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Die Nadelwälder dunkeln fort im Osten“ – unter diese raunende Zeile aus „Finnische Nächte“ des Expressionisten Paul Boldt hat Volker Pirsich, Germanist, Fenno-Ugrist und kundiger Bibliothekar, etwa 120 Gedichte von 83 Autorinnen und Autoren zusammengestellt – in chronologischer Folge. Anfang und Schluss machen sozusagen „Skizzen von unterwegs“:  Paul Flemings „Schiffbruch auf Hogland“ (1663), Nora Gomrigers „Zugfahrt“ (2014). Aus den dreieinhalb Jahrhunderten dazwischen werden Schätze und Trouvaillen ausgebreitet.

Erwartungsgemäß steht die Natur im Vordergrund: dreimal wird der Imatrankoski betrachtet, als naturbelassener Wasserfall von August Thieme (1805/09) sowie Heinrich Wilhelm Adolph Keller (1903) und als betongezähmtes Rinnsal von Karl-Heinz Bolay (1956) – jeweils symbolisch gedeutet. Dazwischen viel Ernsthaftes, auch Politisches: ein Fluch auf Stalin, Brechts Diktum über das Schweigen in zwei Sprachen hier im Zusammenhang (aber nicht dem Bittersten!), Rainer Kunzes Missverstehen von Runebergs „Vårt land“ als Gedicht ohne Liebe.

Überraschungen sind: Georg Julius Justus Sauerweins Gedicht „Muttersprache“/ „Äitinkieli“ in beiden Originalen (1874), oder Peter Schlacks „Schwäbische Vers uff a finnische Sommer“. Eine ausführliche Einleitung erläutert die schlüssige Auswahl, die Kurzbiographien der Dichter und Dichterinnen sind informativ und aufschlussreich.

Zu bestellen unter: hla-jkv@t-online.de

Volker Pirsich (Hrsg.), „Die Nadelwälder dunkeln fort im Osten“: deutschsprachige Gedichte über Finnland und Finnen. – Grevenbroich: Heiner Labonde Verlag, 2019,  Veröffentlichungen der Aue-Stiftung: Nr. 42 – 167 S. – 16 € plus Versand

Foto: Visit Finland/Juho Kuva

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