Reisebericht Teil 7: Vom Oulujärvi über Kuopio nach Helsinki

Es ist Abend, als wir auf dem Weg zu einem in der App ausgewiesenen Stellplatz an einem Hinweisschild zu einem Campingplatz vorbeikommen. Wir folgen ihm und landen auf dem Oulujärven Lomakylä am Oulujärvi-See.

Auch hier bittet ein Schild um Anruf. Der Eigentümer heißt uns willkommen am Telefon und sagt, wir sollen uns einen Platz aussuchen, er komme morgen früh. Und so sieht der See am Morgen aus:

Der Platz ist liebevoll gestaltet. Es gibt offensichtlich auch Dauercamper, aber außer uns ist nur einer da. Morgens gehen wir zum See und staunen über den Sandstrand, der sich an seinem Ufer erstreckt, soweit man sehen kann.

 

 

 

 

 

 

 

Am Ufer liegen, ebenfalls soweit man sehen kann, Boote. Als wir einen Spaziergang am Strand machen, sehen wir, dass im Wald versteckt ein Mökki neben dem anderen liegt, manche klein, andere größer und aufwendiger gebaut, teils mit Gewächshaus dabei.

 

Morgens ist es schon ziemlich kühl. Baden kommt erst nach der Sauna in Frage, die direkt am See liegt und deren Platz in der Morgensonne wir am nächsten Tag fürs Frühstück nutzen. Im Wald um den Campingplatz wachsen Blaubeeren und Preiselbeeren.

 

 

 

 

 

 

 

Es fühlt sich an nach Atempause auf dem Heimweg. Der geht am nächsten Tag weiter. Nach 100 km Fahrt sieht Niels-Peter im Rückspiegel den Adapter des Stromkabels am Auto herunterhängen: wir haben auf dem Campingplatz vergessen, es herauszuziehen und mitzunehmen! Ich rufe den Eigentümer an und schreibe eine Email, er solle sich melden, falls etwas kaputt gegangen ist. Das ist aber anscheinend nicht der Fall.

Meine Finnischlehrerin hat von Kuopio erzählt und zwar so, dass wir dort auf jeden Fall hin möchten. Wir kommen am Nachmittag dort an, bummeln über den Marktplatz mit dem Rathaus auf der einen …

 

 

 

 

 

 

 

…und der Markthalle auf der anderen Seite.

Wir bekommen in einem Fachgeschäft für Angeln und Outdoor ein schönes finnisches Messer für unseren Schwiegersohn, der gerade seine Lehre als Zimmermann beendet hat. Das Geschäft wird von einem älteren grauhaarigen sehr kompetenten Ehepaar geführt, es ist viel los und jeder Kunde wird gut beraten.

Anschließend fahren wir erstmal stadtauswärts zum riesigen und ziemlich teuren Campingplatz. Zum Glück gibt es zum Teil noch alte Steckdosen. Am nächsten Morgen geht es wie immer mit den Rädern ca. 6 km in die Stadt. Die Strecke führt über zwei Brücken, die über Ausläufer des Kallavesi-Sees führen, und ist ziemlich hügelig. Niels-Peter möchte in das orthodoxe Kirchenmuseum Riisa und ich in das Minna Canth -Haus. Museen und Ausstellungen können wir nur abwechselnd besuchen, weil Nellie nicht mit hinein darf. Als erstes führt unser Weg zur Touristinformation, dort erhalten wir Stadtpläne mit den Sehenswürdigkeiten und Tipps zum Einkaufen und Essen gehen. Ich freue mich, dass mir auf Finnisch geantwortet wird und nicht gleich auf Englisch ausgewichen wird. Wir gehen zum Minna Canth-Haus, das wegen Renovierung geschlossen ist. Das Haus ist aber auch von außen sehenswert.

Ich hätte gern vor Ort mehr erfahren über diese Frau, die als „die wichtigste Autorin des finnischen Realismus“ (28 Eichenverlag) gilt und eine bedeutende Vorkämpferin für die Rechte der Frauen war. Sie hat nach dem Tod ihres Mannes ihre 7 Kinder großgezogen und etliche Werke geschrieben. Ihr Geburtstag, der 19. März, ist staatlicher Feiertag in Finnland: der Tag der Gleichberechtigung. So habe ich mir nun die Autobiografie bestellt in Übersetzung von Nadine Erler. Kuopio steht für den nächsten Finnlandaufenthalt wieder auf dem Programm, zum Aussichtspunkt schaffen wir es diesmal auch nicht mehr. Wir stärken uns in einem koiraystävällinen ravintola – einem hundefreundlichen Restaurant – mit Mittagstisch. Danach macht sich Niels-Peter auf den Weg zum Riisa-Museum und Nellie und ich wandern mit der Kamera durch die Stadt zum Hafen.

 

 

 

 

 

 

 

Es ist ziemlich windig. Das Café wirkt verlassen, aber die Hecke ist sehr bewohnt, ich habe noch nie eine Hecke voller Vögel gesehen, hier sieht man meist nur die braunen Köpfe rausgucken.

Auf dem Weg zurück kommen wir an der Baustelle des Kuopio Museums vorbei. Auf dem Comic ist erklärt, was und warum hier gebaut wird, mal eine ganz andere Art Bauschild.

Niels-Peter ist vom Kirchenmuseum beeindruckt. Wir treffen uns am Dom wieder, der imposant auf einer Anhöhe liegt.

 

Es ist der 12.September, am 13. geht unsere Fähre nach Travemünde. Wir wollen die Nacht in Helsinki verbringen, noch leckere Mitbringsel kaufen und ins Ateneum gehen. Dort läuft eine Ausstellung, die wir an den ersten Tagen Helsinki noch nicht gesehen haben, aber unbedingt sehen sollen: Silent beauty – nordic and east asian interaction. Der Focus auf alltäglicher Schönheit, der in den nordischen und asiatischen Künsten eine große Rolle spielt, steht hier im Mittelpunkt. Ein wesentliche Dimension besitzt in beiden Kulturen auch die Verbindung zur Natur. Die Ausstellung ist ein wunderbarer Abschluss einer wunderbaren Reise mit vielen Eindrücken und einer großen Dankbarkeit für die Schönheit, die wir erleben durften.

 

 

Text und Fotos: Alexandra Mahler-Wings

 

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