Nordische Neujahrstraditionen
Der Jahreswechsel ist ein magischer Moment, in dem man alles Vergangene verabschiedet und versucht, die zukünftigen Ereignisse möglichst positiv zu beeinflussen. Feuerwerk und Zinngießen sind Traditionen, die bis heute erhalten geblieben sind, aber die wenigsten öffnen zu Mitternacht das Fenster, um das alte Jahr hinauszulassen. Jeder Kulturraum hat seine eigenen Traditionen, in Finnland feiert man den Jahreswechsel seit dem 16. Jahrhundert zu Silvester. Vorher fand der Jahreswechsel nach der Erntezeit im Herbst statt.
In der bäuerlich geprägten Kultur endete das Erntejahr mit dem Kekri-Fest im September. Die Kekri-Tradition war noch bis ins 18. Jahrhundert in Finnland weit verbreitet. Da das Fest jedoch auf heidnischen Wurzeln basierte, war es dem damaligen Klerus ein Dorn im Auge und wurde nach und nach durch die heutige Form der Neujahrsfeierlichkeiten ersetzt. Auch die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung Finnlands trug dazu bei, dass die Kekri-Tradition allmählig in Vergessenheit geriet. Viele der alten Traditionen wurden allerdings auf Weihnachten und Neujahr übertragen.
Durch Träume ins Eheglück
Im Moment des Jahreswechsels ist alles in einem Zustand des Wandels. Mit verschiedenen Mitteln versucht man, die Zukunft vorauszusehen. Früher hat man tatsächlich ein Fenster geöffnet, um das alte Jahr hinauszuschicken und das neue einziehen zu lassen. Es war auch ratsam, zu Mitternacht positive Gedanken zu haben und gute Vorsätze für das kommende Jahr auszusprechen.
Den ersten Taten im neuen Jahr hat man entscheidenden Einfluss zugeschrieben. Für einen Single verriet der Name der ersten im neuen Jahr getroffenen Person des anderen Geschlechts, wie der oder die Zukünftige heißen wird.
Insbesondere in Karelien gab es viele alte Traditionen, die den Menschen dabei helfen sollten, die Zukunft und insbesondere das Eheglück vorauszusehen. So hat man z.B. abends ein Stück Brot im Ärmel versteckt, um im Traum zu sehen, mit wem man es später essen wird, d.h. den zukünftigen Ehepartner. Nach einer anderen Sitte hat man eine ins Eisloch eingetauchte nasse Socke neben dem Bett aufgehängt, um zu sehen, wer im Traum beim Trocknen derselben helfen würde.
Zinn zeigt die Zukunft
Die sicherlich bekannteste und am weitesten verbreitete Art der Zukunftsdeutung ist das Zinngießen. Im 19. Jahrhundert kam die Tradition aus Mitteleuropa und Schweden auch nach Finnland. Anfangs war es nur der reichen Oberschicht vorbehalten, aber nach und nach setzte sich die Tradition auch in der breiten Bevölkerung durch und hat sich bis zum heutigen Tag gehalten.
Neben dem Zinngießen hat man die Ereignisse des kommenden Jahres auch aus Gegenständen gelesen, die unter Kaffeetassen versteckt wurden. Ein Ring bedeutete Eheschließung, ein Papierfetzen Armut, Tannennadeln Beerdigung, schwarzer Stoff Trauer und roter Stoff Freude.
In Finnland gehörte die Sauna selbstverständlich in jedes traditionelle Fest. Man ging am Silvesterabend in die Sauna, um das alte Jahr „abzuwaschen“ und das neue im sauberen Zustand begrüßen zu können.
Feierlichkeiten bei jedem Wetter
Gemäß der regionalen Klimaverhältnisse ist das Wetter in Finnland zum Jahreswechsel sehr wechselhaft. In den meisten Fällen wird das neue Jahr, abgesehen von der südwestlichen Küste und dem Schärengebiet, bei kühlen Minustemperaturen empfangen. Aber auch extreme Temperaturen sind nicht selten. Der tiefste Wert wurde 1982, mit -43,5 °C in Naruskajärvi bei Salla gemessen. Der Wärmerekord liegt bei +6,3 °C und wurde 1973 in Oulu gemessen.
Beitragsfoto oben: Visit Finland/Pete Heck
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