helsinki

Die Deutsche Schule Helsinki feiert im kommenden Jahr ihr 140-jähriges Jubiläum. Deshalb möchte die Schule ihr Archiv erweitern und ruft alle Ehemaligen auf, Schränke und Dachböden nach verborgenen Schätzen aus der Schulzeit durchzuforsten.

Der Weg von einer Schule für notleidende deutsche Kinder des 19. Jahrhunderts zu einer der angesehensten privaten bilingualen Schulen in Helsinki ist sehr lang. Die Eingliederung Finnlands in das Zarenreich Anfang des 19. Jahrhunderts brachte weitreichende Veränderungen mit sich. Die Ausweitung des internationalen Handels und der Aufschwung des gewerblichen Lebens und der Industrie in Finnland brachte viele deutschsprachige Unternehmer und Geschäftsleute, Offiziere und Beamte, aber auch Handwerker ins Land. Es wurden viele Unternehmen gegründet, die teilweise bis heute noch bestehen.

Wohltätigkeitsverein als Wiege der Schule

Die immer wachsende Gemeinschaft gründete gemeinsam mit der deutschen evangelischen Kirche  1880 den „Deutschen Wohltätigkeitsverein in Finnland“, der alle Deutschsprachigen, unabhängig von Staatszugehörigkeit und Konfession verbinden und ebenso allen in Not geratenen Deutschen im Lande helfen sollte. Vor allem die Kinder der deutschen Handwerker und Arbeiter, die in kleineren Städten lebten, hatten keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Diesen Kindern wollte der Wohltätigkeitsverein helfen.

So eröffnete der damalige deutsche Pastor Richard Kirstein mit finanzieller Unterstützung des Wohltätigkeitsvereins 1881 eine Elementarschule mit neun Schülern unterschiedlichen Alters. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sich die Schule unter den angenommenen Voraussetzungen nicht unterhalten ließ. Nach mehreren Reformen näherte man sich im Laufe der Jahre zunehmend an das finnische Schulsystem und nahm auch Kinder aus wohlhabenden Familien unterschiedlicher Nationalitäten auf. Familien wie Stockmann, Fazer, Paulig und Rohde standen an der Wiege und haben über viele Jahre die Weiterentwicklung der Schule unterstützt.

Schule zweier Kulturen

Heute ist die Deutsche Schule Helsinki (DSH) „eine private Schule, die es sich zum Ziel gesetzt hat, junge Menschen in die Sprachen und geistigen Inhalte zweier Kulturen einzuführen: in die des finnischen und in die des deutschen Kulturkreises“, wie man auf der Internetseite der Schule nachlesen kann. An der DSH lernen über 650 Schüler und Schülerinnen mit 18 verschiedenen Nationalitäten, etwa 80 Prozent von ihnen besitzen die finnische Staatsbürgerschaft.

Die DSH besteht bis zur 9. Klasse aus zwei unterschiedlichen Zweigen:  Die Klassen 1 bis 4 des deutschsprachigen Zweiges bilden die deutsche Grundschule für Kinder mit Deutsch als Muttersprache oder mit entsprechenden Deutschkenntnissen. In den Klassen 5 bis 12 ist die Zielsetzung die eines deutschen Gymnasiums, das im Klassenverband zum Abitur führt.

In den Klassen 1 bis 4 des finnischsprachigen Zweiges wird hauptsächlich finnischsprachiger Unterricht erteilt. Der Anteil des deutschsprachigen Unterrichts nimmt mit der Entwicklung der Sprachkenntnisse der Schüler in den musischen Fächern langsam zu. Ab Jahrgangsstufe 5 nimmt der deutschsprachige Fachunterricht, der auf deutschen Lehrplänen basiert, jährlich zu.

In der Oberstufe ist die Unterrichtssprache für alle Schüler hauptsächlich Deutsch, es gibt keine Trennung nach deutsch- und finnischsprachigem Zweig mehr. Die Oberstufe bereitet auf das Deutsche Internationale Abitur (Allgemeine Hochschulzugangsberechtigung) vor. Das Deutsche Internationale Abitur der DSH ist dem finnischen Studentenexamen (ylioppilastutkinto) gleichgestellt und befähigt damit zu einem Studium an Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland und Finnland.

Die DSH ist stets ihrem Grundprinzip treu geblieben, eine Begegnungsschule zu sein. Das hat sie über die politisch schwierigen Zeiten gerettet. Sie ist und bleibt offen für alle, die deutsch-finnische Beziehungen auf kultureller, sprachlicher und freundschaftlicher Ebene pflegen wollen.

Aufruf an alle ehemaligen Schüler*innen der DSH

Als Vorbereitung für das große Jubiläumsjahr 2021 möchte die DSH ihren Werdegang dokumentieren und ihr Archiv erweitern. Deshalb folgender Aufruf:

In 140 Jahre passen viele Schüler, Lehrer, Eltern, Ereignisse, Bilder, Feiern und Erlebnisberichte. Manches ist in Jahresberichten, Fotoalben und anderen Dokumenten im Archiv der Schule erhalten. Aber vieles, was den Schulalltag betrifft, ist im Gedächtnis, in Kisten oder Koffern, auf den Speichern oder hinten im Schrank bei ehemaligen Schülern, Lehrern und anderen Angestellten, bei Eltern, Großeltern, Verwandten … Wir möchten den historischen Horizont und damit das Archiv erweitern.

Es gibt immer einen Grund, aufzuräumen, den Keller zu durchforsten, auf dem Speicher zu kramen. Vielleicht stoßen Sie dabei auf interessante Dinge aus der Schulzeit – bitte nicht wegwerfen, sondern an die DSH schicken!

 

Kontakt: Dr. Uta-Maria Liertz

E-Mail: uta-maria.liertz [at] dsh.fi

Tel.: +358 44 756 7193

Postanschrift: Deutsche Schule Helsinki, Malminkatu 14, FI-00100 Helsinki

 

Weitere Informationen: www.dsh.fi