Reisebericht Teil 8: Vom Sami-Meer Richtung Tampere

Die neunwöchige Rundreise von Alexandra und Niels-Peter durch Finnland bis hoch zum Eismeer neigt sich langsam dem Ende zu. Nun beginnt die Rückfahrt in Richtung Süden:

Wir entspannen ein paar Tage am Inari-See, bevor wir Richtung Süden fahren. In Tampere waren wir 2014 zuletzt, daher wollen wir auf dem Weg nach Helsinki dorthin. Drei Zwischenübernachtungen sind eingeplant, damit wir tagsüber nicht so lange im Auto sitzen. Ab Mittwoch soll das Wetter aufklaren.

Karte: freemapviewer, bearbeitet von Niels-Peter Mahler

 

Wir genießen die Zeit im Haus am Inari-See. Er hat eine Fläche von 1.086 qkm, ist damit der drittgrößte See Finnlands (doppelt so groß wie der Bodensee) und ca. 3.000 Inseln. Eine davon ist Ukko, eine alte samische Opferstelle. Nach ihr ist der Teil des Sees benannt, an dem unser Mökki liegt. Früher ein beliebter Ausflugsort wird die Insel nun aus Respekt für ihre Bedeutung für die Sámi nur noch mit dem Ausflugsschiff umfahren.

 

 

 

Samstag ist der einzige Tag seit Mittwoch und bis Dienstag, an dem kein Regen angesagt ist. Wir nutzen ihn für eine Wanderung. Ca. 40 km südlich liegt am Ort Saariselkä der Eingang zum Urho Kekkonen Nationalpark, benannt nach einem für Finnland sehr wichtigen langjährigen Staatspräsidenten. Im Winter ist er ein beliebtes Skigebiet und der Ort wirkt auf uns tatsächlich ein bisschen wie ein Skiort in den Alpen mit unzähligen Hotels und Unterkünften und ziemlich viel Tourismusangeboten. Im Park selber ist auch eine ganze Menge los.

 

Der Weg, den wir wandern, führt auf einen Fjell und ist gut ausgebaut. Die Treppen, von dem im Lappland-Wanderführer noch die Rede ist, sind verschwunden, nun führt ein Kiesweg bergan. Die Landschaft ist hier wieder etwas anders, deutlich zu sehen ist der Übergang von Birken zu Kiefern weiter unten am Hang.

Ganz oben wachsen die Birkenbüsche nur noch flach über dem Boden. Wir können gut verstehen, dass sie sich vor den kalten Winden, die auch heute wehen, schützen. Oben auf dem Fjell sind wir in den Wolken, die Sicht ist nicht sehr weit.

 

 

 

 

 

 

 

Wir freuen uns, als wir wieder mehr und vor allem die Ruska-Farben sehen. Auf der anderen Seite des Fjells im Windschatten setzen wir uns auf einen umgekippten Baumstamm und essen unsere Brote.

Auf dem Rückweg erleben wir etwas, das bei unseren inzwischen doch zahlreicheren Wanderungen noch nie vorgekommen ist: viermal werden wir nach dem Weg gefragt – und zwar von Finn*innen. Das ist erstaunlich, weil die Finn*innen eigentlich geübte Wanderer und mit der Orientierung im Gelände vertraut sind, hier offensichtlich nicht alle.

Am Ende des Weges steht eine sehr moderne Wanderhütte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück am Mökki genießen wir die Sauna mit Abkühlung im See.

Am Sonntag, 18.9. sind auf dem See Schaumkronen zu sehen, Windstärke 4 bis 5 mit Böen.

Wir gehen in den angrenzenden Wald, um noch ein paar Beeren zu sammeln und der Wind ist weg, sehr angenehm. Vor uns laufen Schneehühner auf dem Weg. Leider habe ich die Kamera nicht dabei und nachdem ich sie geholt habe, sind sie natürlich weg.

Eine Frau kommt uns entgegen und fragt uns auf Finnisch nach der Beerenausbeute. Tatsächlich finden wir überall noch Blaubeeren, obwohl die Zeit dafür eigentlich vorbei ist. Für Preiselbeeren ist sie genau richtig, aber es sind kaum welche da. Die Frau sagt uns, dass Preiselbeeren hier nicht so gut gedeihen, und gibt uns einen Tipp für eine gute Pflückstelle ein paar Kilometer weiter. Da wollen wir am nächsten Tag mit den Rädern hin.

Radfahren an der E 75, der Hauptverkehrsachse nach Norden macht nicht wirklich Spaß. Hier wird 100 km/h gefahren. Die Fahrzeuge halten Abstand zu den Radlern, trotzdem zischt es ganz schön, wenn sie vorbeifahren. Wir fahren auf der Höhe, die die Finnin beschrieben hat, auf einen Parkplatz und finden an den Hängen auf der anderen Seite der Straße Preiselbeeren und auch noch Blaubeeren.

Am Dienstag, dem letzten Tag im Mökki, kommen – nach einer Woche – ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolken. Alles beginnt zu leuchten.

Vormittags machen wir einen Spaziergang vom Campingplatz aus die Sandstraße weiter, die von der E 75 1,5 km bis hierher führt. Sie endet nach ca. 2 km an zwei privaten Wegen. Immerhin sieht Niels-Peter vor uns ein Hermelin über die Straße laufen. Kurz darauf gelingt ein Foto von diesem Vogel, den wir als Seidenschwanz identifizieren.

 

 

Auf der Terrasse vor dem Häuschen mache ich mit kalten Fingern (gefühlte 0 Grad) die Beeren sauber und höre ein Geräusch aus dem Baum vor mir.  Als ich hochsehe, guckt mir aus der Kiefer ein Eichhörnchen zu.

 

 

Nachmittags fahren wir nach Ivalo, Niels-Peter mit Fahrrad und Nellie und ich mit Kardemumma. Wir treffen uns beim Supermarkt und fahren nach Einkauf und Tanken eine kleine Straße entlang des Ivalojoki Richtung Mündung in den Inari-See. Leider sind alle Wege zum See, die wir sehen, private. Die Fahrt durch die Landschaft ist trotzdem schön.

Und ein Rentier beobachtet auch, was wir da tun.

Mittwoch früh heißt es zusammenpacken und nach Süden fahren.

Erste Station an der E 75 ist Sodankylä, eine Gemeinde mit einem riesigen Gebiet an der Kreuzung der Europastraßen E 75 Richtung Inari und Utsjoki und E 63 nach Kemijärvi.

Niels-Peter bekommt im Sportgeschäft eine Trekkinghose. Unser „Stammrestaurant“ ist modernisiert worden und hat dabei seinen Charme leider verloren. Also essen wir einen Snack vor dem R-Kioski. 2014 war ich mit Nellie in der Galerie mit Werken von Andreas Alariesto. Die besuchen wir jetzt zusammen, Nellie darf wieder mit. Alariesto war ein Maler, Autodidakt, der das Leben der Sami und der früheren Siedler in Bildern im Stil naiver Malerei festgehalten hat. Sein Geburtsdorf wurde für einen Stausee geflutet. Vor der Galerie steht die Skulptur eines Sami mit Rentier.

 

Dann wandern wir den im Lappland-Wanderführer beschriebenen Naturpfad an der Flussmündung des Jeesiöjoki in den Kitinen. Er führt an einem früheren Samidorf-Standort vorbei. Wir fahren weiter nach Süden bis Korvala, 50 km vor Rovaniemi und übernachten auf dem Campingplatz.  Die Rezeption ist in einem alten Holzhaus, früher ein traditioneller Gasthof. Der Platz liegt an einem kleinen See. Morgens scheint zum Glück die Sonne.

Es geht weiter Richtung Oulu. Am Straßenrand sehen wir für dieses Jahr das letzte Mal Rentiere und Schneehühner, manche schon teilweise in weißem Winterkleid. Auf dem Weg halten wir an der Bäckerei und Raststätte Rieskapaikka, die anscheinend bei Finnen beliebt ist. Wir schieben uns den Tisch vor der Tür in die Sonne und essen draußen Lounas mit leckerer Biskuitrolle mit Blaubeerfüllung als Nachtisch.

Wir nutzen das schöne Wetter für einen Zwischenstopp in Kemi, wo wir sonst immer nur vorbeifahren. Kemi ist bekannt für seine Schneeburg, die jeden Winter wieder gebaut wird. Im Frühjahr, wenn es taut, wird sie in die Ostsee geschoben. Jetzt steht nur das zugehörige Hotel.

Alles in allem ist es eine moderne Stadt, am Ostseestrand stehen noch Holzhäuser.

 

 

 

 

 

 

 

Wir freuen uns abends, wieder nach Oulu zu kommen. Morgens fahren wir bei Sonne mit den Rädern in die Stadt. Nach dem Mittagessen im Rooster besuchen wir das Northern-Ostrobothnia Museum, das in dem schönen Park liegt.

Dort sind Wohnräume in Oulu aus den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten ausgestellt. Die Einrichtungen spiegeln die wirtschaftliche Entwicklung und die politische, erst kamen die Einflüsse aus Stockholm, dann aus St. Petersburg, bevor das finnische Design übernimmt und einen eigenen Stil entwickelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch die Mumins sind vertreten.

Nachmittags geht es weiter nach Süden bis zu einem SFC-eigenen Campingplatz. Wir werden freundlich begrüßt. Dass ich ein bisschen Finnisch kann, macht hier viel aus. Als die Frau an der Rezeption hört, dass wir morgens weiterwollen, bietet sie uns den Übernachtplatz für 10 Euro an. Niels-Peter soll die Sauna trotzdem gern nutzen.

Am 24.9. morgens fahren wir weiter nach Tampere. Erst liegt Nebel über den Seen, an denen wir vorbeikommen. Für diesen Blick muss man halten, hier ging es zum Glück.

Der letzte Teil des Reiseberichts folgt ab Tampere.

 

Text und Fotos: Alexandra Mahler-Wings

 

Fortsetzung folgt!

Bisherige Beiträge:

Teil 1: Neun Wochen durch Finnland mit dem VW-Bus

Teil 2: Am Polarkreis im Mökki und Airbnb

Teil 3: Vaasa und der Kvarken

Teil 4: Von Vaasa nach Oulu – Sommer in der Stadt

Teil 5: Im Käsivarsi – in Finnlands Arm

Teil 6: Von Utsjoki in Lapplands Norden zum Eismeer

Teil 7: Um den Varangerfjord nach Klein-Finnland und zum Inari-See